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Kirsten Otto
Berlins verschwundene Denkmäler
Eine Verlustanalyse von 1918 bis heute
Lukas Verlag, 2020
Die an „unsere gefallenen Helden“ erinnernden
Kriegerdenkmale werden zunehmend mit Befremden wahrgenommen, nicht
zu sprechen von ganzen historischen Denkmalslandschaften, die,
ideologisch wie künstlerisch fragwürdig, nach Revision, wenn nicht
Entrümpelung, verlangen. Good bye Lenin ist leicht gesagt, doch
wohin mit den vom Sockel gestoßenen Standbildern? Die vorliegende
Arbeit diskutiert jenseits von äußeren Verlusten durch Krieg,
Diebstahl oder Vandalismus die Alternativen des Umgangs mit
ausgemusterten Denkmalen. Die entsprechenden Stichworte sind:
verwahren, verbergen, vernichten oder wiederverwenden.
Aufschlussreich ist da der der Versuch der Westberliner Verwaltung
die Reste der von Kaiser Wilhelm II. im Tiergarten initiierten
Siegesallee zu entsorgen bzw. unterzubringen. Zahlreiche
Figuren, dieser schon bei ihrer Entstehung von den Berlinern
bespöttelten und von Kunsthistorikern als peinlich empfundenen
preußisch-brandenburgischen Ahnenreihe, hatten den Bombenhagel des
Zweiten Weltkriegs überstanden. Sie wurden zunächst hinter dem
Schloss Bellevue gelagert. Mit dem Ausbau des Schlosses zum Amtssitz
des Bundespräsidenten mussten sie weichen und wurden in einer
nächtlichen Aktion im Schlossgarten vergraben. Damit verschwanden
sie für gut zwanzig Jahre aus der öffentlichen Wahrnehmung. Ende der
70er kamen die wieder ausgegrabenen Figuren in einem Lapidarium
unter, das in dem ehemaligen Pumpwerk am Landwehrkanal eingerichtet
wurde. Nach seiner Schließung, 2010, fanden die ungeliebten Figuren
ihre vorerst letzte Zuflucht in der Zitadelle Spandau.
...
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Carolin
Würfel
Ingrid Wiener und die Kunst der Befreiung
Wien 1968 –Berlin 1972
Hanser Berlin, 2019
Die traditionellen Frauen-Handwerke Kochen
und Weben zu Mitteln der Lebenskunst und der Befreiung aus dem grauen
Alltag umschaffen – was für eine Vorstellung? Ingrid Wiener gelingt
genau das. Die junge Frau, nach dem Urteil ihres Lehrers zu gutaussehend
für die weiterführende Schule, findet früh Kontakt zur Wiener Gruppe,
einer Vereinigung von österreichischen Schriftstellern, die in den 50er
und 60er Jahren von sich reden macht. Ihr gehören Männer wie Hans Carl
Artmann, Gerhard Rühm, Friedrich Achleitner oder Oswald Wiener an, der
später ihr Ehemann wird. Eine andere Lebenstechnik, die sie schon in
ihrer Jugend beherrscht, ist es, die Menschen zu finden, die ihrem
Lebenshunger Nahrung geben und zu ihrer emotionalen Verfassung passen.
Anders als vielleicht vermutet, findet eben sie die Männer, und nicht
umgekehrt, und – wie Carolin Würfel in zahllosen Interviews und
gemeinsam verbrachten Stunden mit ihrer Heldin herausfindet – ist
sie „die Frau die Abstand hält“.
Für Friedensreich Hundertwasser fertigt Ingrid Wiener ihre ersten
Wandteppiche, Auftragswerke, noch ohne eigene Autorenschaft. Später, in
Kanada, wird sie Alltägliches – Fotografien, Notizzettel, Einkaufslisten
– in ihre Gobelins hineinweben, Kunstwerke, die in internationalen
Galerien und Museen zu sehen sind. Der Weggang aus Wien, 1968, gleicht
einer Flucht. Mit Oswalt Wiener ist sie Teil eines Kunst-Happenings, das
als Uni-Ferkelei Schlagzeilen in der Boulevardpresse macht.
Nachdem nicht nur die Bürger verschreckt sind, sondern auch die Wiener
Polizei ermittelt, gehen sie ins Exil nach West-Berlin. ...
Ganze Rezension..
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Eva-Maria Barkhofen (Hg.)
Baukunst im Archiv
Die Sammlung der Akademie der Künste
Dom publishers / Akademie der Künste, 2016
bei
Das Baukunstarchiv ist eine
Schatzkammer der Bauentwürfe und Baugedanken, zumal derer, die
unrealisiert geblieben und nur auf Papier vorhanden sind. Von
Richard Ermisch, etwa, stammt aus dem Jahr 1923 das Schaubild einer
Kirche der Weltreligionen, eine Idee, die heute wieder aufgenommen
und in Berlin Mitte als House
of One verwirklicht werden soll. Unter die besonderen Fundstücke
zählen auch die Aquarelle und Gouachen des 1940 von den Nazis
ermordeten Architekten und Malers Paul Goesch, Adolf Behnes
weitgestreute Korrespondenz mit den Größen der Architektur- und
Kunstwelt oder Bruno Tauts Zeichnung von 1920 für die Publikation
Auflösung der Städte mit dem Schriftzug „Lasst sie
zusammenfallen die gebauten Gemeinheiten! Steinhäuser machen
Steinherzen“.
...Ganze
Rezension
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Roy Knocke, Werner Treß (Hg.)
Franz Werfel und der Genozid
an den Armeniern
De Gruyter; Oldenbourg, 2015.
Franz Werfel fand die Quellen für seinen weltberühmten Roman Die vierzig Tage des Musa
Dagh in den Schriften des evangelischen Theologen und engagierten Streiters für die Armenier, Johannes Lepsius, in den Aufzeichnungen des französischen Gesandten Comte Clauzel und im Archiv eines armenischen Klosters in Wien. Seine Anklage bekommt, neben der konkreten Darstellung des Versuchs eines Völkermords an den Armeniern, einen allgemeinen Charakter und richtet sich gegen etwas „weit Entsetzlicheres als zügellose Willkür (…) nämlich machtgestützte Ordnung und ein flächendeckendes planvolles Vorgehen.“ Es ist eine Anklageschrift gegen den europäischen Nationalismus, den sich die Jungtürken zu Eigen gemacht haben und der im Dritten Reich seine heftigste Steigerung erlebte.
Das Leid von halbverhungerten armenischen Waisenkindern auf einem Damaszener Markt
traf den Schriftsteller Franz Werfel 1930 auf einer Nahostreise mit seiner Lebensgefährtin Alma Mahler-Gropius so tief, dass er beschloss dem Völkermord an den Armeniern im späten Osmanischen Reich ein literarisches Mahnmal zu setzen. Der akribisch, wie ein Geschichtswerk, recherchierte Roman erzählt die Geschichte eines 5000-Seelen-Dorfes, dessen Bewohner sich, nur spärlich bewaffnet, auf einem Berg vor den heranrückenden türkischen Truppen verschanzen und drei Angriffswellen abwehren können, bevor ein französisches Kriegsschiff sie aus der tödlichen Umzingelung befreit.
...Ganze
Rezension
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Wolfgang Benz (Hg.)
Handbuch des Antisemitismus
Judenfeindschaft in Geschichte
und Gegenwart
Band 7: Literatur, Film, Theater und Kunst
De Gruyter, 2015
Ist Wilhelm Busch ein klassischer Antisemit, sind, wie Golo Mann
vorschlägt, nur manche seiner Gedichte und Bildergeschichten ein klein bißchen antisemitisch oder ist er gar einer, der, etwa in
Die fromme Helene, den
Antisemitismus der deutschen Kleinbürger aufs Korn nimmt? So wie
die Werke Buschs sind auch die der Gebrüder Grimm auf dem Prüfstand.
Das Märchen Der Jude im Dorn, in dem sich die Grimms unter zwei Varianten –
diebischer Mönch und ebensolcher Jude – für die zweite mit den
entsprechenden verleumderischen Zuschreibungen entscheiden, ist seit
1815 in allen Ausgaben der Kinder-
und Hausmärchen zu finden und wurde erst nach 1945 aussortiert.
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Wolfgang Neskovic
(Hg.)
Der CIA Folterreport
Der offizielle Bericht des US-Senats
zum Internierungs- und Verhörprogramm der CIA
Westend Verlag, 2015
„Grausam, unmenschlich und entwürdigend“ nennt Dianne Feinstein, die
Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des US-Senats, in ihrem
Vorwort zu diesem Report die Praktiken des zwischen Ende 2001 und
Anfang 2009 angewandten Internierungs- und Verhörprogrammes. Sie
kommt zu dem Schluss, dass die Gefangenen, die sogenannten
verschärften Verhörmethoden unterzogen wurden, „nach jeder
üblichen Bedeutung des Begriffs gefoltert wurden“.
Die CIA brachte mit der Zerstörung von Videoaufnahmen ihrer Verhöre
von Häftlingen im Dezember 2007 die Untersuchungsaktivitäten selbst
in Gang, die im März 2009 zur Gründung des Ausschusses führten.
Der vollständige Untersuchungsbericht, der mehr als das Zehnfache
dieser hier vorliegenden, immerhin schon gut 600 Seiten starken
Zusammenfassung ausmacht, enthält, wieder mit den Worten der
Ausschussvorsitzenden, „umfassende, entsetzliche Einzelheiten“.
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Rolf Hosfeld (Hg.)
Johannes Lepsius – Eine deutsche
Ausnahme
Der Völkermord an den Armeniern,
Humanitarismus und Menschenrechte
Wallstein Verlag, 2013
Johannes Lepsius (1858-1926) verfasste seinen Bericht über die
Lage des armenischen Volkes in der Türkei 1916 und ließ davon
„in einem Kraftakt zivilen Ungehorsams“, trotz und wegen der
drohenden Zensur im mit der Türkei verbündeten Deutschen Reich, 20
000 Exemplare aus eigenen Mitteln drucken und im ganzen Reich
verteilen. Schon nach den ersten Massakern, 1896, hatte der
„Missionsdirektor, Theologe und Patriot“, der im anatolischen Urfa
eine erste Niederlassung des späteren Lepsius-Hilfswerkes gegründet
hatte, mit der evangelischen Amtskirche gebrochen. Frisch zurück aus
der Türkei hatte er in einer Artikelserie Die Wahrheit über
Armenien ausgebreitet und die Freistellung für sein
Armenienengagement gefordert. Als das verweigert wurde, legte er
sein Pfarramt nieder.
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Vera Lourié
Briefe an Dich.
Erinnerungen an das russische Berlin
Schöffling & Co., 2014
Vera Lourié (1901-1998) ist eine der russischen Emigrantinnen und
Emigranten, die zu Beginn der 20er Jahre in großer Zahl – man
spricht von 300 000 – nach Berlin kamen. Ungleich den meisten von
Ihnen, für die Berlin nur Durchgangsstation auf dem Weg nach Paris
oder Prag war oder die schließlich in ihre Heimat zurückkehrten,
blieb die Dichterin bis zu ihrem Tod im ungeliebten Exil. In einem
ihrer Gedichte heißt es: „Auf dem kalten Asphalt von Berlin / kannst
du der Sehnsucht nirgends entgehen“. Mehr..
