Die
Straßen seien zu breit und, wenn man von seinen Kneipen, dem
Wannsee, seinem nordischen Himmel und der einen und anderen
U-Bahn-Station absieht, will sich dem Dichter, nach einem Eintrag
aus dem Februar 1973, nicht recht erschließen, wo Berlin denn
eigentlich stattfindet. Max Frisch (1911-1991) hatte mit seiner Frau
eine Wohnung in Friedenau, dem Westberliner Dichterkiez in
unmittelbarer Nachbarschaft zu Uwe Johnson oder Günter Grass,
bezogen und konnte der noch geteilten, wenig metropolenhaften Stadt
nicht allzu viel abgewinnen. Sein lebhafteres, zuweilen fast
ethnologisches Interesse scheint aber Ostberlin gegolten zu haben.
Blutsbrüder. Ein Berliner Cliquenroman
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Sie
feiern, wie Siegfried Krakauer in den 1930iger Jahren in der
Frankfurter Zeitung schrieb, nach „ziemlich geheimnisvollen und
anstößigen Riten romantische Dreigroschenoperfeste“. Sie, das sind
Berliner Jugendliche, die sich in dauernder Flucht vor Fürsorgeheim
und Knast – gibt es da überhaupt einen Unterschied? – ihren eigenen
Kosmos schaffen, mit eigenen Gesetzen und schrillen Ritualen.
Geografisch sind das die Straßen der Stadt und in engerem Sinne ein
Netz von Kneipen und Kaschemmen, seltsamen Absteigen und verlassenen
Fabrikhallen zwischen Berliner Norden, Alexanderplatz und
Münzviertel, Görlitzer und Schlesischem Bahnhof, Hermannplatz und
Tauentzien. Es sind schiefe soziale Räume, in denen Prostitution und
Kriminalität keine Frage des Charakters oder der Veranlagung sondern
quasi objektive Alltagsgegebenheiten sind.
Joseph Roth Heimweh nach Prag.
Feuilletons, Glossen, Reportagen für das Prager Tagblatt
Herausgegeben und
kommentiert von Helmuth Nürnberger
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Er
habe nur eine literatenhafte Vorstellung von Prag, kritisiert
eine Zeitungsredaktion den Dichter, eine Vorstellung von etwas, von
dem man keine Anschauung hat. Roth selbst nennt das moderne Prag
eine Stadt, in der ich niemals zu Hause war und in der ich jeden
Augenblick zu Hause sein kann. Der 1924 geschriebene Artikel,
der diesem Band seinen Titel gibt, beschäftigt sich folgerichtig
auch gar nicht mit Prag und auch nicht mit Paris, dem Roths ganze
Sehnsucht gilt, sondern mit einem Ort, der einem Bahnhofswartesaal
oder einer Ansammlung solcher Wartesäle gleicht und deshalb das
Heimweh nach Prag und die Sehnsucht nach Paris hervorruft. Es
handelt sich um Berlin.
Thomas Demand und Udo
Kittelmann (Hg.) Nationalgalerie „How German is it?“
2011, Suhrkamp Verlag
online bestellen bei
Die
wöchentlich, an sechzehn Abenden von dreißig Autoren gehaltenen
Beiträge folgten jeweils einer fotografischen Vorlage des Künstlers
Thomas Demand und gingen alle der Frage nach, wie denn Deutschland
sei. Unter den Fotovorlagen fanden sich mehr oder weniger deutliche
Fingerzeige wie Lichtung, Archiv, Studio, Labor, Büro, Badezimmer
oder Zeichensaal. In allen Fotos, lässt sich, nach dem Empfinden der
amerikanischen Soziologin Saskia Sassen, eine Unruhe spüren, die
signalisiert, dass unter der Oberfläche unserer Modernität einiges
in Bewegung ist.
Dass die dreißig Beiträge von Schriftstellern, Architekten,
Historikern, Politikern, Künstlern und Philosophen nicht im
Ungefähren stecken bleiben, wie das Vorwort befürchten lässt, liegt
an Autoren wie Sassen oder dem Filmregisseur Hans Jürgen Syberberg,
denen es gelingt, dem Thema etwas unmittelbar Persönliches
abzugewinnen. Oder an Péter Esterházy, der sich mit einem Reigen von
ernsthaften und drolligen Fragen sozusagen in das Thema hineinspielt
und dann mit Fundstücken aus dem Lexikon ein deutsch klingendes
Feuerwerk entfacht, unter das er weitere kluge Fragen mischt –
allein für diesen Artikel lohnt sich das Buch.
Marc Schweska Zur letzten Instanz
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der Sonne auf die Kugel des Fernsehturms gemalte Kreuz, das der
Volksmund als Rache des Papstes bewitzelte, die Fickzellen von
Hoyerswerda, HaNeu und Marzahn, die Genitiv-Häuser am
Alexanderplatz, die „Haus des …“, sollten einem geläufig sein. Auch
ein paar Namen wie Womacka oder Ardenne. Wenn man zudem im Titel des
Buches die Alt-Berliner Wirtschaft hinter der Parochialkirche in der
Waisenstraße erkennt, steht einem Einschwingen auf die Grundstimmung
dieses Ost-Berlin-Romans nichts mehr im Wege. Durchaus liebevoll,
aber immer spöttisch und derb ist der Ton, in dem Marc Schweska
seine Geschichte entfaltet, die sich zwischen Berlin, Moskau und
Prag abspielt. Mehr
...
Heide Hampel,
Angela Drescher (Hg.): Brigitte Reimann. Jede Sorte von Glück.
Briefe an die Eltern
online bestellen bei
Die deutsche Gretchenfrage - hat sie
mitgemacht? war sie Genosssin oder gar Funktionärin? -
will sich bei diesen impulsiven Mitteilungen nicht einstellen.
Reimanns Sprache ist kräftig
und respektlos, ein unausgesetztes trotzdem klingt darin mit,
ein bloß sich nicht
unterkriegen
lassen, nicht von Geldnot, nicht von Ehemännern, nicht
von Krankheit, nicht
vom Bruder im
Westen, nicht von den Besatzungstruppen in Prag, nicht
einmal von den geliebten
Eltern. Selbst
zum Schluss hin beharrt sie: Man ist eben nicht
totzukriegen, und mit allerlei
Betäubungsmitteln
komme ich
ganz gut über die Runden. Wenn ich schreibe, ist mir alles
andere
egal. Lautere Begeisterung sind ihre Reiseberichte aus Russland und dabei
weniger der Jubel über Land und
Leute als die privaten Töne: ... ich verliebte mich natürlich in
einen schönen Georgier, der mir im
Hotel nachstiefelte. Nächstes Jahr besuche
ich ihn in Tbilissi - denn ich habe Geld bekommen,
meine Lieben,
einen großen Haufen Rubel für meine "Ankunft", und im
nächsten Jahr werden auch
die "Geschwister" übersetzt ... Fürdie Bücher Ankunft im Leben und Die
Geschwister erhielt Brigitte
Reimann den Literaturpreis des FDGB und den Heinrich-Mann-Preis der
Deutschen Akademie der
Künste. Das Ringen um Franziska Linkerhand, den letzten, 1963
begonnenen Roman, den die
39-Jährige nicht mehr vollenden konnte, ist eines der
wiederkehrenden Themen dieser Briefe.
