Gezeichnete Stadt
Arbeiten auf Papier
1945 bis heute

Katalog zur Ausstellung
in der Berlinischen Galerie
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(derzeit geschlossen!)
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Unvollendete Metropole
Band 1+2  

Katalog zur Ausstellung
im Kronprinzenpalais, Berlin
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(derzeit geschlossen, danach
Link: Virtueller Rundgang
bei

 



 

Luigi Colani
und der Jugendstil


Katalog zur Ausstellungl
Bröhan-mMseum Berlin
(bis 30. Mai 202)1
Derzeit
Corona bedingt geschlossen!

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                  R E Z E N S I O N E N


 

 

 



 

Kirsten Otto
Berlins verschwundene Denkmäler
Eine Verlustanalyse von 1918 bis heute

Lukas Verlag, 2020

Die an „unsere gefallenen Helden“ erinnernden Kriegerdenkmale werden zunehmend mit Befremden wahrgenommen, nicht zu sprechen von ganzen historischen Denkmalslandschaften, die, ideologisch wie künstlerisch fragwürdig, nach Revision, wenn nicht Entrümpelung, verlangen. Good bye Lenin ist leicht gesagt, doch wohin mit den vom Sockel gestoßenen Standbildern?

Die vorliegende Arbeit diskutiert jenseits von äußeren Verlusten durch Krieg, Diebstahl oder Vandalismus die Alternativen des Umgangs mit ausgemusterten Denkmalen. Die entsprechenden Stichworte sind: verwahren, verbergen, vernichten oder wiederverwenden. Aufschlussreich ist da der der Versuch der Westberliner Verwaltung die Reste der von Kaiser Wilhelm II. im Tiergarten initiierten Siegesallee zu entsorgen bzw. unterzubringen. Zahlreiche Figuren, dieser schon bei ihrer Entstehung von den Berlinern  bespöttelten und von Kunsthistorikern als peinlich empfundenen preußisch-brandenburgischen Ahnenreihe, hatten den Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs überstanden. Sie wurden zunächst hinter dem Schloss Bellevue gelagert. Mit dem Ausbau des Schlosses zum Amtssitz des Bundespräsidenten mussten sie weichen und wurden in einer nächtlichen Aktion im Schlossgarten vergraben. Damit verschwanden sie für gut zwanzig Jahre aus der öffentlichen Wahrnehmung. Ende der 70er kamen die wieder ausgegrabenen Figuren in einem Lapidarium unter, das in dem ehemaligen Pumpwerk am Landwehrkanal eingerichtet wurde. Nach seiner Schließung, 2010, fanden die ungeliebten Figuren ihre vorerst letzte Zuflucht in der Zitadelle Spandau.

Lapidarien wie auch die Verwendung von Teilen größerer Denkmalsensembles, vor allem von Tiermotiven, zur Möblierung der Stadt sind ohne Hinweis auf den Entstehungszusammenhang der Werke eher eine Verlegenheitslösung. Geeignetere Orte, um aus der  Zeit gefallene Denkmale als Zeitdokumente oder Kunstobjekte zu würdigen und sie der wissenschaftlichen Befassung zu erhalten, wären neben Museen und thematischen Ausstellungen Denkmalfriedhöfe, wie sie in anderen Städten – Budapest, Moskau – bereits existieren. Mit entsprechenden historischen und künstlerischen Konzepten ließen sich so Beiträge zur Volksbildung mit der Gewinnung neuer städtischer Erlebnisräume verbinden.

Kirsten Otto stößt mit ihrer Dissertation eine wichtige Diskussion um Erhaltung und Veränderbarkeit der Berliner Denkmallandschaft an und der an ihr ablesbaren ideologischen und kunstgeschichtlichen Brüche.  So ist die Ostberliner Situation zu DDR-Zeiten durch den Spagat zwischen Entmilitarisierung/Entpreußifizierung und der „Preußen-Renaissance“ gekennzeichnet, während der die Standbilder der Generäle der Befreiungskriege, Friedrichs des II. und anderer namhafter Preußen in das Stadtbild zurückkehrten.
In jedem Fall trifft die ästhetische und inhaltliche Botschaft der steinernen und ehernen Monumente auf ein Stadtbild in Bewegung und einem entsprechend widerspruchsvollen Nachhall in der Gesellschaft. Die in den letzten hundert Jahren erlittenen Denkmalverluste der Stadt sind demzufolge nicht nur auf ihr Schleifen oder ihre Zerstörung zurückzuführen. Im Fall der Siegessäule, dem Stein gewordenen Triumph Preußens über Frankreich, die nicht, wie von der französischen Besatzungsmacht gefordert, geschleift wurde, ist gar das einschlägige Reaktionsmuster zwischen Siegern und Besiegten außer Kraft gesetzt worden.(ak)

 

 


 

 

 
     
 
 

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