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Hannah Lotte Lund
Der Berliner "Jüdische Salon" um 1800
Emanzipation in der Debatte
Die von Emanzipationsdiskursen bewegte Zeit zwischen 1770 und 1830
schließt auch die Glanzzeit der Salons ein und legt die Frage nach
deren emanzipatorischem Potential nahe. Waren die Salons Orte dieser
Diskurse und ihre Gastgeber, die Rahel Levin Varnhagen, Henriette
Herz, Sara Meyer Grotthus, Marianne Meyer Eybenberg, deren Autoren?
Waren die Salons sogar die Institutionen „bürgerlicher Verbesserung“
von Juden und Frauen, wie es die unverhältnismäßig große Zahl
jüdischer Salonièren vermuten lassen könnte? Und welche Rolle
spielten Gäste wie Wilhelm von Humboldt, Friedrich von Gentz oder
der schwedische Diplomat Gustav von Brinckmann?
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Anne-Christin Saß
Berliner Luftmenschen
Osteuropäisch-jüdische Migranten
in der Weimarer Republik
Das Berliner Scheunenviertel, im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts
noch Elendsquartier und ostjüdisches Ghetto, wird heute gern als
romantischer Sehnsuchtsort, als harmonisches, dörfliches Schtetl
wahrgenommen. Die Ursachen für diese Sicht liegen in einem
Ostjudenkult, der vor fast einem Jahrhundert während des Ersten
Weltkriegs aufkam. Danach galt der Ostjude unter seinen
Glaubensgenossen als wahrer Repräsentant jüdischer Kultur und
Religiosität oder – die Kehrseite – als anpassungsunfähige,
hinterweltlerische, geradezu asoziale Gestalt. Unter den Migranten
selbst gab es höchst widerstreitende Ansichten darüber, wem das
Etikett „Ostjuden“ zukam und welche Bedeutung diese um die
Jahrhundertwende im Deutschen Kaiserreich entstandene
Fremdzuschreibung nach dem Ersten Weltkrieg noch besaß.
Anne-Christin Saß konfrontiert in ihrer faszinierend materialreichen
ethnographischen Studie diese Projektionen vom Ostjuden mit den
verschiedenen religiösen, kulturellen, politischen und ökonomischen
Wirklichkeiten, die die russischen, polnisch-litauischen und
galizischen Juden bei ihrer Migration nach Berlin im Gepäck hatten.
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Bernd Sösemann und
Gregor Vogt-Spira (Hg.)
Friedrich der Grosse in Europa
Geschichte einer wechselvollen Beziehung
(2 Bände)
Wir kennen Friedrich II. von Preußen, auch Friedrich der Große
oder gar liebevoll der „alte Fritz“ genannt, einerseits als großen
Kriegsherren und vielleicht wichtigsten Monarchen des 18.
Jahrhunderts und andererseits als frankophilen Mäzen von Literatur
und Freund klassischer Musik. Ob von Verehrern, die sein
300-jähriges Jubiläum zum Anlass für die Aufzählung seiner „Helden“-Taten
nutzen oder von Kritikern, die Rezeption des Preußenkönigs stützt
sich zumeist auf die wenig kritische und sehr populäre Befassung im
Rahmen einer Politik- und Herrschaftsgeschichte, die den
zeitgenössischen höfischen Idealisierungen, Vereinnahmungen oder
Polemiken weitgehend folgt. Der Herausgeber und Historiker Bernd
Sösemann, spezialisiert auf Kommunikationsgeschichte, lenkt den
Fokus auf die mediale Person Friedrich des Großen, dessen
politisches Geschick nicht zuletzt in der Nutzbarmachung von
öffentlicher Stimmung und der Verwendung gedruckter Medien bestand,
die er zum Teil selbst in Form von Berichten und Artikeln
beisteuerte. Mehr..
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Gerd R. Ueberschär
(Hrsg.)
Handbuch zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus und
Faschismus in Europa 1933 / 1939 bis 1945
Diktatur und Besatzung und die möglichen Reaktionen von Regierungen
und Bevölkerungen zwischen Kollaboration und Widerstand sind das
Material aus dem nationale Mythen und Identifikationen entstehen,
die in der Geschichtsschreibung entsprechend verklärende und
politisch motivierte Darstellungen nach sich ziehen.
Mit der Behandlung des Widerstandes gegen Nationalsozialismus und
Faschismus als supranationales, gesamteuropäisches Phänomen
vermeidet das internationale Autorenkollektiv dieses Handbuches die
tendenziöse nationale Perspektive. Unabhängig davon erweisen sich
die Formen des Widerstandes von Land zu Land als höchst
unterschiedlich und lassen auf die unterschiedlichen
geographisch-politischen Ausgangsbedingungen und eine entsprechend
andere Organisation von Besatzung und Durchsetzung der Herrschaft
schließen.. Mehr..
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Martin Mühlhoff und Christian Vossiek:
Missing Synagogues:
Sechsundvierzig Ansichten in Berlin.
Die menschenleeren Fotos erstaunen durch ihre Alltäglichkeit. Nicht
Ruinen oder Denkmäler, sondern mehrheitlich Reihenhäuser von
Neubausiedlungen aus der Nachkriegszeit, Brachland, Park- und
Spielplätze füllen die Lücken, die der Holocaust in eine Stadt mit
einst reichem, jüdischem Leben gerissen hat. Bildhaft deutlich wird
dies an der ehemaligen Synagoge der Gemeinde Adass Jisroel in der
Tucholskystraße 40. Die Brandwand des Nachbargebäudes, die auf die
immer noch provisorischen Bauten der wieder bestehenden Gemeinde
weist, gibt durch Schwärzung des Backsteins die Konturen des
einstigen Synagogengiebels zu erkennen.
Im vorangestellten Grußwort des Präsidenten des Zentralrats der
Juden zitiert dieser den Ausspruch Heinz Knoblochs: „Misstraut den
Grünflächen!“. Beim Durchblättern des Katalogs stellt sich eine
Ahnung ein, was damit gemeint sein könnte. . Mehr..
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Sibylle Plogstedt:
Knastmauke.
Das Schicksal von politischen Häftlingen der DDR nach der deutschen
Wiedervereinigung.
Warum geht es den schätzungsweise 200 000 bis 250 000 ehemaligen
politischen Häftlingen der DDR, die mit ihrer Haltung und ihren
Taten maßgeblich zum Fall der Mauer beigetragen haben, heute so
schlecht, warum ist ihre soziale Stellung so prekär? Das unter den
Häftlingen gebräuchliche Wort „Knastmauke“ bezeichnet lautmalerisch
und nachfühlsam die Zermürbung, den besonderen psychischen Zustand,
der sich nach langer Haft einstellt. Ähnlich wie bei der Unkultur
des Wegschauens und Vergessenes nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges sieht die Autorin, die aus eigener Hafterfahrung weiß,
wovon sie spricht, im Umgang mit den Geschädigten des DDR-Regimes
große Versäumnisse. Mehr..
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Klaus-Peter Friedrich (Hg.)
Die Verfolgung und Ermordung der
europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933
– 1945.
Band 4: Polen. September 1939 – Juli 1941.
Das auf 16 Bände angelegte Projekt Die Verfolgung und Ermordung der
europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933
– 1945 ist eine ausgedehnte Quellenedition. Das vorgestellte
Material setzt sich aus Schriftstücken, Briefen, Verordnungen,
Augenzeugenberichten, Tagebucheinträgen, Pressemitteilungen,
Statistiken der nationalsozialistischen Administration, sowie aus
Arztberichten und Todesmeldungen zusammen. Die einzelnen Dokumente
sind nach ihrem Entstehungsdatum geordnet. Auf eine inhaltliche
Strukturierung der Texte haben die Herausgeber verzichtet, um einen
möglichst authentischen Eindruck von der Vielfalt der
zeitgenössischen Wahrnehmung zu ermöglichen. Mehr..
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Dorothea Zöbl:
Leben am Kurfürstendamm.
100 Jahre Geschichte und Geschichten
um die Mietshäuser Kurfürstendamm 48-50
Kurfürstendamm 48-50a ist ein
repräsentativer Eckhauskomplex am neu gestalteten George-Grosz-Platz
und
ein würdiger Zeuge zum 125-jährigen Jubiläum des Boulevards. An
diesem Häuserblock und seinen Bewohnern
veranschaulicht die Autorin den Wandel des ländlichen
Charlottenburger Sträßchens inmitten von Ackergrün hin
zur bürgerlichen Prachtstraße der Reichshauptstadt.
Der Bau entsteht um 1900 unter der Leitung des Architekten und
Bauherren Heinrich Munk, der im Geiste der
Gründerzeit den rasant steigenden Bedarf der boomenden
Wirtschaftsmetropole an palastähnlichen Wohnungen
für das Großbürgertum und die Aristokratie bediente. Mehr..
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Eckart Conze, Norbert
Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann:
Das Amt und die Vergangenheit.
Deutsche Diplomaten im Dritten Reich
und in der Bundesrepublik
Ein ehrender Nachruf auf den
verurteilten Kriegsverbrecher Franz Nüßlein, der nach seinem Tod,
2003, in der Mitarbeiterzeitschrift des Auswärtigen Amtes erschien,
rief lauten Protest hervor und setzte einer Praxis ein Ende,
die im Auswärtigen Amt seit seiner Wiedergründung nach dem Zweiten
Weltkrieg mehr als 50 Jahre treu gepflegt
wurde. Hätten sich die Grünen sonst kein Verdienst erworben, so wäre
allein die Abschaffung dieses beschämenden
Rituals durch ihren Außenminister Joschka Fischer und die
Entschleierung der NS-Vergangenheit des Amtes und
der großen personellen und geistigen Kontinuität der Berliner
Wilhelmstraße im Auswärtigen Amt der Bundesrepublik,
die in diesem Buch unternommen wird und die von Fischer angestoßen
wurde, aller Ehren wert.
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Sabine Gruber und Ulrich Ott (Hg.):
Harry Graf Kessler.
Das Tagebuch 1880-1937
Neunter Band 1926-1937
Mehr
als in den vorangegangenen Bänden dieses gewaltigen
zeitgeschichtlichen Panoramas bestimmen
in den hier vorgestellten Tagebucheintragungen aus den letzten zehn
Lebensjahren zunehmend persönliche
Züge und tragische Erlebnisse des Autors den Text. Der in England,
Frankreich und Deutschland aufgewachsene
und erzogene Kessler, der 1879 von Kaiser Wilhelm I. – in dem manche
seinen tatsächlichen Vater vermuten –
in den Adelsstand erhoben worden war und der mit großer Begabung auf
diplomatischem Parkett, wie in Salons
und Künstlerkreisen brillierte, offenbart zunehmend eine vorher an
ihm nicht wahrgenommene Gemütslage, die Einsamkeit. Mehr..
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Laurenz Demps:
Berlin-Wilhelmstraße.
Eine Topographie preußisch-deutscher Macht
Auf 1000 Metern standen
dicht gedrängt Institutionen, Ministerien und Ämter, die die
Wilhelmstrasse seit
1871 zum politischen Zentrum des Deutschen Reiches und, wie
Downing Street oder den Kremel, zu
einem Synonym für nationale Macht werden ließen. Mit den im Krieg
zerbombten oder bei Abrissarbeiten
zerstörten Gebäuden und den groß angelegten Neubauprojekten verlor
die Straße ihr herrschaftliches
Gesicht. Das Ausradieren der NS-Physignomie im Stadtbild beendete
ein Kapitel Stadtgeschichte, das
bereits Anfang des 18. Jahrhunderts begonnen hatte.