Zwischen dem ersten Brief vom 12. Januar 1960
und der letzten Karte
an die Eltern, die sie am
14. Januar 1973, etwas mehr als einen
Monat vor ihrem Tod, schrieb, liegen 13 Jahre. Der Band
ist ein sympathisches Dokument aus dem Leben der früh gestorbenen
Dichterin und erscheint zu
ihrem 75. Geburtstag.
Johannes Ebert (Hg.): Midad. Das Deutsch-Arabische
Stadtschreiberprojekt
online bestellen bei Das Stadtschreiberprojekt ist eine
engagierte literarisch-kulturpolitische Unternehmung, die
von manchen Beteiligten auch als interkulturelle Zumutung oder, in schöner Anspielung auf die
Organisatoren, als west-östlicher Seiltanz
erfahren wurde. Die Goethe-Institute Nahost und
Nordafrika haben in
Kooperation mit dem Netzwerk der
Literaturhäuser in Deutschland das
Projekt angestoßen, in dem sich zwischen 2002 und 2006
acht
deutsche und sechs arabische
Schriftstellerinnen und Schriftsteller
als Stadtschreiber in Kairo, Damaskus,
Köln, Stuttgart, Beirut,
Frankfurt, Amman, München, Ramallah,
Hamburg, Rabat und Berlin versucht haben. Die
Ergebnisse
der Begegnung mit der fremden Stadt wurden als
Tagebucheintragungen direkt ins Internet
gesetzt,
provozierten aufgeregte Reaktionen und manch Stadtschreiber
fand sich als Mitwirkender einer
Art
Reality-Show wieder. Jetzt liegen die Beiträge, etwas gesetzt und
redaktionell überarbeitet, als Buch
vor und ergeben eine spannende Sammlung von Auseinandersetzungen mit
dem Fremden. Latifa
Baqa etwa, eine Schriftstellerin, Soziologin und Frauenrechtlerin
aus Marokko, verdient sich mit der
Schilderung ihres kurzen, dreiwöchigen Berlinaufenthaltes im Oktober
2004 das Mitgefühl ihrer Leser.
Wie in der Fremde ausgesetzt, muss sie sich gefühlt haben, umgeben
von einer deutschen Sprache,
deren Worte ihr wie scharfkantige Drei- oder Vielecke im Munde der
Sprechenden klangen. Ulla Lenze,
die im Mai und Juni des gleichen Jahres Damaskus sechs Wochen lang
als Stadtschreiberin erlebte,
äußert ganz andere Empfindungen: Ich schlage die Augen nieder, um
mir den ersten unmittelbaren
Eindruck für später aufzuheben. Ich freue mich auf einsame
Wanderungen, auf mein unkompetentes
Sehen, mein primitives Schauen. Und später auch den Verdacht
aus einem Land der Barbaren, der
Unkultiviertheit zu kommen.
Joseph Roth: Ich zeichne das Gesicht der Zeit. Essays - Reportagen - Feuilletons
online bestellen bei Zur
Biographie Joseph Roths (1894-1939) – er wurde im noch zur
Österreichisch-Ungarischen
Monarchie gehörigen, galizischen Brody geboren – gibt es
widersprüchliche Angaben. Besonders
seinen eigenen Aussagen ist dabei nicht immer zu trauen. Als Soldat
will er die zweimalige
Wiedergewinnung Lembergs erlebt haben, das tatsächlich nur einmal,
und zwar vor Roths Soldatenzeit,
zurückerobert worden war. Dieser für den Lebenslauf des
Schriftstellers eigentlich unwichtige Umstand
fügt sich in die künstlerische Inszenierung seiner Person und seiner
Heimat ein. Der Herausgeber nennt
Roth einen Mythomanen. Der Dichter selbst bezeichnet sein Schreiben
als subjektiv – Alles wirdbei mir
persönlich – und schließt die Wahrnehmung der
geschichtlichen Abläufe bewusst in diese intuitive
Erfahrungsweise ein.
Mehr ...
Christiane Zehl Romero und Almut Giesecke (Hg.): Anna Seghers. Briefe 1924-1952
online bestellen bei Der erste von zwei geplanten
Briefbänden der Anna Seghers Werkausgabe beginnt im Jahr
der Promotion, als Anna Seghers noch Netty Reiling hieß. Er schließt
die Berliner Jahre von
1925 bis 1933, ihre 14 Exiljahre in Paris, Südfrankreich und Mexiko
und ihre Rückkehr nach
Berlin ein. Neben den Mitgliedern des Bundes
proletarisch-revolutionärer Schriftsteller, dessen
Gründungsmitglied Anna Seghers war und der im Untergrund und im Exil
auch nach 1933 fort-
bestand, zählten Georg Lukács, Wieland Herzfelde, Lion Feuchtwanger,
Marieluise Fleisser,
Hermann Hesse, Thomas Mann oder Peter Suhrkamp zu ihren
Briefpartnern. Soviel ich schreibe,
Briefe kann ich nicht gut schreiben. Dieser Satz aus einem Brief
an Ellinor Jahnn ist keine
Koketterie. Der Klang der meisten Schreiben ist nüchtern, ihr Inhalt
ist pragmatisch, die Aufgaben
des Tages in Auge fassend: die Verbreitung ihres literarischen
Werkes, die Organisation der
gegenseitigen Unterstützung in der Emigration, die Schwere der
Wiederbegegnung mit Berlin
und des Wiederaufbaues - hier meint man eine Sehnsucht nach ihrer
zweiten geliebten Heimat-
stadt, nach Paris herauszuhören.
Michael Töteberg, Sabine Buck (Hg.): Hans Fallada. Ewig auf der Rutschbahn.
Briefwechsel mit dem Rowohlt Verlag
online bestellen bei Der Briefwechsel zwischen
Rudolf Ditzen alias Hans Fallada und Väterchen Rowohlt liest
sich
über weite Strecken wie ein Ringen des Verlegers und seiner Lektoren
um den begabten, von
Drogensucht, Alkoholproblemen und Haftandrohungen bedrängten Autor.
