Thomas
Biskup, Marc Schalenberg (Hg.):
Selling Berlin.
Imagebildung und Stadtmarketing von der preußischen Residenz bis zur
Bundeshauptstadt
Berlin verkaufen? An wen und als was?
Einige jüngere Labels, unter denen die Stadt firmierte, sind uns
noch
geläufig: die Frontstadt, die Mauerstadt, die Hauptstadt der DDR,
die Trümmerstadt, die Welthauptstadt
Germania, das wilde Berlin der 20er Jahre ... Spätestens seit der
750-Jahrfeier sind die Anstrengungen in West und Ost, die Stadt
marktgerecht aufzubereiten, unübersehbar. Der Name Volker
Hassemer steht zunächst für Westberliner und dann für
Gesamtberliner Stadtvermarktung schlechthin. Mit der Konzeption des
Skulpturen-Boulevard und der
Schaustelle Berlin und der Organisation Partner für Berlin
im Rücken, gilt er als einer der kompetentesten Berlinvermarkter. In
Ostberlin leistete der Architekt Günter Stahn Pionierarbeit. Sein
Nicolaiviertel, eine Art Altberliner Einkaufs- und Erlebniswelt,
zielte mit seiner historisierenden Architektur und der
ungewöhnlichen Gaststätten- und Geschäftsdichte an allen
sozialistischen Dogmen und Bedenken vorbei direkt auf die
Bedürfnisse des Marktes.
Das vorliegende Buch macht deutlich, dass auf Außenwirkung
berechnete Berliner Selbstporträts eine lange Geschichte haben und gibt den Marketing-Akteuren der Stadt, deren
Tagesgeschäft im Erfinden neuer Berlin-Images besteht, eine interdisziplinäre,
historisch-kulturwissenschaftliche Aufarbeitung des Themas an die
Hand. Die Bau- und Kunstpolitik von König Friedrich Wilhelm I., das
biedermeierliche Stadtbild im Spiegel der
Briefe aus Berlin von Heinrich Heine, die Berliner
Museumsinsel als Marketing-Idee des 19. Jahrhunderts, die
Instrumentalisierung der Berliner Schnauze im Ersten
Weltkrieg, die nationalsozialistische Hauptstadtinszenierung,
staatliche Repräsentation und kritische Gegenbilder in der
Hauptstadt der DDR oder der Potsdamer Platz als Mythenmaschine
sind nur einige der behandelten Szenarien. Das vielleicht
berühmteste Image oder Selbstbild der Stadt, das von Heinrich
Zille gezeichnete und beschriebene
Milljöh, fehlt leider in dieser Zusammenstellung,
die ansonsten nicht nur die verschiedensten wissenschaftlichen
Blickwinkel sondern auch die Überlegungen der
Praktiker, der Architekten, Stadtplaner und Marketingakteure,
einschließt. Zwei der 21 Aufsätze sind in englischer
Sprache abgedruckt. English abstracts von allen Beiträgen und
ein Verzeichnis der Autoren finden sich im Anhang
des vorwiegend schwarzweiß illustrierten Bandes.
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