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Rita Unfer Lukoschik (Hg.):
Italiennerinnen und Italiener
am Hofe Friedrich II. (1740-1786)
Bäcker, Köchinnen,
Kaufleute Feinmechaniker, Maler, Tischler und für sein Opernhaus die
besten
Kräfte von Sängern und Sängerinnen bis zu Bühnenarchitekten,
Dekorateuren und Maschinisten.
Auch Gelehrte und Dichter, die, wie Luigi Giuseppe Lagrange und
Giovanni Castiglione nacheinander
Direktoren der Mathematischen Klasse der Preußischen Akademie der
Wissenschaften wurden, oder
wie Francesco Algarotti, der gleichberechtigt mit Voltaire zu den
Gästen an der berühmten Tafelrunde
in Sanssoucis gehörte.
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Ben Barkow, Raphael Gross, Michael Lenarz (Hg.):
Novemberpogrom 1938.
Die Augenzeugenberichte der
Wiener Library, London
Die Augenzeugenberichte,
die unmittelbar nach dem Novemberpogrom 1938 von Alfred Wiener und
seinen Mitarbeitern vom Jewish Central Information Office (JCIO)
zusammengetragen wurden und
die sich heute in der nach Wiener benannten Bibliothek in London
befinden, werden hier erstmals in
Buchform veröffentlicht. Wiener hatte schon in den frühen 20ern
Vorträge gegen den Antisemitismus
gehalten, war Mitgründer des Büro Wilhelmstraße, das sich der
Propaganda gegen die Judenhetze
der Nationalsozialisten verschrieb und gründete 1933 mit David Cohen
das JCIO in Amsterdam, das
zwischen 1934 und 1940 mehrere Hundert Publikationen herausgab. Der
Novemberpogrom von 1938,
als 1400 Synagogen angezündet und zerstört, Juden in aller
Öffentlichkeit gedemütigt und verprügelt,
unzählige Wohnungen und Geschäfte ausgeraubt und verwüstet und 91
Menschen in weniger als 24
Stunden ermordet wurden, war das letzte wichtige Ereignis, über das
der JCIO aus den Niederlanden
berichten konnte. Im Sommer 1939 brachte Wiener die gesammelten
Augenzeugenberichte nach
London.
Auf mehr als 900 Seiten schildern die Berichte die Pogrome, geordnet
nach den verschiedenen Regionen
Deutschlands, nach Österreich und dem Protektorat Böhmen und Mähren.
Eigene Kapitel sind der Lage
in den
Konzentrationslagern nach dem November 1938
und den Anstrengungen zur Rettung der jüdischen
Kinder gewidmet.
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Hans Sahl:
Memoiren eines Moralisten.
Das Exil im Exil
Leider konnte sich Hans Sahl erst spät, 1989, entschließen, mit
seiner Frau endgültig nach Deutschland
überzusiedeln. Ein erster Versuch in den 50er Jahren scheiterte. Wie
die Mehrzahl der Emigranten wurde
er von der westdeutschen Gesellschaft fast reflexartig
zurückgewiesen.
Es sind Männer seines Schlages
mit
einem von stoischem Wahrheitswillen bestimmten und von Humor und Erotik durchpulsten Leben, die
die deutsche
Nachkriegsgeneration in der geistlosen Adenauer-Zeit so schmerzlich
vermisst hat.
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Gustav Regler:
Das Ohr des Malchus.
Gustav Regler-Werkausgabe, Band 10
Es gibt Menschen, deren Biographien mit ihrem
Wechsel von Schauplätzen und Lebenshaltungen
leicht
zwei Leben füllen könnten. Einige ehemalige Kommunisten gehören
dazu, Gustav Regler ganz bestimmt.
Der 1898 Geborene nimmt am Ersten
Weltkrieg teil, promoviert über Die Ironie im Werk Goethes,
heiratet
und wird geschieden, trifft in Worpswede seine
Lebensgefährtin Marie Luise Vogeler, wohnt mit ihr im
Roten Block
der Berlin-Wilmersdorfer Künstlerkolonie, tritt in die KPD ein,
flieht nach Paris, ...
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Silke Kettelhake:
"Erzähl allen, allen von mir!"
Das schöne kurze Leben
der Libertas Schulze-Boysen
Libertas Viktoria Haas-Heye
verbrachte ihre Kindheit auf dem bei
Berlin gelegenen Schloss Liebenberg,
einem Landgut ihres Großvaters.
Ihre Mutter, Victoria Fürstin zu Eulenburg und Hertefeld war
Anhängerin
Rudolf Steiners, der Vater,
Otto Ludwig Haas-Heye, Kunstprofessor und ein erfolgreicher
Modeschöpfer.
Was an dieser jungen Frau,
die als Pressereferentin bei Metro-Goldwyn-Mayer arbeitete, von einem Leben
als
Schriftstellerin träumte und 1933 in die NSDAP
eintrat, könnte das Interesse einer Biographin wecken?
Ist es der
brutale Tod der nur 29-Jährigen unter
dem Fallbeil am 22. Dezember 1942 in der Strafanstalt Berlin-Plötzensee?
Die Bekanntschaft und spätere Heirat mit dem Offizier,
Publizisten und Widerstandskämpfer Harro Schulze-
Boysen brachte Libertas unvermittelt in Kontakt zu Kreisen des
Widerstands, nach denen
die Gestapo und
die Spionageabwehr unter dem Namen
Rote Kapelle fahndete.
Nicht wenige der
Widerstandskämpfer, die
sie kannten, misstrauten
der Schlossprinzessin.
Libertas Verhalten nach ihrer
Verhaftung scheint ihnen im Nachhinein recht zu geben. Sie
hatte so viele Namen und Verbindungen preisgegeben, dass
sie selbst der
Gestapo unglaubwürdig schien. Die Gewissheit des gemeinsamen,
unmittelbar bevorstehenden Schicksals
löschte dann alles Trennende aus, ihre
Versuche sich frei zu kaufen, ihren Verrat
wie auch ihre Reue darüber.
So konnte sie in Ihrem letzten Brief an die Mutter schreiben:
Erzähl allen, allen von
mir. Unser Tod muss ein
Fanal sein.
Mit Libertas Schulze-Boysen
starben am gleichen Tag Horst Heilmann, Hans Coppi, Kurt
Schulze,
Ilse Stöbe
und Elisabeth Schumacher unter dem Fallbeil und
Rudolf Scheliha, Harro Schulze-Boysen, Arvid
Harnack,
Kurt
Schumacher und John Graudenz durch den Strang. Von einem
Personenregister würde das
Buch
profitieren.
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Thomas Biskup, Marc Schalenberg (Hg.):
Selling Berlin.
Imagebildung und Stadtmarketing von der
preußischen Residenz bis zur Bundeshauptstadt
Berlin verkaufen? An wen und als was?
Einige jüngere Labels, unter denen die Stadt firmierte, sind uns noch
geläufig: die
Frontstadt,
die Mauerstadt, die Hauptstadt der DDR, die Trümmerstadt, die
Welthauptstadt
Germania, das wilde
Berlin der 20er
Jahre ... Spätestens seit der
750-Jahrfeier sind die Anstrengungen in West
und Ost, die Stadt marktgerecht aufzubereiten, unübersehbar.
Mehr:
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S. Gehrig, B. Mittler, F. Wemheuer (Hg.):
Kulturrevolution als Vorbild?
Maoismen im deutschsprachigen Raum
online bestellen bei
Die 68er,
die K-Gruppen, die MLer, die RAF - müssen uns diese Politphänomene
der 60er, 70er Jahre
und ihre Beziehungen zu den Ideen Mao Tse-Tungs heute noch
interessieren? Immerhin gibt es einige
aktive deutsche Politiker, die ihre ersten
politisch-organisatorischen Erfahrungen in K-Gruppen machten,
so Jürgen Trittin im Kommunistischen Bund, Antje Vollmer in
der Liga gegen den Imperialismus der KPD
oder Ulla Schmidt, die gegenwärtige Gesundheitsministerin, im
Kommunistischen Bund Westdeutschlands.
Und Mao Tse-Tung oder, nach der heute gängigen Umschrift, Mao
Zedong, hatte im Unterschied zu den
verknöcherten osteuropäischen Kommunisten mit seinem Ausspruch
Rebellion ist gerechtfertigt eine
mächtige Botschaft für Menschen, die Bewegung und Veränderung
wollten. Er war sicher eine Kultfigur
auf der politischen Bühne jener Jahre, nach diesem Buch gar eine
Popikone der Weltrevolution.
Die Autoren - Historiker, Sinologen
und Ethnologen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz -
untersuchen Gruppen
und Bewegungen in ihrer Beziehung zu den Konzepten und Ideen Mao
Zedongs. Linksterroristische Gruppen
und maoistische Ideologie und Das Verhältnis der
bundesdeutschen K-Gruppen zur RAF am
Beispiel
der
KPD/ML sind zwei Aufsätze des Buches, die das Trauma der
68er-Bewegung, die Affinität von
Maoismus
und Terrorismus, thematisieren. Ein anderer Beitrag, Die
Konjunktur der Mao-Images, widmet sich dem
Selbstbild der Bewegung in den eigenen Medien, der konkret,
dem Kursbuch, der agit 883, der Roten Presse
Korrespondenz. Angesichts der Beschränkung auf den
deutschsprachigen Raum und den im engen Sinn
politischen Teil der Bewegungen bietet das vorgelegte Buch einen
nützlichen Diskussionsauftakt, den man
sich auf Westeuropa und die gesamtgesellschaftlichen Wirkungen des
Maoismus ausgeweitet wünschen
würde.
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Werner Treß:
"Wider den undeutschen
Geist!"
Bücherverbrennung 1933
online bestellen bei
Schandpfähle
und Feuersprüche, Fackelzüge und Scheiterhaufen,
Professorenboykotte, schwarze Listen
und Bücherbeschlagnahmungen sind das kultisch-rituelle und
terroristische Inventar der Aktion "Wider den undeutschen Geist".
Ihr Höhepunkt und Abschluss sind die 39, vornehmlich von Studenten
in Hochschulorten organisierten Bücherverbrennungen, die in ihrer
Mehrzahl zeitgleich am Abend und in der Nacht des 10. Mai
1933 stattfanden. Ungewöhnlich detailreich schildert Werner Treß in
seinem Buch, das zur 75. Wiederkehr
dieser Ereignisse in zweiter Auflage erscheint, den Verlauf und die Mittel
dieses mit großer Systematik
betriebenen nationalsozialistischen Kulturkampfes;
und er stellt die Bedeutung heraus, die der deutschen Studentenschaft
als Wegbereiterin des Nationalsozialismus zukam. Zur wichtigen Personalie in diesem
Prozess wird der Jurastudent Baldur von Schirach, der, 1928, von Adolf
Hitler zum
Reichsführer des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB)
ernannt wird. Dem späteren Reichsjugendführer gelingt
es, den tendenziell proletarisch-antibürgerlichen NSDStB
gegenüber den Burschenschaften
mit ihrem völkisch-elitären Hintergrund zu öffnen und so die Basis
der nationalsozialistischen Bewegung unter
den
Studenten zu verbreitern. Besonders
aussagekräftig
sind die im Anhang des Buches abgedruckten schwarzen
Listen mit den Namen der indizierten Schriftsteller und
Künstler. Sie lieferten die
Hinweise auf die zu verbrennenden Werke. Einzelne der Namen sind mit einem Vermerk
versehen, etwa mit alles bei Karl Marx und
Rosa Luxemburg, oder mit alles außer "Emil" bei Erich
Kästner oder mit nur Bilder aus der Großstadt (alles andere von
Masereel
bleibt!) bei Frans Masereel. Es bleibt zu erforschen, ob
die Toleranz gegenüber Teilen eines Werkes aus ideologischer
Unbedenklichkeit geschah oder aus dem pragmatischen Grund, die
großen Lücken, die sich
mit den verbrannten Büchern in den Regalen der Bibliotheken
auftaten, mit nationalsozialistisch konformer
Literatur nicht mehr schließen zu können.