Die Briefe atmen immer
auch die Besorgnis Rowohlts, Rudolf Ditzen in der Spur zu halten -
nicht nur in der Erfolgsspur
des Schriftstellers. Die Kooperation der beiden Männer war
umfassend, reichte von gemeinsamen
Fress- und Sauffesten bis zu detaillierten geschäftlichen Aktionen:
seinen späteren Welterfolg Kleiner Mann, was nun? bewarb Ditzen in hier aufgenommenen
Briefwechseln mit namhaften
Schriftstellerkollegen, mit Hermann Hesse, Thomas Mann, Robert Musil
oder Kurt Tucholsky, die er
um Promotion und Besprechung bat. Auch in der Nazizeit hielt das
Erfolgsgespann des unerwünschten
Autoren und des unangepassten Verlegers zunächst zusammen. Wolf
unter Wölfen, von dem Lektor
Franz Hessel noch kurz vor seiner Emigration zur Druckreife
befördert, war die letzte große Schlacht,
die Rowohlt und Ditzen gemeinsam schlugen. Eine Auswahl aus knapp
2500 Schreiben zeichnet die
Verwandlung von Rudolf Ditzen in Hans Fallada nach und seinen Weg
vom Verlagssklaven zum
Bestsellerautor bei Rowohlt.
Gerlind Reinshagen: Die Frau und die Stadt.
Eine Nacht im Leben der Gertrud Kolmar
online bestellen bei Wie bringst du dich, wenns
hart kommt,// aus der Welt,// schnell ohne Aufwand? - vom
Shellhaus,
von der Gedächtniskirche, von der Siegessäule? Das 50-seitige Poem
ist ein Selbstgespräch, das
die Autorin der deutsch-jüdischen Dichterin in der Stunde ihres bevorstehenden
Freitodes in den
Mund legt und eine eindrucksvolle, überaus
gelungene Hommage an Gertrud Kolmar. Sie
bricht in
dieser dramatischen Dichtung den Versuch der Selbsttötung
ab, bereit, wie im wirklichen
Leben,
ihren Weg bis zum bitteren Ende zu gehen. Tatsächlich wurde
die im Charlottenburger Westend als
Gertrud Käthe Chodziesner Aufgewachsene Anfang 1943, im
Verlauf der so genannten Fabrikaktion,
von der Zwangsarbeit weg verhaftet und im März
nach Auschwitz deportiert. Die
genauen Umstände
und das Datum ihres Todes sind ungeklärt.
Sigrid Bock: Der Weg führt nach St. Barbara.
Die Verwandlung der Netty Reiling in Anna Seghers
online bestellen bei Anna Seghers dürfte für
Biographen eine Herausforderung sein. Wenig Persönliches, das
außerhalb
ihres literarischen Werkes lag, gab sie preis. Umso spannender ist
dieser Versuch, die Umstände
zu benennen, unter denen die Dichterin mit ihrem Pseudonym Seghers,
zunächst noch ohne Vorname,
die literarische Bühne betrat - mit namhaften Kollegen wie
Hans Henny Jahnn oder dem väterlichen
Alfred Kerr als Paten dieses Prozesses.
Wer hätte hinter diesem Namen und den ersten Dichtungen
Ende der 20er Jahre nicht einen Mann vermutet? Der Auftakt der
Studie, ein Spaziergang durch die
Bücherregale in den Adlershofer
Lebens- und Arbeitsräumen der Dichterin, der
heutigen Anna-Seghers-
Gedenkstätte, geht allerdings gründlich schief: die ideologische
Kaffeesatzleserei aus dem Standort
der einzelnen Bücher schadet dem Seghers-Bild mehr als sie ihm
nützt.
Maria Sommer (Hg.): George Tabori. Bett & Bühne.
Über das Theater und das Leben
online bestellen bei Was für ein Lesevergnügen!
Shakespeare, Kafka, Beckett, und Brecht, die Liebe, Witze, Auschwitz
und die Eltern, Iren und Juden, Tod und Vergänglichkeit – Themen,
die vor Humor, Ernsthaftigkeit und
Scharfsinn nur so funkeln. Um Hamlet in Blue, eine
verschlungene Geschichte über Zeit, Theater,
Shakespeare und die Deutschen, die Tabori 1976 erstmals
veröffentlichte, den einzigen längeren Text
der Sammlung, hat die Herausgeberin Essays, Artikel und Polemiken
aus nahezu vier Jahrzehnten
gruppiert. Eher unabsichtlich ist aus der Sammlung ein
Erinnerungsband an den im Sommer 2007
gestorbenen Theaterweisen geworden, dessen Heimat nicht England oder
die USA, nicht Österreich
oder Deutschland waren, sondern ein Bett und eine Bühne und Ungarn
vielleicht.
André Müller sen.: Gespräche mit Hacks.
1963-2003
online bestellen bei Der
meistgespielte DDR-Dramatiker wurde im Osten wie im Westen
aufgeführt und hier wie dort nicht
wirklich gemocht. Er befürwortete den Mauerbau und die Ausweisung
Wolf Biermanns, aber Ernst Bloch
oder Hans Mayer hätte er nicht ziehen lassen. André Müller,
engster Freund und wie der Dichter selbst
Shakespeare-Spezialist, hat die Gespräche und Begegnungen mit
Hacks von 1963 bis zu dessen Tod,
2003, protokolliert und damit eine Fundgrube in Sachen
deutsch-deutscher Literaturbetrieb, DDR-Kultur-
politik und Hackscher Welt- und Kunstsicht zusammengebracht. Der
Apparat ist überschaubar: dezente
Anmerkungen und ein äußerst nützlicher Personenindex begleiten
das wichtige Buch.
Oscar A. H. Schmitz: Durch das Land der Dämonen.
Tagebücher.
Band 3: 1912 - 1918
online bestellen bei Psychoanalytische Sitzungen bei Karl Abraham in
Berlin und Irrfahrten ins
Innere überhaupt sind noch
vor den Reisen nach Paris, Sankt Petersburg, Moskau und an die Westfront
der Tagebuchstoff dieses
Bandes. Zum intensiven Experimentieren
mit psychoanalytischem Werkzeug, treten zunehmend mystische
und ab 1917 astrologische Befassungen des
Tagebuchschreibers. So finden sich in Schmitz' Nachlass
Horoskope, die für Gustav Meyrink, Hermann Graf von
Kayserling, Franz Hessel und andere gestellt
wurden. Unendlich materialreich, aber etwas
übergewichtig scheint der Anhang des dritten und letzten
Bandes dieser feinen Edition: er umfasst mehr als die
Hälfte des ganzen Buches.
Iris Berben liest: Anna Gmeyner: Manja
12 CDs, Spielzeit 873 Minuten
online bestellen bei Manja
ist ein antifaschistisches und antirassistisches Lehrstück oder
ein Roman um fünf Kinder, wie
es im Untertitel der Erstausgabe heißt. Die Wiener
Rechtsanwaltstochter, die auch in Erwin Piscators
Theaterkollektiv in Berlin Station machte, schrieb das Buch in den
30er Jahren im Exil. Die Handlung spielt
in Deutschland, das zunehmend in den Würgegriff der Nazis gerät.