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Friedhelm
Greis, Stefanie Oswalt (Hg.):
Aus Teutschland Deutschland machen.
Ein politisches Lesebuch zur "Weltbühne"
online bestellen bei
Ab 1913
entfaltet Kurt Tucholsky in den kleinen roten, noch
als Schaubühne firmierenden Heften
unter fünf Namen, seinem eigenen und vier
Pseudonymen, sein schriftstellerisch-journalistisches
Feuerwerk. Die Absicht war, aus Teutschland
Deutschland zu machen und zu zeigen, daß es außer
Hitler, Hugenberg und dem fischkalten
Universitätstypus des Jahres 1930 noch andere Deutsche
gibt. Das sind die Töne, die mit Beginn des
Ersten Weltkrieges den Wandel von einer dem
Theater
gewidmeten Kulturzeitschrift zu einem politischen,
lustvoll polemischen Wochenblatt einläuteten.
Ab
1918 hieß Die Schaubühne dann Die
Weltbühne und war längst das Sprachrohr der
unabhängigen
Linken geworden. Der Friedensnobelpreis für 1935, dem
Chefredakteur der Weltbühne, Carl von
Ossietzky, nach seiner KZ-Haft verliehen, darf als
internationale Ermutigung für die um ihr Forum
gescharten linken Schriftsteller und Publizisten in
ihrem Abwehrkampf gelten, den sie dem herauf-
kommenden Nationalsozialismus lieferten.
Von mehr als 2500 Autoren, die für die Weltbühne
in den 29 Jahren ihres Bestehens, bis März 1933,
schrieben, sind 79 auf den 540 Seiten dieses Bandes
mit ihren Beiträgen und Kurzbiographien
abgedruckt. In neun, mit illustrierten Einleitungen
versehenen Kapiteln enthält die Sammlung neben
29 Beiträgen von Tucholsky, Artikel von Lion
Feuchtwanger, Kurt Hiller, Ernst Toller, Arnold Zweig,
Alfred Polgar, Erich Kästner, Julius Bab, Arthur
Eloesser, Hellmut von Gerlach oder Gabriele Tergit.
Viele der Weltbühne-Autoren wurden in die
Emigration gezwungen, einige, wie Felix Fechenbach,
Carl von Ossietzky oder Erich Mühsam bezahlten ihr
Engagement mit dem Leben. Mit diesem Buch
kann ein Monument kämpferischer Publizistik
besichtigt werden.
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Holger Stoecker:
Afrikawissenschaften in Berlin von
1919 bis 1945
Zur Geschichte und Topographie eines wissenschaftlichen Netzwerkes.
Diedrich Westermann ist bei weitem das renommierteste der Mitglieder
des hier beschriebenen Netzwerkes der Berliner Afrikanisten. Der
Sprachwissenschaftler, der fast 50 Jahre lang afrikanische Sprachen
lehrte und erforschte, begann 1905 am Berliner Seminar für
Orientalische Sprachen zu unterrichten, einer Mischung aus Sprachenschule und
Kolonialinstitut. Westermann war Kolonialreformer
und, wie der Nationalökonom Moritz Julius Bonn, Mitglied der
Deutschen Gesellschaft für Eingeborenenschutz. Doch während
Westermann und mit ihm der Großteil der Berliner Afrikanisten den
Nationalsozialismus mit seinen kolonialen Ambitionen als Chance wahrnahmen, kritisierte Bonn nicht nur den Gouverneur von
Deusch-Südwestafrika wegen seines Vorgehens gegen die Herero,
sondern trat schon 1926 mit seiner „Erfindung“, dem Begriff der
Dekolonisation, hervor. Die ursprünglich als Dissertation
verfasste, gut lesbare Arbeit, referiert die komplexe
Institutionen- und Personengeschichte der Berliner Afrikanistik in
einer Zeit in der sich die deutsche Afrikanistik - kurioserweise
parallel zum Verlust ihrer kolonialgebundenen Weltgeltung - als
universitäre Disziplin etablieren konnte.
Überraschend und hochinteressant sind die biographischen Splitter
von weniger bekannten Akteuren und Randfiguren der
Afrikanisten-Szene: des Charlottenburger Richters, Rechtsethnologen
und Dozenten für Eingeborenenrecht, Leonhard Adam, von Otto
Schulz-Kampfhenkel, einem Nationalsozialisten und selbsternannten
Auslandsforscher oder von Benjamin Nnamdi Azikiwe, dem späteren, ersten
Präsidenten des unabhängigen Nigerias, der 1932 von Westermann als
Stipendiat des International African Institute abgelehnt
worden war.
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Hartmut Zwahr:
Die erfrorenen Flügel der Schwalbe.
DDR und "Prager Frühling".
Tagebuch einer Krise 1968-1970
11. März 1968: Am Bußtag 1966 erfolgte meine
Übernahme, als
Kandidat, in die Partei. Es war der letzte Bußtag,
der als offizieller Feiertag begangen wurde. Der Autor dieser
Worte war ein junger Leipziger Historiker, der seinem
Tagebuch zwei Jahre lang auch das anvertraute, was nicht parteikonform
war. Im Zentrum dieses ungewöhnlich
dichten
Zeitzeugnisses steht das Tschechische Tagebuch, - wie es im Original
hieß - das die Zeit zwischen dem
12. Juni und
dem 20. August 1968 umfasst. Mit großem Engagement schildert der
Tschechisch sprechende, täglich
Rude Pravo
lesende und den tschechoslowakischen Rundfunk hörende Autor, die
Ereignisse im Nachbarland und ihre
Wirkung auf
die DDR. Deren Soldaten waren Teil der Okkupationstruppen, die
Alexander Dubceks Experiment, den
Prager Frühling,
beendeten. Eine großartige Zeitdokumentation, streckenweise mit
Reportagecharakter, die auf den
arg pathetischen
Titel hätte verzichten können und die durch fast 100 Seiten
Anmerkungen, Literaturangaben und
Personenindex zusätzlich
bereichert wird.
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Gerhard Stuby:
Vom "Kronjuristen" zum "Kronzeugen".
Friedrich Wilhelm Gaus: ein Leben im Auswärtigen Amt
Friedrich Wilhelm
Gaus, seit 2007 im Auswärtigen Amt und mehr als 20 Jahre Leiter
seiner Rechtsabteilung,
galt auch im Ausland als einer der fähigsten Diplomaten des
Deutschen Reiches. Mehr als 20 Jahre, bis
1943,
war er unter fünf Außenministern, von Gustav Stresemann bis Joachim
von Ribbentrop, federführend
an der
Abfassung der großen Vertragswerke beteiligt, der Verträge von
Rapallo und Locarno, dem Deutsch-
Polnischen Nichtangriffspakt von 1934, wie dem Führererlass über
die Errichtung des Reichsprotektorats
Böhmen und Mähren und
dem Hitler-Stalin-Pakt. Was führte den gefeierten Kronjurist des
Reiches, den bei
den Nürnberger Prozessen
alle Welt auf der Anklagebank erwartet hatte, als Sachverständigen
in den
Zeugenstand von Robert M. Kempner,
dem Stellvertreter des amerikanischen Chefanklägers im Nürnberger
Hauptkriegsverbrecherprozess und im
sogenannten Wilhelmstraßenprozess? War es die Angst, an die Russen
ausgeliefert zu werden oder der Wunsch, sein willenloses
Funktionieren als NS-Diplomat wieder gut zu machen?
Stuby schildert auf gut 500 Seiten die erstaunliche Karriere dieses
deutschen Juristen im Lichte der Zeitgeschichte.
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Ulrike Laufer, Hans Ottomeyer:
Gründerzeit 1848-1971.
Industrie & Lebensträume
zwischen Vormärz und Kaiserreich
Thonet, Underberg
oder Faber-Castell, der Aufstieg großer Produkt- und Firmennamen,
der Wandel
von Handwerksbetrieben zu Industrieunternehmen, die Porträts der
Gründer und Industriekapitäne, der
Carl Bechstein, Ernst Litfaß, August Borsig oder Alfred Krupp, auch
ihre familiäre Sphäre, ihr Lebensstil,
werden umfassend dokumentiert. Dagegen scheint die Welt der Arbeit -
die Lage der Arbeiter, die
Produktionsbedingungen - etwas blass zu bleiben. Das 560-seitige
Katalogwerk wurde für die gleichnamige
Ausstellung im Deutschen Historischen Museum Berlin
erarbeitet, die bis zum 31. August 08 geöffnet ist.
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Carl Djerassi:
Vier Juden auf dem Parnass.
Ein Gespräch
Djerassi lädt vier Geistesgrößen des 20. Jahrhunderts, die darüber
hinaus auch Juden sind, auf den
erhabenen Gipfel des Parnass, zu einer Art posthumem Klassentreffen
oder einem Prosa-Dokudrama, in
dem die vier Männer in einem zärtlichen Verkehr in Dialogform
ihre Auftritte haben. Die Protagonisten sind
die Philosophen Walter Benjamin und Theodor W. Adorno, der
Religionshistoriker Gershom Sholem und der
Komponist Arnold Schönberg - die Städte Berlin und Wien sind
wichtige Bezugsorte. Hinzu kommen die vier
Ehefrauen, ein zwar stummer aber in seinen Bildern überaus präsenter
Paul Klee, der Verfasser selbst, der
emeritierter Professor für Chemie, Romanautor und Dramatiker ist und
es, wie nicht alle seine Helden, schon
zu einer ihm gewidmeten Briefmarke gebracht hat und die
Biochemikerin und Fotografin Gabriele Seethaler,
die die von Paul Klee inspirierten Bildkunstwerke des Bandes
beisteuert. Die Dialoge der fünf Szenen beruhen
auf gründlichen Bibliografie- und Archivstudien des Verfassers und
legen mit großem Vergnügen die kleinen
Schwächen der großen Männer offen.
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Ralph Jentsch:
Alfred Flechtheim und George Grosz.
Zwei deutsche Schicksale
Der Maler und sein Galerist, das futuristische Temperament von
Berlin und ein Fossil unter den
Kunsthändlern, George Grosz und Alfred Flechtheim sind die
freundschaftlich und geschäftlich
verbundenen, tragischen Helden dieser Reportage über den
internationalen Kunstmarkt - vor, während
und nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Galerist, nach seinem Beruf eher
auf der Sonnenseite des Lebens
zu vermuten, stirbt 1937 völlig verarmt im Londoner Exil, von
deutschen Museen in der Nazizeit um sein
Geld betrogen, seine Kunstsammlung zu Nichts zerstoben, seine Erben
ohne Anspruch auf Entschädigung.
Der Maler, dessen Werk als entartete Kunst zu großen Teilen zerstört
oder über dunkle Kanäle verhökert
wurde, stößt im New Yorker Exil im Museum of Modern Art auf sein
berühmtes Porträt von Max Herrmann-
Neisse. Stellt das MoMa Diebesgut aus? Ralph Jentsch ist
Nachlassverwalter von George Grosz und Autor
seines Oeuvre-Katalogs. Seine Recherche nach dem Verbleib der Bilder
von Grosz und der Sammlung von
Flechtheim liest
sich wie eine Kriminalstory und ist doch alles andere als erfunden und
auch noch längst
nicht zu Ende.
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Hans-Peter Schwarz:
Axel Springer.
Die Biographie
Als
der Spingerkonzern
1967 seinen Hauptsitz von Hamburg nach Berlin verlegte mit Axel
Springers
Büro im 19. Stockwerk des Hochhauses an der Kochstraße, ahnte noch
niemand, dass sein Chef, eine
der Vorzeigegestalten des deutschen Wirtschaftswunders nur
Monate später eine der umstrittensten
Persönlichkeiten der
Bundesrepublik sein würde. Die Grobheit
der journalistischen Studentenbe-
schimpfung durch die
Springerblätter, die 80% des Berliner Zeitungsmarktes beherrschten,
nennt auch
sein konservativer Biograph bemerkenswert. Große Teile der
aufgeklärten Öffentlichkeit, Schriftsteller,
Künstler, Theologen, Männer wie Heinrich Böll, Günter Grass, Helmut
Gollwitzer, Heinrich Albertz oder
Bischof Kurt Scharf bezogen Stellung und brachten das Attentat auf
Rudi Dutschke direkt mit den Hass-
tiraden der Springerpresse in Verbindung. Springer und sein Konzern
eine öffentliche Gefahr? Der Autor
verweist auf die Seelenverwandtschaft des 1985 gestorbenen
Medienmoguls mit Silvio Berlusconi.
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Irina Liebmann:
Wäre es schön? Es wäre schön!
Mein Vater Rudolf Herrnstadt
Der Mann, der nach
dem Zweiten Weltkrieg ein Verlagsunternehmen in Ostberlin aus dem
Boden stampfte,
so gross wie Ullstein, natürlich nicht was die Profite anlangt,
der nacheinander Chefredakteur der Berliner
Zeitung und des Neuen Deutschland war, und vor dem Krieg
als Korrespondent in Warschau für das
Berliner Tageblatt schrieb, verstand sich als Gast aus der
Zukunft. Mitarbeiter wie Egon Bahr und Helmut
Kindler gaben ihm den Laufpass - seine Frustrationstoleranz hingegen
schien unerschöpflich. Zeitzeugen
bescheinigen dem sozialistischen Visionär Liebe und Hingabe in der
Arbeit, Motivationen, die in der DDR-
Wirklichkeit schon bald fremd klingen. Irina Liebmann setzt mit
dieser ungemein spannenden Suche auf den
Spuren ihres Vaters -
allein dieser Titel! -
einer ganzen
Generation ein Denkmal, deren Gedächtnis weder im
Osten noch im Westen Deutschlands,
noch in ihrer geistigen Heimat, der Sowjetunion, bewahrt wurde.
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Gerd Koenen und Andres Veiel:
1968. Bildspur eines Jahres
Welche Flut von Bildern, Gesten und Bedeutungen aus dem einen Jahr!
Die Bildspur von 68 scheint
nach 40 Jahren besser in die Erinnerungslandschaft zu passen, als
alle Bekenntnisse und Beurteilungen,
die sonst noch auf dem Markt sind. Die kommentierten Fotos aus
Berlin, Frankfurt, Berkeley, Paris und Prag
belegen eindrucksvoll, dass die Bewegung nicht nur auf der Straße
stattfand, sondern auch die politische
Bühne erreichte: Welten und nicht nur zwei Jahre scheinen zwischen
dem Bückling Kurt Georg Kiesingers
vor General Franco und dem Kniefall Willy Brandts in Warschau zu
liegen. Angesichts derjenigen unter den
knapp 200 Fotos des Bandes, die das Ganze abrunden sollen, -
Belmondo, die Stones, Uschi Glas oder
Heintje - fallen natürlich Leerstellen auf, Alexander Dubcek zum
Beispiel.
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Tom Reiss:
Der Orientalist.
Auf den Spuren von Essad Bey
Die abenteuerlichen Lebenswege des Mannes, der Lev Nussimbaum war, beginnen in der Ölstadt Baku.
Auf der Flucht vor den Bolschewiken durchreist er den Orient – Turkestan, Persien, den Kaukasus.
Konstantinopel, die Metropole des osmanischen Reiches gehört wie Berlin, wo er als Essad Bey Orientalistik
studiert, zu seinen Fluchtpunkten. In Wien kommt 1937 unter dem Pseudonym Kurban Said sein Roman
Ali und Nino heraus, der ähnlich wie Karl Mays Durchs wilde Kurdistan für die Kurden, ein Schatz der
aserbaidschanischen Nationalliteratur wird. In Süditalien, wo er 1942 mit nur 36 Jahren stirbt, wird er als
Der Moslem begraben. Ein Leben, über das man eher einen Roman als
eine Biographie schreibt. Der Autor,
Tom Reiss, nimmt diese Herausforderung an, webt die aufregenden Begegnungen seiner jahrelangen
Recherche mühelos in das Thema ein und schreibt eine präzise dokumentierte, ohne Ende abenteuerliche
Lebensgeschichte aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf.
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Irène Alenfeld:
Warum seid Ihr nicht ausgewandert?
Überleben in Berlin 1933 bis 1945
Auf
nahezu 500 Seiten lässt Irène Alenfeld,
Kind einer sogenannten Mischehe mit arischer
Mutter und
jüdischem Vater, das historische Bild einer Familie
entstehen, die das Jüdische zugunsten einer deutsch-
evangelischen Identität als längst überwunden wähnte, um dann
unsanft im Berlin der Nazizeit aufzuwachen.
Gespeist wird dieses Bild aus einer außergewöhnlich
umfangreichen Familienkorrespondenz und aus
persönlichen Erinnerungen der 1933 geborenen Autorin. Ihre bisweilen zu
geringe Distanz gegenüber der
eigenen Familiengeschichte wird durch den Reichtum und die Authentizität der
Briefquellen wett gemacht.
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Roland Thimme:
Rote Fahnen über Potsdam 1933-1989.
Lebenswege und Tagebücher
Eine
Regionalstudie, deren Titel Epoche- und Systemübergreifendes in
Aussicht stellt? Die die zwei
politischen Religionen, die nationalsozialistische und die
realsozialistische auf Gemeinsamkeiten
überprüfen will? Der weitaus bescheidenere Untertitel des Buches
weist auf seinen tatsächlichen
Wert hin, auf die drei überlieferten Tagebücher. Es sind
Berichte unterschiedlicher Zeitzeugen über
den Potsdamer Raum, die, je kürzer der geschilderte
Zeitabschnitt, desto schärfere Wahrnehmungen
enthalten. Die Aufzeichnungen reichen von 1933 bis 1945, vom
15. März 1945 bis 13. Dezember
1949 und vom 22. März bis Ende Juli 1945.
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Götz Aly, u.a. (Hg.):
Die Verfolgung und Ermordung
der europäischen Juden durch das
nationalsozialistische Deutschland
1933 - 1945, Band 1
Eine auf 16 Bände
angelegte Quellenedition soll die nationalsozialistischen
Verbrechen an den Juden
Europas von Norwegen bis nach Nordafrika, von den Niederlanden bis
zum Kaukasus dokumentieren.
Sie ist mit einem ersten von fünf, dem Deutschen Reich gewidmeten
Bänden gestartet. Daneben wird
der Schwerpunkt auf Gebieten mit hohem jüdischen
Bevölkerungsanteil liegen: Polen, die besetzten
Teile der Sowjetunion, Ungarn. Der vorliegende Band umfasst 320
Dokumente auf 700 Seiten - Briefe
oder Tagebuchnotizen der Verfolgten, wie auch die Schriftstücke
der Verfolger. Nur chronologisch
geordnet, ergibt sich ein notwendig fragmentarisches, aber
gleichzeitig tiefgehendes und vielschichtiges
Bild. Die Edition will wissenschaftliches Nachschlagewerk und
Schriftdenkmal für die ermordeten Juden
Europas sein. Der Auftakt ist vielversprechend.
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Wolfram Pyta:
Hindenburg.
Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler
Die erstaunliche Selbststilisierung
des preußisch-deutschen Offizierspensionärs zu einer historischen
Figur ist eine Kernthese der mehr als 1100 Seiten starken Biographie. Hindenburg
stieg 1914,
schon hoch
in den Sechzigern und militärisch verbraucht, in der rein repräsentativen Rolle eines Oberbefehlshabers zum
umjubelten Feldherrn und Rächer
der 500 Jahre alten Schmach von Tannenberg auf. Die tatsächlichen
Architekten des deutschen Schlachtenglücks,
Erich Ludendorff und Max Hoffmann blieben weitgehend
unbeachtet. Dem Autor gelingt die packende Darstellung der Karriere
Hindenburgs, die sich über drei politische
Systeme erstreckte und dort endete, wo sie begann. Die Trauerfeier für
den Generalfeldmarschall und
Reichspräsidenten im
Tannenberg-Denkmal kam einer Staffelübergabe an seinen
Reichskanzler Adolf Hitler gleich.
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Reinhard Rürup, u.a.:
Schicksale und Karrieren.
Gedenkbuch
für die von den Nationalsozialisten aus der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft vertriebenen
Forscherinnen und Forscher
Der
Band enthält die Text- und Fotoporträts von 104 Forschern - mehr
als ein Fünftel davon Frauen -,
die in der Folge des Berufsbeamtengesetzes vom 7. April
1933 aus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft,
der 1911 gegründeten Vorgängerin der Max-Planck-Gesellschaft,
vertrieben worden. Darunter zählen
der Jurist Bertold Schenk Graf von Stauffenberg, der wie sein
bekannterer Bruder im Widerstand
gegen das NS-Regime sein Leben verlor, die österreichische
Kernphysikerin Lise Meitner, die nach
dem Anschluss Österreichs als 100% nichtarisch Deutschland
verlassen musste oder Albert Einstein,
der früher als andere das Unheil kommen sah, 1933 von einer
Auslandsreise nicht und auch danach
nie mehr in sein Geburtsland zurückkehrte und in seltener
Konsequenz alle Ehrungen und Einvernahmen
aus der Bundesrepublik zurückwies.
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Institut f. Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V.:
Umweltschutz in der DDR.
Analysen und Zeitzeugenberichte
(3 Bände)
Die DDR hat den Umweltschutz nicht erfunden. Dafür spricht auch die große
Bedeutung, die
dieses Thema unter den oppositionellen Gruppen spielte, einschließlich
der Evangelischen Kirche.