Iris Berben, bekannt für ihr politisch-
gesellschaftliches Engagement, liest die leicht gekürzte Fassung
in 14 Stunden und 33 Minuten - eine
schauspielerisch-sprecherische Großtat, die ihr postwendend eine
Nominierung als beste Interpretin für
den Deutschen Hörbuchpreis 2008 eintrug. Das den CDs beigegebene 20-seitige Booklet informiert über
Anna Gmeyner, die Sprecherin, den Regisseur Walter Adler, den Roman und darüber, was Manja mit Momo,
Peter Pan
oder Harry Potter gemein haben könnte.
Hans Magnus Enzensberger: Hammerstein oder der Eigensinn
online bestellen bei Kurt von Hammerstein,
kaiserlicher Offizier und Infanteriegeneral, warf 1934, als Chef
der Heeresleitung
der Reichswehr, Hitler den Bettel vor die Füße. Was fasziniert
Enzensberger so an diesem preußisch-
militärischen Adelsmilieu? Seine geistige Immunität gegenüber
dem Nationalsozialismus, seine vielfältigen
Verbindungen zum Widerstand bei gleichzeitiger Verwurzelung in dem
reaktionären Grund, aus dem die
NS-Bewegung hervorwuchs? Nicht ein Roman, sondern eine, durch Glossen und Totengespräche
des
Autors mit seinen schon gestorbenen Protagonisten literarisierte
Dokumentation ist entstanden. Kurze,
durch zahlreiche Fotos bereicherte Kapitel und ein Anhang mit
Quellenangaben, Personenindex und
Familienstammbaum objektivieren diese ungemein spannende Reise ins
Herz einer Familie, an der so viele
deutsche Motive und Wiedersprüche deutlich werden.
Marianne Awerbuch: Erinnerungen aus einem streitbaren Leben.
Von Berlin nach Palästina. Von Israel nach
Berlin
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Das
mehr als 500 Seiten starke Selbstbekenntnis der 1939 aus Berlin
emigrierten und 1966 in diese
Stadt zurückgekehrten Autorin erscheint postum in der Reihe Jüdische
Miniaturen. Die spätere Professorin
und Dekanin der Freien Universität hat sich streitlustig und
vermittelnd öffentlich zu Wort gemeldet, sich
lebhaft gegen den Libeskind-Bau des Jüdischen Museums wie gegen
das Holocaust-Mahnmal ausge-
sprochen. Eindrucksvoll schildert sie ihre gleichermaßen
teilnahmsvolle und distanzierte Haltung zur
Studentenbewegung und einer ihrer Vaterfiguren, dem Theologen
Helmut Gollwitzer. Auffällig ist auch
ihre Scheu, als Jüdin in eigener Sache zu sprechen und passend
dazu das erst seit wenigen Jahren
schwindende öffentliche Desinteresse an jüdischen
Selbstzeugnissen.
Bernhard Maaz (Hg.): Weltmann und Hofkünstler.
Alexander von Humboldts Briefe
an Christian Daniel Rauch
online bestellen bei
Alexander
von Humboldt gilt als einer der größten Briefeschreiber des 19.
Jahrhunderts und gehörte
mit Christian Daniel Rauch zu den Köpfen, die das geistige Berlin
bewegten. Die zwischen 1807 und
1857 geschriebenen Briefe an den Bildhauer und Protégé der
Humboldtfamilie, den auch der ältere
Bruder Wilhelm schon nach Kräften gefördert hatte, erscheinen
leider ohne die Antworten Rauchs.
Der Herausgeber des Bändchens und Leiter der Alten
Nationalgalerie stellt in den 145 kommentierten,
und mit einer Einleitung versehenen Briefen zwei relativ freie
Geister vor, die, als Teil der höfischen
Gesellschaft, sowohl das Wohlwollen des Hofes, wie seine Zwänge
und Abhängigkeiten erfuhren.
Angela Reinthal (Hg.): Harry Graf Kessler.
Das Tagebuch 1880 - 1837.
Siebter Band 1919 - 1923
online bestellen bei
Man
muss kein Freund von Tagebuchaufzeichnungen sein, um dieses
gewaltige Zeitzeugnis schätzen
zu können. Harry Graf Kessler, nach dem Ersten Weltkrieg mehr und
mehr Sozialkritiker und Menschen-
rechtler, verfügte über gesellschaftliche Kontakte, die
Kommunisten und Pazifisten ebenso einschlossen
wie rechtsliberale Kreise der Wirtschaft und Politik. Namhafte
Künstler und Intellektuelle, darunter George
Grosz, Johannes R. Becher, Wieland Herzfelde oder Rainer Maria
Rilke genossen die Fürsprache und
finanzielle Unterstützung des roten Grafen. Dieser 7. Band
der Edition, vom Januar 1919 bis Mai 1923
reichend, deckt im wesentlichen die erste Phase der Weimarer
Republik ab, darin die revolutionären Ereig-
nisse in Berlin, die Morde an Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht
und später Walter Rathenau, dessen Bio-
graphie Kessler schrieb. Mag der Band etwas übergewichtig sein
- allein das kommentierte Namensregister
hat mit mehr als 250 Seiten schon Buchstärke - den Leser erwartet
eine bestechende Chronik, die überdies
schön zu lesen ist.
Ulrich Peltzer: Teil der Lösung
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Endlich
ein Berlinroman, der losgeht? Die Stadt ist wiedererkennbar, aber
nicht Schauplätze und Kieze
zählen. Der Rhythmus, die schnellen Wechsel reißen mit. Der Leser hat
schon mal Schwierigkeiten zu
folgen. Im Zentrum steht eine Liebesgeschichte, eine politische Liebesgeschichte, die
ernst und leicht
zugleich ist. Der Autor, seit 1975 in Berlin, hat einen neuen Ton getroffen, ist vielleicht einem
städtischen
Sein auf der Spur, das so noch keiner gesehen hat.
Gerhard Schulz: Kleist. Eine Biographie
Eine
eigenthümliche Beschaffenheit findet Heinrich von Kleist
an sich, die ihn nirgends heimisch werden
und in Gesellschaft anderer einsam bleiben läßt. Ähnlich wie
bei dem Zeitgenossen Hölderlin scheinen
persönliches Geschick und individuelle Lebensumstände dem
dichterischen Werk an Dramatik kaum
nachzustehen. Aus der sorgfältigen Schilderung der fragilen
Lebenslage Kleists und ihrer engen,
vielfach fatalen Verquickung mit den Themen seiner Dichtung
bezieht dieses Buch seinen großen Reiz.
Hiltrud Häntzschel: Marieluise Fleißer.