In der vorliegenden Bestandsaufnahme machen sich 46 Autoren daran,
in 53 Aufsätzen auf mehr
als 1100 Seiten dieses etwas undifferenzierte Bild zu überprüfen.
Die Titel der drei Bände –
„Politische und umweltrechtliche Rahmenbedingungen“,
„Mediale und sektorale Aspekte“ und
„Beruflicher, ehrenamtlicher und freiwilliger Umweltschutz“
– stellen
weniger eine gesellschafts-
kritische Betrachtung des Themas als eine Auflistung
konservativer landschaftspflegerischer
Maßnahmen in Aussicht und sprechen damit eher den Praktiker unter
den Umweltschützern an.
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Jan Philipp Spannuth:
Rückerstattung Ost.
Die
an sich unlösbare Aufgabe, Wiedergutmachung für den
millionenfachen Mord an den Juden zu
leisten, hat zwei Namen: Rückerstattung und Entschädigung.
Ersteres lehnte die DDR mit Ausnahme
der Rückerstattung jüdischen Gemeindeeigentums in der Regel mit
dem Hinweis auf nutznießende
israelitische Kapitalisten ab. Entschädigt, - das heißt
sozial, gesundheitlich und finanziell versorgt -
wurden Menschen, wenn Sie in einem formalen Verfahren ihre
Anerkennung als Opfer des Faschismus
erlangten. Die vorwiegend politische, weniger juristische
Bewertung, ist das Kennzeichen der Rückerstattung
Ost, so weit man davon sprechen kann.
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Willy Brandt:
Verbrecher und andere Deutsche.
Ein Bericht aus Deutschland 1946
Diesen
Text schrieb Willy Brandt 1946 als Korrespondent der norwegischen
Zeitung Arbeiderbladet
in Deutschland. Der Titel, der heute überrascht, war ursprünglich
gedacht, die Mehrheit der Deutschen
von den in Nürnberg vor Gericht stehenden Nazi-Verbrechern zu
unterscheiden, wurde von den
politischen Gegnern Brandts aber bereitwillig missverstanden und benutzt, um
den Emigranten und
Antinazi zu verleumden. Das in Skandinavien viel beachtete
Buch, das tatsächlich geeignet war,
Mitgefühl mit dem deutschen Volk im Jahre eins nach dem Ersten
Weltkrieg zu wecken, erscheint hier
erstmals ungekürzt in deutscher Sprache.
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Jutta Ditfurth:
Ulrike Meinhof.
Die Biographie
Die
ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen und unentwegte Linke,
Jutta Ditfurth, schreibt im 30. Jahr
nach dem Deutschen Herbst und nach sechsjähriger Recherche
sicher nicht Die Biographie der Ulrike
Meinhof. Der zeitliche und emotionale Abstand ist dafür zu
gering. Aber Ditfurths Korrekturen am Bild, das
Politik und Medien von der RAF-Gründerin gezeichnet haben, sind
essentiell, auch für das Verständnis der
bundesrepublikanischen
Gesellschaft. Aufschlussreich ist ein Satz am Ende des ersten
Kapitels, der, in
einem, den Ausgangspunkt der Autorin und einen wichtigen
Beweggrund der linken Gewalttäter der 70er
Jahre beschreibt: Nach keinem NS-Mörder, nach keinem
Kriegsverbrecher war jemals vergleichbar
intensiv gefahndet worden, wie nach Ulrike Meinhof.
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Jürgen Lillteicher:
Raub, Recht und Restitution.
Die Rückerstattung jüdischen Eigentums
in der frühen Bundesrepublik
Die
Sieger hatten das geschlagene Deutschland 1945 gezwungen, die von
ihm im eigenen Land
Verfolgten zu rehabilitieren und zu entschädigen. Das war ein
Novum in der Geschichte. Konnte
diese erzwungene Rückerstattung in einen kollektiven Lernprozess
münden, in dessen Verlauf die
NS-Verfolgungspolitik mehr und mehr als Unrecht erkannt würde?
Lag das Unrecht beim NS-Staat
oder bei dem individuellen Nazi-Profiteur? Wie verhielten
sich Beamte oder Richter, die gestern selbst
die Enteignungen verfügt hatten, gegenüber
Restitutionsansprüchen? Was sind Judengeschädigte?
Jürgen Lillteicher bietet auf 560 Seiten nicht nur eine Bilanz
der Rückerstattung jüdischen Eigentums
im Nachkriegsdeutschland, sondern öffnet im Spiegel der
juristischen Auseinandersetzungen auch den
Blick auf die politische Geisteshaltung in der jungen
Bundesrepublik.
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Matthias Braun:
Kulturinsel und Machtinstrument.
Die Akademie der Künste, die
Partei und die Staatssicherheit
Vom
Dichter Arnold Zweig bis zum Dichter und Theatermann Heiner
Müller reicht die Reihe der sieben
Männer an der Spitze der Ostberliner Akademie der Künste
zwischen 1950 und 1993. Die Institution und
ihre Mitglieder waren, wie der Dokumentarfilmer Gerhard Scheumann
formulierte, sowohl Rebell als
auch Repräsentant. Diesem Doppelcharakter wird die
vorliegende, bisweilen etwas aktenlastige Studie
nicht immer gerecht. Wenn etwa Christa Wolf dem
Akademie-Präsidenten Konrad Wolf eine ungeheure
Unruhe über die Entwicklung in der DDR bescheinigt, die der
Autor als in den überlieferten Akten nicht
sichtbar abtut, so ist der Leser vermutlich geneigt, dem
lebendigeren Zeitzeugnis der Dichterin zu folgen.
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Susanne Foellmer:
Valeska Gert.
Fragmente einer Avantgardistin in
Tanz und Schauspiel der 1920er Jahre
Die
Ausdruckstänzerin und Schauspielerin Valeska Gert gehört zum
irritierendsten und provozierendsten,
was die in dieser Hinsicht nicht gerade arme Zeit vor 1933 zu
bieten hatte. Die vorliegende Arbeit sucht
nach Beziehungen oder Verortungen ihrer Kunst in der umgebenden
Kulturszene: zum Expressionismus,
zu Walter Benjamin, zum epischen Theater Bertolt Brechts. Auch
Antonin Artaud und das Arme Theater
Jerzy Grotowskis, wie die aktuelle Fotokunst Cindy Shermans
bieten solche Beziehungspunkte. Ein mittlerer
Schatz für sich ist die dem Buch beiliegende CD-ROM mit
Tanzfilmfragmenten Gerts.
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Dominique Bourel:
Moses Mendelssohn.
Begründer des modernen Judentums.
Eine Biographie
Für
seine 2004 auf Französisch und jetzt auf Deutsch erschienene
Biographie Moses Mendelssohns
wurde Dominique Bourel 2005 mit dem deutsch-französischen
Parlamentspreis ausgezeichnet. Fein
zeichnet er Mendelssohns Lernjahre in Dessau, seinen Umzug ins
Berlin Friedrichs II, das
Gewebe der
Beziehungen zu den Denkern seiner Zeit. Über 600 Seiten vermag er
es, den Leser mit der Geschichte
des Sohnes eines einfachen Thoraschreibers zu fesseln, des Mannes,
dem Gotthold Ephraim Lessing mit
seinem „Nathan der Weise“ ein Denkmal setzte. Mendelssohns „Phädon“,
dem meistgelesensten Werk der
deutschen Aufklärung, widmet Bourel ein ganzes Kapitel und
„belegt damit die Verwandlung des 'Mosche
Dessau’ in den deutschen Platon und den Sokrates von Berlin“.
Ein Schatz für sich ist der 200-seitige Anhang
des Buches mit Anmerkungen, Quellen-Nachweis, Bibliographie und
Personenindex.
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Knud Andresen:
Widerspruch als Lebensprinzip.
Der undogmatische Sozialist
Heinz Brandt (1909-1986)
Der
unbequeme und einzelgängerische Querdenker Heinz Brandt
war von seiner Jugend an
in den großen Organisationen der deutschen
Arbeiterbewegung engagiert, der KPD, der SED,
der SPD und der IG Metall. Er war kein Politiker, sondern ein utopiegläubiger
Sozialist mit einer
dreifach deutschen Biographie: Zuchthaus und KZ im Nationalsozialismus, Gefängnishaft in der
DDR und Kämpfe mit den Gewerkschaften und
in der Anti-AKW-Bewegung in der BRD. Das
Buch erinnert an eine eigenwillige Gestalt und einen
außergewöhnlichen Zeitzeugen der deutschen
Geschichte.
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Misha Aster:
"Das Reichsorchester".
Die Berliner Philharmoniker
und der Nationalsozialismus.
Vom
Propagandaauftrag der reichsbeamteten Philharmoniker und ihres
Chefs, Wilhelm Furtwängler,
vom Gerangel zwischen Goebbels und Göring, die sich beide zu
Förderern und Herren der klassischen
Musik berufen fühlten, und von der erstaunlichen Beflissenheit
deutscher Musiker, im nationalsozialistischen
Konzert den Ton zu halten, handelt diese Untersuchung. Dem jungen
kanadischen Autor, Opernregisseur
und Historiker ist es gelungen, sowohl die engere Welt der
Philharmoniker wie die Öffentlichkeit für diesen
zwölf Jahre dauernden Teil in der 125-jährigen Geschichte des
noblen Klangkörpers aufzuwecken und zu
sensibilisieren. Der Soziologe Wolf Lepenies hat dazu ein Vorwort
verfasst.
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Wolfgang Girnus (Hg.):
Sozialistischer Weltbüger und
Enzyklopädist.
Mosaiksteine zu Jürgen Kuczynski
Das
schmale Bändchen erscheint zum 10. Todestag des Nestors der
DDR-Wirtschaftswissenschaften,
der sich selbst durchaus in Reichweite des Nobelpreises wähnte.
Freunde, Kollegen und Schüler von
Jürgen Kuczynski haben anlässlich eines Symposiums 2004 versucht
zu ergründen, wie und wer der
populärste Gelehrte der DDR gewesen ist. Die sechs Beiträge sind
mit einigen Ergänzungen in diesem
Buch versammelt.
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Thomas Friedrich:
Die missbrauchte Hauptstadt.
Hitler und Berlin
Der
vielfach geäußerten Ansicht, Hitlers Verhältnis zu Berlin sei
negativ gewesen, stellt der Autor eine
historisch wechselnde, im wesentlichen instrumentelle Haltung
Hitlers zu seiner späteren Hauptstadt
entgegen. So habe er die Stadt als Noch-Nicht-Politiker gemocht,
ja von ihr geschwärmt, sie im Zuge des
Parteiaufbaus als Finanzressource, Kontaktbörse oder Ort für
Verschwörungen betrachtet und sich so
zwischen 1916 und dem Machtantritt sehr variabel, von funktionalen
Überlegungen der Zeit bestimmt
zu Berlin verhalten.
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Wolfgang Leonhard:
Meine Geschichte der DDR
Mehr
als 50 Jahre nach seiner Abrechnung mit Ulbricht und dem
Stalinismus in Die Revolution entlässt
ihre Kinder legt Wolfgang, eigentlich Wolodja, Leonhard seine
Geschichte der DDR vor. Der Autor war
Kind kommunistischer Eltern, in Moskau exiliert, Mitglied der Gruppe
Ulbricht, Dozent an der SED-Partei-
hochschule und lehrte als Professor bis 1987 mehr als 20 Jahre Geschichte
des Kommunismus in den
USA. Vor dem Hintergrund dieser Biographie ist das letzte Kapitel
des Buches und das Bedauern Leonhards
bemerkenswert, dass es in Deutschland keinen Desmond Tutu und
keine Wahrheitskommission gegeben
habe, die das Aburteilen der DDR und das erneute Überrollen des
Volkes hätte verhindern können.
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Walter Heynowski:
Der Film meines Lebens.
Zerschossene Jugend
Der
Autor bildete zusammen mit dem 1998 gestorbenen Kollegen Gerhard
Scheumann das legendäre
Dokumentarfilm-Duo H & S, das für die DDR-Journalistik
Weltruhm erlangte. Ihr berühmtester Film, Der
lachende Mann mit den Bekenntnissen eines deutschen Söldners
im Kongo, löste in der BRD einen
Skandal aus und durfte lange weder im Kino noch im Fernsehen
gezeigt werden. Das Buch liest sich
mit seinem schnellen, mitreißenden Reportagestil wie die direkte
Übersetzung des dokumentarfilmischen
Handwerks ins Literarische. Die mehr als 300 Seiten schildern die
ersten 20 Jahre Heynowskis - bis 1948.
Auf die Fortsetzung darf man gespannt sein.
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Thomas Flierl:
Berlin: Perspektiven durch Kultur
Texte und Projekte
Ein
Rechenschaftsbericht oder eine Selbstinszenierung? Die Projekte
des Autors und ehemaligen
Kultursenators sind vorwiegend vergangenheitsorientiert, der
Umgang mit Denkmalen, dem Stadtschloss
und anderem staatlichen Bauerbe. Unter dem Strich dokumentieren
die Briefe, Reden, Vorträge, Interviews
und Fotos dennoch präzise eine stadtpolitische Diskussion und
ihre ideologischen Verhaftungen.
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Elke-Vera Kotowski, Julius H. Schoeps (Hrsg.):
Magnus Hirschfeld.
Ein Leben im Spannungsfeld von
Wissenschaft, Politik und Gesellschaft
Es
geht um den Pionier der Sexualwissenschaft, den jüdischen,
homosexuellen Arzt Magnus Hirschfeld.
Der unverbindliche Titel ist vielleicht die einzige Schwäche
dieser eindrucksvollen Aufsatzsammlung. Die
neunzehn Beiträge bieten präzise Annäherungen an Hirschfeld und
seine Zeit, an die Reform- und
Emanzipationssehnsüchte der
Weimarer Jahre, an bisweilen schrille Lebensentwürfe im Angesicht
des
nahenden Nationalsozialismus.
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Günter Brakelmann:
Helmuth James von Moltke.
1907-1945. Eine Biographie
Schon
die Eltern sind, ungewöhnlich genug für eine schlesische
Junkerfamilie, liberale Parteigänger
Stresemanns. Zusammen mit Dr. Peter Graf York von Wartenburg
begründete Helmuth James von Moltke
den Widerstandskreis, der später nach dem väterlichen Gut in
Kreisau benannt wurde. Der studierte Jurist
mit lebhaftem Interesse für Sozialgeschichte und Sozialismus war
ungewöhnlich weltoffen - ein früher
Europäer und Kosmopolit. Doch selbst in den eigenen Reihen galt
er eher als Schöngeist, denn als Mann
der Tat. Pünktlich zum 100. Geburtstag des 1945 in Plötzensee
hingerichteten Widerstandsmannes erscheint
diese neue, große Biographie.
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Uwe Schulte-Vahrendorff:
Kolonialheld für Kaiser
und Führer.
General Lettow-Vorbeck
Paul
Lettow-Vorbeck, den vielleicht bekanntesten deutschen
Kolonialsoldaten, umgab immer der Mythos der
Ritterlichkeit und
der Beliebtheit unter seinen afrikanischen Askaris. Zwei
Bundespräsidenten haben diesen
wilhelminischen Geist der Bundeswehr als Leit- und Vorbild
empfohlen. Kasernen und Straßen tragen noch
heute seinen Namen. Der Autor belegt die brutalen
Befriedungskampagnen des Generals in Ost- und Südwest-
afrika, seine Beteiligung am Kapp-Putsch, die dienstfertige
Haltung gegenüber den Nationalsozialisten und sein
Streiten, noch in den 1950ern, für die Wiedererlangung der
Kolonien. Er liefert einen wichtigen Beitrag zur
Korrektur einer
erstaunlich zählebigen Heldenlegende.
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Carola Schramm, Jürgen Elsner:
Dichtung und Wahrheit.
Die Legendenbildung um Ernst Busch (2 Bände)
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Ein
Ausschluss aus der SED in den 50er Jahren und die Enteignung
seines Verlages Lied der Zeit sind
zwei der bekannteren Legenden, die das nicht konfliktfreie
Verhältnis Ernst Buschs zu den Herrschenden
in der DDR illustrieren. Der Versuch der Autoren dieses
Legendenhafte herauszuarbeiten, leidet beträchtlich
unter ihrer gänzlich humorlosen Sprache. Das gilt naturgemäß
nicht für den wertvollen zweiten Band, der
die Dokumente
versammelt. Er bietet tiefe und spannend zu lesende Einblicke in
den inneren Kreis der Partei-
und Staatsbürokratie und enthält
auch den knappen aber eindrucksvollen Fototeil. Eine CD mit 27
Busch-Liedern
wird jedem Band beigegeben.
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Götz Aly, Michael Sontheimer:
Fromms.
Wie der jüdische Kondomfabrikant
Julius F. unter die deutschen Räuber fiel.
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Das
Buch ist mehr als ein Schelmenstreich der Autoren, wie der
herrliche Buchtitel suggerieren könnte.
Auch mehr als lohnendes, lehrreiches Material, das als
Nebenprodukt bei der Archivarbeit angefallen
wäre. Da die Kondomfabrik keinen Rechtsnachfolger hatte, der, wie
im Falle der Volkswagen, Krupp,
Allianz, Daimler-Benz, Deutsche Bank, Degussa, Dresdner Bank,
Flick oder Bertelsmann, die Firmenge-
schichte ins rechte Bild gerückt hätte, wäre die Frommssche
Unternehmung dem Vergessen anheim
gefallen, wenn Aly und Sontheimer nicht aufgepasst hätten. |
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Frank Hörnigk:
Erwin Geschonneck.
Eine deutsche Biografie
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Die
Bildbiografie feiert den 100-jährigen Schauspieler, der in Ostpreußen
geborenen wurde, schon früh
nach Berlin kam und seine jungen Jahre im Arbeitermilieu zwischen Invaliden- und
Ackerstraße verbrachte.
Seine Lebenslauf hat bilderbuchhafte Züge: Arbeitersport,
Kommunistische Partei, Agitprop-Theater, auch
während seines 6-jährigen Weges durch deutsche KZ's. Er gehörte
zur ersten Generation des Berliner
Ensembles, aber sein wuchtiges Spiel passte wohl nicht recht zum Brechtschen
Theater. 1956, im Todes-
jahr Bertolt Brechts verließ er die Bühne und fand sein
eigentliches Metier, den Film. Die Darstellung
antifaschistischer Charaktere und komische Rollen werden seine
Sache. 1995/96 drehte er mit Matulla und
Busch unter der Regie seines Sohnes Matti Geschonnek seinen
letzten großen Film.
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Christian David:
kinski. Die
Biographie
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Einige
der Edgar Wallace-Filme und die Filmprojekte mit Werner Herzog
machen Klaus Kinski unvergessen.
Unvergessen auch seine Rezitationskunst: Villon, Rimbaud, Oscar
Wilde, Majakowskij, Baudelaire, Brecht
Rilke, Nietzsche, die Klassiker, das Neue Testament - viel
Seelenverwandtes. Diese erste Biographie
erscheint erst 15 Jahre nach dem Tod des mit 65 Jahren gestorbenen
Künstlers. Sie erinnert auch an die
kulturelle Ödnis der 50er Jahre, gegen die keiner so wild und
unermüdlich anspielte wie Klaus Kinski. Er
rebellierte, als Rebellion noch nicht angesagt war, eine
Herkulesarbeit, für die ihm seine Zeitgenossen
einigen Dank schulden.
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Vadim Glowna:
Der
Geschichtenerzähler.
Erinnerungen
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Berlin,
wo Vadim Glowna seit mehr als 20 Jahren lebt, spielt
in diesen Erinnerungen eine Nebenrolle.
Die Stadt seiner Kindheit und Jugend ist die weit wichtigere
Inspirationsquelle des in der
deutschen
Filmlandschaft auffallend eigenwilligen und einzelgängerischen Schauspielers und
Regisseurs. Selbst
in den hübschen Geschichten aus aller Welt, aus Paris und
Rom, Beirut, Irland, Georgien oder Tunesien
meint man immer den Hamburger Klang herauszuhören.
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Hilmar Thate:
Neulich, als ich noch
Kind war
Autobiographie
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Jede
neue Biographie eines ostdeutschen Schauspielers ist sozusagen
naturgemäß auch
politisch-gesellschaftliche Enthüllungsliteratur, egal aus
welcher Richtung man sie betrachtet. Der
große Brechtsänger und Schauspieler Hilmar Thate, der 1980 mit
seiner Frau Angelica Domröse
die DDR verließ, schreibt in seinem 75. Lebensjahr über sein
halbes Jahrhundert Theater- und
Filmgeschichte. Seine Sprache ist knapp und pointiert, so auch die
Skizzen der großen Weg-
gefährten, der George Tabori, Wolf Kaiser, Helene Weigel oder des
bewunderten Ernesto Busch.
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Lothar Fischer:
Anita Berber.
Göttin der Nacht
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Es
ist äußerst schwer, an der Ende der goldenen 20er
im Alter von 29 Jahren gestorbenen
Tänzerin unter der zur Schau getragenen Ruchlosigkeit die
tatsächliche Persönlichkeit zu
entdecken. Lothar Fischer, der mit seiner Monographie von 1984
über die Künstlerin auch
den Film Tänze des Lasters von Rosa von Praunheim
angestoßen hat, könnte es am ehesten.
Mit Martha Dix, Dinah Nelken, Gret Palucca oder Leni Riefenstahl
kannte er viele Zeitzeugen,
die die Berber noch erlebt hatten. Eine Rebellin, eine frühe
Punk-Lady, die ihr wildes Leben
selbst choreographierte?
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Clemens Burrichter, Detlef Nakath, Gerd-Rüdiger Stephan (Hg.):
Deutsche
Zeitgeschichte
von 1945 bis 2000
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An
dem gut 1300 Seiten starken Handbuch und der mitgelieferten CD-ROM
haben 40 ost-
deutsche, westdeutsche und ausländische Wissenschaftler und
Publizisten gearbeitet. Nach
dem einleitenden historischen Überblick bietet das Werk 60 Jahre
nach Ende des Zweiten
Weltkrieges und 15 Jahre nach der staatlichen Einheit eine
Zusammenschau der kontroversen
gesellschaftlichen Entwicklungen in beiden deutschen Staaten. Der
umfangreichste Teil des
Bandes widmet sich dem Effekt, den das unterschiedliche Staats-
und Gesellschaftsverständnis
auf die Ausbildung der jeweiligen Politikfelder hatte.