Eine Biographie
Die
Erkenntnis, dass Schriftsteller ihrer eigenen Biographie oder
Teilen davon in ihrem Schaffen eine
Art literarische Zeitzeugenobjektivität geben, ist sicher nicht
neu. Auf dieser Spur rekonstruiert und
entschleiert die Biographin auf spannende Weise das Leben und die
Mythen Marieluise Fleißers. Auch
die Brecht-Anklage der Dichterin, in Zeiten des Brecht-Boykotts
in der Bundesrepublik geschrieben,
wird nach dieser Lesart neu bewertet. Die Autorin legt den Blick
auf Werk und Person einer Dichterin frei,
die, Jahrzehnte verschollen und vergessen, erst Ende der 60er von
jungen Künstlern wie Rainer Werner
Fassbinder oder Franz Xaver
Kroetz wieder entdeckt wurde und die sich auch dann durch
eigenwillige
Retuschen und Neuinterpretationen ihres Werkes wieder zu entziehen
suchte.
Joachim Sartorius (Hrsg.): Zwischen Berlin und Beirut.
West-östliche Geschichten
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Die
Idee zu diesem neuen West-östlichen Diwan wurde im
Berliner Wissenschaftskolleg geboren: Deutsche
Schriftsteller besuchen ihre arabischen, türkischen und
iranischen Kollegen und laden sie zum Gegenbesuch
ein. Aus diesen Begegnungen entstanden Reportagen, Gedichte und
Dialoge, die sich in diesem Band wieder
finden. 19 Autoren, darunter Ingo Schulze, Ilija Trojanow oder der
diesjährige Büchnerpreis-Träger Martin
Mosebach, bezeugen in ihren Beiträgen die Probleme und
Möglichkeiten eines west-östlichen Dialogs.
Jutta Rosenkranz: Mascha Kaléko.
Biographie
Ende
der 20er, Anfang der 30er Jahre hatte die 1907 in Galizien
geborene Dichterin in Berlin ihre paar
leuchtenden Jahre. Großstadtpoesie und Kabarett-Texte für
Claire Waldoff und andere machten sie
berühmt; Franz Hessel, der Berlin Flaneur, wurde ihr Förderer.
Dann die langen Jahre der Emigration
und obwohl sie schnell in die Herzen der Berliner zurückfand,
blieb ihre literarische Gestalt seltsam
verschüttet - daher diese Biographie einer wieder zu entdeckenden
Dichterin.
Ernst Schumacher: Ein bayerischer Kommunist
im doppelten Deutschland.
Aufzeichnungen 1945-1991
Brechtforscher,
Theaterkritiker und 1962 radikaler linker Publizist, der wegen
seiner Mitgliedschaft in der
verbotenen westdeutschen KPD in die DDR floh - im Leben des Ernst
Schumacher war alles etwas anders.
Dass er seine biographischen Aufzeichnungen vom Zweiten Weltkrieg
bis zur Wiedervereinigung Deutschlands
im Münchener Institut für Zeitgeschichte (IfZ) veröffentlichen
konnte, bewertet er als ein Zeichen demokratischer
Offenheit, wie sie im untergegangenen sozialistischen Staat nicht
möglich war und als bayerische Liberalität. Ein
Bayer in Ostberlin? Michael Schwartz, wissenschaftlicher
Mitarbeiter am IfZ, hat dieses mehr als 700 Seiten
umfassende Zeitzeugnis herausgegeben, eingeleitet und kommentiert.
Julia Frank: Die Mittagsfrau
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Die
20er und die 30er sind der historische, die Lausitz und Berlin der
geografische Rahmen, in den Julia
Frank ihre drei Generationen bewegende, ungewöhnlich
materialreiche und in vielem wohl autobiographische
Erzählung stellt. Eine slawische Sagengestalt, die Mittagsfrau,
die Verwirrung, Lähmung und Verstummen
bringen kann, auch lesbar als psychologisches Trauma, das aus
nicht verwindbarem Schmerz entsteht, sitzt
allen Protagonistinnen dieser spannenden Geschichte im Nacken. Die
Mittagsfrau trug der Autorin den diesjährigen
Deutschen Buchpreis ein.
Katharina Born (Hrsg.): Nicolas Born.
Briefe 1959-1979
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Katharina
Born hat die Briefe ihres 1979 mit nicht ganz 42 Jahren
gestorbenen Vaters in jahrelanger Suche
zusammengebracht. Etwa 300 davon, darunter auch ganze Briefwechsel
mit Kollegen und Freunden wie
Peter Handke, Günter Kunert und anderen, sind in den mehr als
600-seitigen Briefeband eingegangen. Der
Werdegang des Dichters, sein Agieren in den Beziehungsnetzen der
Literaturszene und seine sehr eigenwillige
Haltung in den politischen Auseinandersetzungen der 60er und 70er
Jahre sind die großen Themen dieser
literatur- und zeitgeschichtlich reichen Sammlung. Das
ausführliche Nachwort der Herausgeberin macht zudem
manche Zusammenhänge dieses eindrucksvollen Zeitzeugnisses
klarer.
Edith Anderson: Liebe im Exil
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Die
englische Ausgabe des Buches erschien im Todesjahr der Autorin,
1999. Die amerikanische Kommunistin
war 1947 ihrem Mann, Max Schroeder, nach Ostberlin gefolgt. Er war
bis zu seinem frühen Tod zehn Jahre
lang Cheflektor des
Aufbau-Verlages. Es sind diese zehn ersten Jahre der DDR im
Zentrum der Ostberliner
Kulturszene mit all ihren berühmten Gestalten, die Edith Anderson aus großer
Nähe und zugleich mit großer
Distanz in ihrer Liebe im Exil schildert. Ein ungewöhnliches Zeitzeugnis,
das der Aufbau-Verlag, aus dessen
bewegter Geschichte und der seiner Autoren hier berichtet wird, sich scheute zu
publizieren.
Zwi Yavets: Erinnerungen an Czernowitz.
Wo Menschen und Bücher lebten
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Es
ist erstaunlich und über weite Strecken begeisternd, wie der
Professor für Alte Geschichte aus Israel
es vermag, mit seinen Erinnerungen an Kindheit und Jugend das Bild
der Vielvölkerstadt in der Bukowina
dem Leser vors Auge zu rücken. Zärtlich und distanziert zugleich
schildert er unsere lustig-traurige Kindheit in der Stadt, die für eine ausgelöschte Welt steht, heute
Cernivci heißt und in der Ukraine liegt.
Antoni Graf Sobanski: Nachrichten aus Berlin.
1933-36
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Die
13 Reportagen stammen von einem weltkundigen Journalisten, der
fünf Sprachen beherrschte und
Berlin wie Warschau, London und Paris liebte. Der konservative
Graf mit einer Zigeunerseele schickte
seine Berichte an eine polnische Wochenzeitung, um seinen
Landsleuten eine Idee vom Ausmaß der
Gefahr zu geben, die im Westen Polens heranwuchs.
Roger Stein: Das Deutsche Dirnenlied.