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Guntolf Herzberg:
Anpassung und
Aufbegehren
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Der Band referiert ein
überaus spannendes Kapitel DDR-Geschichte: das halbe Jahr,
das auf die Geheimrede Chruschtschows im Februar 1956 über den
Personenkult folgte,
und das von Wissenschaftlern, Schriftstellern und Künstlern
als Tauwetter - Periode
gefeiert und genutzt wurde. Ende 1956 kam die Gegenoffensive der
SED. Mit öffentlichen
Angriffen, Parteiverfahren, Entlassungen, Haft und auch mit
erzwungener Flucht wurde
die Intelligenz der DDR diszipliniert. Ab Mitte 1958 herrschte wieder
Ruhe im Land.
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Monika Marose:
Unter der Tarnkappe.
Felix Hartlaub. Eine Biographie
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Felix Hartlaub gehört zu der
Generation verschollener Künstler, deren Leben und
Werk mühsam aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs
herausgelesen werden
muss. Eher zufällig verbrachte er als Historiograph die letzten
Kriegsjahre im engsten
Kreis der militärischen und politischen Führung des Dritten
Reiches. In dieser Zeit
entstanden unter der Tarnkappe des rangniederen Soldaten
Protokolle des Krieges,
die erst Jahre nach dem Verschwinden Hartlaubs veröffentlicht
wurden. Hier liegt
die erste sorgfältige Biographie des Autors vor.
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Mark R. Cohen:
Unter Kreuz und
Halbmond.
Die Juden im Mittelalter
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Das Urteil ist eindeutig: die
Juden waren in der islamischen Welt zwar abhängig und
untergeordnet, genossen dabei jedoch Sicherheit und bisweilen
großen Einfluss. Das
christliche Mittelalter dagegen begegnete seinen jüdischen
Minderheiten dezidiert
feindlich. Die wertvolle Untersuchung fördert wichtiges
historisches Material für die
Diskussion um die Toleranzfähigkeit der Kulturen zutage.
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Manuela Runge, Bernd Lukasch:
Erfinderleben. Die
Brüder
Otto und Gustav Lilienthal
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Eng verschränkt waren die
Lebenswege der Lilienthalbrüder. Dem Gleichklang ihrer
technischen und sozialen Utopien stehen der Widerstreit von
Wagemut und pedantischen
Qualitäten entgegen, der Ikarusgestalt des ersten erfolgreichen
Fliegers der Erfinder des
Modellbaukastens - eine überaus spannende Doppelbiographie.
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Hannes Heer:
"Hitler
war's". Die Befreiung
der Deutschen von ihrer Vergangenheit
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Hitler - und
allenfalls ein kleiner Kreis von Hauptkriegsverbrechern - war's.
Diese
Schutzbehauptung vieler Deutscher nach dem verlorenen Zweiten
Weltkrieg ist, wie
der Autor zeigt, bis heute populär geblieben. Joachim C. Fest,
Bernd Eichinger oder
Guido Knopp betreiben auf breiter Medienfront die Ausgestaltung
dieses Mythos. Heers
Verdienst ist es, die wichtige Gegenrede zu moderieren: Dietrich
Bonhoeffer, das Wo wart
ihr? oder Was habt ihr gemacht? der 68er, Christa Wolf,
Ingeborg Drewitz, Peter Härtling
und andere Schriftstellerstimmen der 70er und 80er, die Zweifel an
dem rechtschaffenen
Deutschen Kriegshandwerk ...
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Wolf Jobst Siedler:
Wider den Strich
gedacht
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Das Buch versteht sich als
Ehrung zum 80. Geburtstag des großen Berliner Publizisten und
Verlegers, des eleganten Konservativen, der in jeder Art von
Zeitgeistigkeit seine Haupt-
gegnerschaft zu finden scheint. Den versammelten Artikeln - der
jüngste stammt von 2000,
der älteste von 1951-, die in Zeitungen wie der Welt, der FAZ,
der Süddeutschen oder dem
Tagespiegel erstveröffentlicht wurden, sind Briefe
angefügt, die Siedler an Heinrich Böll, Martin
Buber, Günther Grass, Albert Speer, Jean Tinguely oder Carl
Zuckmayer geschrieben, bzw.
von ihnen bekommen hat.
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Hanns Brodnitz:
Kino intim.
Eine vergessene Biographie
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Diese Autobiographie des
einzigen bedeutenden Kinomanagers Berlins vor der NS-Zeit
lag
im Februar 1933 druckfertig im Erich Reiss Verlag. Dann geriet sie
in Vergessenheit. Hanns
Brodnitz, von dem es hieß, er habe für jede Filmpremiere sein
Kino halb umbauen lassen und
der sich mühte, die Aufführung der Remarque-Verfilmung von Im
Westen nichts Neues gegen
die SA-Horden durchzusetzen, wurde 1944 nach Auschwitz deportiert
und ermordet. Heute
liegt dieses Fundstück unverändert vor, so wie es sein Autor vor
72 Jahren verfasst hat - ein
kleines Wunder.
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Barbara Hahn:
Hannah Arendt -
Leidenschaften,
Menschen und Bücher
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Das um wechselnd deutsche und
englische Zitate komponierte schmale Bändchen offenbart
erst auf den zweiten Blick seine Lesbarkeit. Die Autorin folgt
vornehmlich dem Denktagebuch
der großen Philosophin und eröffnet - weit entfernt von einer
Einführung weil zu komplex -
Einblicke in die Denkräume Hannah Arendts und den besonderen
Umgang, den sie mit ihr
vertrauten Menschen pflegte.
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Hans-Jürgen Döscher:
Seilschaften. Die
verdrängte
Vergangenheit des Auswärtigen Amts
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Joschka Fischers Weigerung,
einem verstorbenen Botschafter mit NS-Vergangenheit
das seit Jahrzehnten übliche ehrende Gedenken
auszudrücken und der Ausspruch
Konrad Adenauers - man schütte kein dreckiges Wasser aus, wenn man kein
reines
habe - beleuchten mit unterschiedlichem Akzent
die Realität einer NS-freundlichen Personal-
politik im Auswärtigen Amt. Diese verdienstvolle Untersuchung unterstellt, anders als der
launige
Kommentar des Altkanzlers glauben machen will, dass die
Beschäftigung NS-
belasteter Mitarbeiter im Auswärtigen Amt nicht den knappen
Personalressourcen
geschuldet war, sondern mit System betrieben
wurde.
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Sabine Dramm:
V-Mann Gottes und der
Abwehr?
Dietrich Bonhoeffer und der Widerstand
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Diese zweite biographische Arbeit
zu Dietrich Bonhoeffer innerhalb kurzer Zeit kratzt
nachdrücklich am ungefüg gewordenen Widerstands-Mythos des
Kirchenmannes. Als
national-konservativ und Mann des Wortes eher als der Tat, der
fast zufällig in den
Widerstandskreis um Hans Oster und Hans von Dohnanyi gerät,
beschreibt die Autorin
den Theologen. Nicht an seiner Diffamierung sondern an der
Wiedergewinnung seiner
realen historischen Gestalt ist ihr gelegen.
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Gisela Schirmer:
DDR und documenta
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Der sparsam schwarzweiß
bebilderte Band liefert eine intime Beschreibung der
Annäherungsprozesse zwischen DDR- und westdeutscher Kunst. Sie
begannen
mit dem 10. Darmstädter Gespräch, 1968, und kamen knapp
zehn Jahre später mit
der 6. documenta richtig in Gang. Neben Willi Sitte, Werner Tübke,
Wolfgang Mattheuer
oder Bernhard Heisig, die in starkem Maße die Staatskunst der DDR
repräsentierten,
gerieten zunehmend Außenseiter wie A.R. Penck oder Gerhard
Altenbourg ins westliche
Blickfeld.
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Ferdinand Schlingensiepen:
Dietrich Bonhoeffer.
1906-1945. Eine Biographie
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Der Theologe war eine der
konsequentesten und kompromisslosesten Gestalten des
deutschen Widerstandes und verdient, vom Staub und dem lastenden
Vorbildcharakter
befreit zu werden, den pflichtschuldige Routine in deutschen
Schulen, Gedenkstätten
und Kirchen auf ihn gehäuft haben. Den schwierigen Menschen und
Geliebten, den
widerständigen Kirchenmann, der auf die Religion pfiff und
verantwortungsbewusster
Zeitgenosse sein wollte, gilt es zu entdecken. Dafür ist diese
zweite Biographie nach
dem monumentalen Werk des Bonhoeffer-Gefährten
Eberhard Bethges hilfreich.
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Birgit Haustedt:
Die Wilden Jahre in Berlin
Eine Klatsch- und Kulturgeschichte
der Frauen
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Der
flotte Spaziergang durch die Frauenmythen der zwanziger und
der folgenden Jahre
schöpft aus dem großen Vorrat an Künstlerinnen- und
Kunstgestalten der Zeit. Tänzerinnen,
Dichterinnen, Sängerinnen, Malerinnen und Schauspielerinnen
bevölkern den mit Bildern von
Jeanne Mammen und Aufnahmen aus dem Fotoalbum illustrierten
Band. Das Schlusskapitel mit
den Kriegs- und Nachkriegsjahren der 13 portraitierten Frauen,
darunter Valeska Gert, Else
Lasker-Schüler, Dora Benjamin oder Leni Riefenstahl würde
man sich ausführlicher wünschen.
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Felicitas von Aretin:
Die Enkel des 20.
Juli 1944
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Als Historikerin mit
Widerstandserfahrungen sowohl in der mütterlichen wie in
der väterlichen Familie scheint die Autorin für ihr Unternehmen
bestens gerüstet zu
sein. Die Auswahl der Enkel vom sozialdemokratischen bis
hin zum militärischen
Widerstand, weil es über kommunistische Widerstandskämpfer
keine Datei gäbe (!?),
lässt allerdings befürchten, dass die familiäre Betroffenheit
dem Handwerk der
Historikerin im Wege stehen könnte.
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Tom Tykwer, Michael Ballhaus:
Das Fliegende Auge.
Michael Ballhaus
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Vierzig Jahre Filmgeschichte
verbinden sich mit dem Namen Michael Ballhaus. In
Deutschland lieh er vor allem Rainer Werner Fassbinder sein
Kameraauge; in den USA
wurde Martin Scorsese sein wichtigster Regiepartner. Zahlreiche
Arbeitsfotos
illustrieren das Gespräch, dass der Regisseur Tom Tykwer mit dem
legendären
Kameramann führt.
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Margit Kern, Thomas Kirchner, Hubertus Kohle (Hrsg):
Geschichte und
Ästhetik
Festschrift für Werner Busch
zum 60. Geburtstag
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Mehr als vierzig Autoren haben
ihren Anteil an dieser prachtvollen Festschrift. Was
man für ein angestaubtes wissenschaftliches Ritual halten
könnte, kommt beachtlich
frisch daher. Dreimal Philipp Otto Runge, dreimal Caspar David
Friedrich, auch Daniel
Chodowiecki und Schinkel, Jason Pollock und Arnulf Rainer sind
bedacht. Böcklins
Mythen, Autobahnbau und Autodesign und Aspekte der
Kabbala im Werk von Max
Weinberg - die Tour de force durch die Vielfalt
kunstgeschichtlicher Themen macht
Spaß und ist zudem angenehm sachdienlich illustriert.
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