Literarisches Kabarett von Bruant bis Brecht
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Das
Dirnenlied, das dem deutschen Kabarett wichtige Impulse gegeben
hat, ist ein Literaturphänomen
der ersten 30 Jahre des 20. Jahrhunderts. Roger Stein stellt auf
mehr als 500 Seiten die Gedichte,
Couplets, Chansons, Kabarett- und Volkslieder, Ihre Autoren und
Interpreten vor. Das Werk untersucht
Ursprung und Bedeutung dieser Literatur und feiert den Mut, mit
dem ihre Protagonisten die bürgerliche
Moral aufs Korn nehmen.
Nicolaus Sombart: Rumänische Reise.
Ins Land meiner Mutter
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Der
Bericht geht auf eine Rumänienreise zurück, die Sombart 1972,
anlässlich einer Konferenz für
Zukunftsforschung in Bukarest unternahm. Neben den Personenskizzen
von Robert Jungk und
Johann Galtung erhofft man sich natürlich intime ethnographische
Einblicke Ins Land meiner Mutter.
Doch was sich da im Namen manches entlegenen Klosters andeutet,
bleibt zumeist unbefriedigt,
von Gesellschaftserinnerungen überwuchert. Dieser dritte Teil der
Sombartschen Autobiographie
scheint sein Thema nicht recht finden zu können.
Frank Heibert: Kombizangen
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Das
Buch zeichnet ein lebendig-verzwicktes Stadt- und Menschenbild und
auch wer sich angewöhnt
hat, bei Berliner Stoffen abzuwinken, wird überrascht sein. Dem
bisher als Übersetzer und Musiker
hervorgetretenen Autor gelingt mit seinem Erstling eine spannende
und unterhaltsam erzählte Geschichte,
die zudem historisch präzise verortet ist: im Jahr 1995, dem
Berliner Jahr der Reichstagsverhüllung.
Robert Wolfgang Schnell: Erschließung der Wirklichkeit.
Gedichte
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Der
schöne Band umfasst 180 Gedichte aus dem Nachlass des Autors, der
seit seiner Jugend
lyrische Texte schrieb. Viele Arbeiten erscheinen in mehreren
Varianten - so auch Liebe und Ostern
1948an Kleists Grab, die zu den am häufigsten
abgedruckten Gedichten Schnells gehören. Der Maler,
Bildhauer und Schriftsteller, der gelegentlich auch
schauspielerte, arbeitete sich Zeit seines Lebens an
der ungeliebten Bürgerwelt seiner Wuppertaler Heimat ab. 1947
ging er nach Berlin und begründete
mit Freunden wie Günter Bruno Fuchs, dem ebenfalls alles
Literarische und Kneipenferne fremd war,
die Kreuzberger Bohème.
Erich Kästner: Das Blaue Buch.
Kriegstagebuch und Roman-Notizen
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Das
Blaue Buch führte der Dichter, verborgen unter den 4000 Bänden
seiner Bibliothek, vom 16.1.
1941 bis 29.7.1945. Es enthält in seinen lakonischen Worten
den täglichen Wahnwitz des Zweiten
Weltkrieges. Kästner, dessen Bücher verbrannt worden waren, hatte Deutschland
nach 1933 nicht
verlassen; sein Zeitzeugnis klingt entsprechend bitter und häufig
merkwürdig indifferent.
Oscar A. H. Schmitz: Das wilde Leben der
Boheme.
Tagebücher 1896-1906
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Die
Tagebücher reflektieren das nervöse Leben eines begabten
Rentiers, der sich unausgesetzt seine
Unabhängigkeit vom väterlichen Erbe zu
beweisen suchte. Schmitz
(1873-1931) kreuzte, immer um
eigene Bedeutsamkeit ringend, die Wege berühmter Zeitgenossen, wie
Sigmund Freud, Franz Hessel,
Alfred Kubin, Thomas und Heinrich Mann. Seine literarische
Produktion ist beachtlich und folgt dem
Zeitgeist auf jedes Terrain: Reisen, Mode, Manieren, Lebens- und Liebeskunst und immer wieder
die europäische Boheme an der Wende zum 20. Jahrhundert. Wichtiger jedoch als alles
schreiben blieb dem
Lebenskünstler die Selbstverwirklichung auf
dem gesellschaftlichen Parkett. Der Leser der feinen Edition darf sich für 2007 auf zwei
weitere Bände freuen. Der eine begleitet unseren Helden auf
seinen Reisen;
der andere widmet sich seinen Unternehmungen zur psychoanalytischen Erforschung seiner
selbst.
Oliver Lubrich, Hans Jürgen Balmes (Hg.): Berlin Hüttenweg.
Stadt erzählen
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Seit
1998 gibt es an der FU in Berlin-Dahlem eine Samuel Fischer
Gastprofessur für Literatur,
die jedes Semester von einem neuen Schriftsteller-Dozenten
wahrgenommen wird. 14 ehemalige
Gastprofessoren und Gastprofessorinnen, darunter Vladimir Sorokin,
Kenzaburô Ôe, Antonio
Skármeta, Marlene Streeruwitz oder Yann Martel, stellen in diesem
Band ihre Berlin-Begegnungen
vor: ein schönes und witziges Buch mit höchst eigenwilligen
Stadtwahrnehmungen.
Gayle Tufts: Miss Amerika
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Zwischen
Heimweh und der Dankbarkeit dafür, weit von zu Hause weg zu sein,
plaudert die
berufsmäßige Amerikanerin in einem eingängigen
deutsch-amerikanischen Sprach-Mix über
ihren schwierigen Namen, über Shopping, Older, Berlin,
Television, Love und anderes. Als
weiterer Stichwortgeber ist in die Kapitelfolge ein Lexikon
eingebaut; das führt unter A zu Axis
of evil, zu No smoking unter N oder zu Rumsfeld, Donald unter R.
Ein wirklicher Lesespaß will
sich nicht einstellen - man meint vielmehr abgedruckten
Bühnensketchen zu lauschen.
Helmut Lethen: Der Sound der Väter.
Gottfried Benn und seine Zeit
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Keine
Biographie wollte Lethen schreiben, sondern 12 durch Kalenderstrecken verbundene
Kapitel
oder Ruheplätze schildern, die die unheimlichen Nachbarschaften
Gottfried Benns
in Szene setzen. Etwa solche mit Ernst Jünger und Carl Schmitt, die wie Benn
vom National-
sozialismus fasziniert waren und
nach dem Krieg kaum zu irgendwelchen Gesten der Reue
fanden. Andere Kapitel beleuchten physiologische oder psychoanalytische
Kontexte oder den
Zugang des Arztes und Dichters zur Ethnologie. Unter den Arbeiten,
die zum 50. Todestag
erschienen sind, ist dies sicher eine der spannendsten
biographischen Annäherungen.
B. K. Tragelehn: Roter Stern in den
Wolken.
Aufsätze, Reden Gedichte,
Gespräche und ein Theaterstück
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Der
schön gemachte Band mit Texten aus fünf
Jahrzehnten und vielen Fotos ist eine gelungene
Hommage an den Regisseur, Schriftsteller und Übersetzer. Tragelehn war Meisterschüler bei
Berthold Brecht und arbeitete eng mit Heiner
Müller zusammen. Weil seine Stücke häufiger
verboten und abgesetzt als gespielt wurden, war er auch
Grenzgänger zwischen Ost und West.
1989 kehrte er in die DDR zurück. Die schien ihm im
Abendlicht ein paar Augenblicke schön
aber letztlich unrettbar, ein Sumpf. Zum 70. Geburtstag ist
das Buch ein Geschenk - nicht nur
für den Dichter.
Gerlind Reinshagen: Vom Feuer
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In
kurzen Kapiteln entsteht das Bild einer Generation, die, auf
halbem Weg zwischen Krieg und
Frieden, weder dort noch hier zu Hause, verkehrt herum lebt. Das
intime Porträt zeigt notorisch
verirrte Menschen, die von Kriegs- und Friedenserlebnissen
gleichermaßen gezeichnet sind -
eine verständnisinnige Darstellung der Generation, der auch die
Autorin selbst angehört.
Gunnar Decker: Gottfried Benn.
Genie und Barbar
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Der
in Intelligenz und Radikalität nur schwer zu ertragende Arzt und
Dichter hatte seine
Berliner Refugien oder Höhlen in der Belle-Alliance-Straße 12
und in der Bozener Straße 20.
Die kurze und heftige Liaison Benns mit dem Nationalsozialismus,
dessen Programm er schon
kurze Zeit später als Auslese
nach unten oder Darwinismus
rückwärts geißelte, hinterließ
einen Makel, den der Dichter Zeit seines Lebens nicht mehr los
wurde. Dem Biographen liegt
dieses Leben zwischen Genie und Barbar – entsprechend mitreißend
ist sein Bericht.
Robert Wolfgang Schnell: Das Leben des Heiligen Hermann Katz
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Robert
Wolfgang Schnell, mit Günter Bruno Fuchs und Günter Anlauf Gründer
der Hinterhof-Galerie
Zinke gehörte zum Kern der Kreuzberger Bohème der späten
50er und der 60er Jahre. Der vorliegende
Roman ist ein hochkarätiges, verschollen geglaubtes Fundstück,
das, über weite Strecken autobiographisch,
das Anleben des nonkonformistischen Helden gegen den
deutsch-nationalen Mief seiner bergischen Heimat
in den Jahren vor dem Nationalsozialismus schildert.
Günter Kunert: Irrtum ausgeschlossen
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Die
kräftig kauzigen Kurzgeschichten haben in ihrer knappen Sprache
und feinen ironischen
Stimmung etwas unverleugbar Berlinisches, auch wenn der Autor
heute in Norddeutschland lebt.
Der Band bietet mit gut zwanzig Erkundungen, die witzig und wehmütig
auf Grate und Grenzen des
Alltagslebens zutreiben, einen Querschnitt aus dem Werk Kunerts
und ein großes Lesevergnügen.
Ralf Bönt: Berliner Stille. Erzählungen
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Die
neun Erzählungen leben von dem präzisen Bericht des gelernten
Naturwissenschaftlers
auf der einen und einem fast melancholischen Rhythmus auf der
anderen Seite, der dem fatalen
Hang alltäglicher Kommunikation zum Katastrophalen entspricht.
Die Haltung unserer Helden,
wie der Autor die Protagonisten seiner Geschichten gerne nennt,
folgt einer Maxime, nach der nein zu sagen, aufwendiger wäre, als es hinter sich zu bringen.
Jürgen Roth: Allein gegen die Birke
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Im
erweiterten Titel - Abhandlungen über die Flora, die Fauna,
das Wetter, die Menschen
draußen im Lande und die ganze sonstige Natur - scheint das
Bodenlose dieser Lyrik- und
Prosastückchen auf. Herrliche sprachliche Entgleisungen und
Verirrungen weisen den 1968
geborenen Autor als Heinz Ehrhardt-Enkel im Geiste aus.
Laird M. Easton: Der Rote Graf
Harry Graf Kessler und seine Zeit
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Er
war der Kosmopolit des
ersten Drittels des 20. Jahrhunderts. Sein Talent, mit
vielfältigen
Beziehungen wurzelgleich die Welten von Kunst,
Theater, Literatur und Politik zu durchdringen,
machen seine akribisch verfassten
Tagebücher zu einem kulturhistorischen Ereignis ersten
Ranges. Nach seinem Tod, 1937, geriet der mit dem Geist des
Nationalsozialismus völlig
unkompatible Kessler vor
allem in Deutschland rasch in Vergessenheit. Längst ist er wieder
entdeckt und seine Tagebücher
neu aufgelegt. Die Biographie ist die vorläufige Annäherung an
eine
Gestalt, die mit unvergleichlicher geistiger Präsenz Spiegel und Gedächtnis einer ganzen
Epoche geworden
ist.
Klaus Bellein: Augenblicke der Literatur.
Dichter zwischen Klassik und Moderne
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Der
Band versammelt 64 Feuilletons aus 15 Jahren, die Bellin für
verschiedene ostberliner
Literaturzeitschriften und Zeitungen geschrieben hat. Er beginnt
mit Johann Wilhelm Ludwig Gleim,
der einem der ältesten Literaturmuseen Deutschlands seinen Namen
gibt und endet mit Den
schrecklichen Stimmen Virginia Woolfs. Eingestreut zwischen
berühmte Namen und Schicksale
finden sich ignorierte oder vergessene Werke, die der Publizist
mit seinen kenntnisreichen Texten
dem literarischen Bewusstsein erhalten möchte.
Franka Potente und Max Urlacher: Los Angeles - Berlin.
Ein Jahr
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Der
mit Fotoimpressionen geschmückte, nicht ganz leichte
Briefwechsel, lässt vermuten, dass
die Autoren zwischen Herbst 2002 und Sommer 2003, zwischen Los
Angeles und der Dresdener
Straße in Kreuzberg manche Zeit am falschen Ort verbracht haben.
Aber so etwas kann ja
passieren.
Ernst Schumacher: Mein Brecht.
Erinnerungen
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Ernst Schumacher, der 1953
über das Frühwerk von Brecht bei Hans Mayer in
Leipzig promovierte und erst nach dem Mauerbau von München nach
Ostberlin
übersiedelte, legt mit diesem umfänglichen Band die wichtigste
Würdigung zum
50. Todesjahr des Dichters vor. Schade nur, dass die sich im Titel
ankündigende
Selbstbezogenheit tatsächlich den ganzen Text durchzieht. Dennoch
sind die mehr
als 500-seitigen Erinnerungen des Theaterkritikers ein bedeutender
Brechtfundus
und wie nebenher eine wertvolle Quelle zur frühen
Nachkriegsgeschichte der beiden
Deutschlands.
Reha und Al Sokolow: Ruth und Maria.
Eine Freundschaft auf Leben und Tod.
Berlin 1942-1945
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Das
mitreißende Büchlein schildert die Beziehung zwischen einer
Jüdin, ihrem Mann und
ihrem Kind zu einer Berlinerin, die beschlossen hatte, mindestens
einem jüdischen Menschen
das Leben zu retten. Die etwas schwerfällige, wechselnde
Erzählweise der beiden Frauen
tut der bezwingenden Geschichte keinen Abbruch: ein
eindrucksvolles Dokument des zivilen
Berlins inmitten der Kriegsjahre.
Marc Petit: Die verlorene
Gleichung.
Auf den Spuren von Wolfgang
und Alfred Döblin
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Das Doppelporträt des
Dichters und seines Sohnes, des Mathematikers, hat zum Ziel,
die Biographien zweier Menschen zusammen zu führen, die sich im Leben
nicht viel zu
sagen hatten. Der spannend und mit großer Empathie
geschriebene Archivbericht über
die mit allen Unglücken geschlagene Familie Döblin
enthält auch eine hinreißende, aus
Texten Alfred Döblins komponierte Ode an Berlin, nach dem er sich
zeit seines Lebens
zurückgesehnt hat.
Sabina Becker: Kurt Tucholsky. Gesamtausgabe
Band 19: Briefe 1928-1932
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Das
knapp 900-seitige Buch ist der dritte Briefeband der Gesamtausgabe
und mit seinem
sorgfältigen Kommentar ein Fest für Liebhaber des Dichters und politischen
Publizisten.
Es macht kaum Mühe, von den überaus kurzweiligen und
offenherzigen Briefen - besonders
bedacht sind seine Frau Mary, die Geliebte Lisa Matthias, die Kollegen Walter
Hasenclever
und Carl von Ossietzky oder Gertrude Meyer, Sekretärin, Übersetzerin und
Freundin der
letzten Jahre im schwedischen Exil - zu den Erläuterungen aus Zeitgeschichte
und Biographie
zu springen. Mit fortschreitendem Lesen wecken die Kommentare die
gleiche Neugier beim
Leser wie der eigentliche Gegenstand des Buches, die Briefe.
Ilka von Zeppelin: Dieses Gefühl, daß etwas nicht stimmte.
Eine Kindheit zwischen 1940 und 1948
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Die
beschriebenen acht Jahre sind mit Bomben und Alltag in Berlin und einem kleinen
Dorf in Franken angefüllt - alles gesehen mit den seltsam nüchternen Augen
eines
Mädchens zwischen dem 4. und 12. Lebensjahr. Die Schilderung ist völlig
unsentimental,
erreicht die Güte englischer Erzählungen und dürfte sich auch hervorragend zum
Vorlesen
eignen.
Christian von Ditfurth: Das Luxemburg-Komplott
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Was
hätte aus der deutschen Novemberrevolution werden können, wenn
ihr ihre
Führer länger erhalten geblieben wären, das Attentat auf Rosa Luxemburg und
Karl
Liebknecht gescheitert wäre? In Christian von Ditfurths
historischer Fiktion
übernimmt es ein deutscher Tschekist, der in Lenins Auftrag Rosa
Luxemburg
sowohl schützen wie überwachen soll, den Lauf der Geschichte zu korrigieren.
Sarah Kirsch: Kommt der Schnee im Sturm geflogen.
Prosa
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Die
kleinen Prosastückchen über Landschaft, Wetter und Alltag
scheinen durch bloßes
Einatmen oder Anschauen zu entstehen. Es ist, als hätte die
schleswig-holsteinische
Wahlheimat etwas, das die Dichterin ohne weiteres in poetische
Laune versetzt.
Sonja Hilzinger: Das Leben fängt
heute an.
Inge Müller. Biographie
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Die mit 41 Jahren, 1965, aus dem
Leben gegangene Lyrikerin konnte zu Lebzeiten
kaum aus dem Schatten heraustreten, den die gewaltige
Gestalt ihres Mannes
und Dichterkollegen Heiner Müller warf. Der biographische
Bericht wirkt in seinem
großen Erklärungseifer etwas vergeblich; bedeutend
dagegen sind die Einblicke in die
Literaturszene der frühen DDR, die diese dramatische
Lebensgeschichte gewährt.
Franz Fühmann: Das Ruppiner Tagebuch.
Auf den Spuren Theodor Fontanes
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Das
schweißtreibende und kompromißlos ehrliche Bemühen des
Schriftstellers, sich die
ihm fremde Landschaft schreibend anzueignen, ist das eigentliche
Vergnügen, das dieses
auffallend schön editierte Buch gewährt. Was als Auftragsarbeit
zum 20. Jahrestag der
DDR in Angriff genommen wurde, das Wandern auf Fontaneschen Spuren
gespiegelt
an den Errungenschaften des Sozialismus, scheitert an dem herrlich
unabhängigen Geist
Franz Fühmanns. Weder der Staat noch Fontane beeindrucken den
Dichter: ...aber wen,
um Himmels willen, interessiert denn das? Wen geht überhaupt
Neuruppin etwas an?
Kaum zu verwundern, das bei soviel Arbeit und Distanz, dennoch
herrliche Skizzen des
DDR-Alltags im Ruppiner Land entstanden sind.
Hartmut Lange: Der Wanderer
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Was
will erzählt werden? Eine Bodenlosigkeit, die hinter Allem lauert
und sich fast unmerkbar
aber doch ganz bestimmt ausbreitet und allem überstülpt, läßt
ein durch und durch biederes
Geschehen, einen harmlosen Ehealltag, in Richtung Katastrophe
driften. Kriminalfall oder
Schlimmeres, die Provinz des Dunklen wächst mit jedem Halbsatz.
Durs Grünbein: Antike Dispositionen.
Aufsätze
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Die
in den letzten zehn Jahren entstandenen Reden, Vorträge,
Nachworte, Zeitschriften-,
Katalog- und Lexikonbeiträge forschen nach antiken Dispositionen
in der Literatur, etwa nach
dem Heraklitischen bei Heiner Müller. Diesem Autor sind auch zwei tief
schürfende Porträts
gewidmet und mit ihm beginnt die knappe Fotoschau des Bandes: Heiner
Müller auf dem Balkon
seiner Berliner Wohnung, dann die Totenmaske von Friedrich Nietzsche und
schließlich der Kopf
eines
alten Mannes um 40 v. Chr. Vermutlich ist das die bildlich
verschlüsselte Inhaltsangabe für
ein Buch, das geradezu üppig mit fesselndem Lesestoff aufwartet.
Otto Hintze, Hedwig Hintze: "Verzage nicht und laß nicht ab
zu kämpfen ..."
Die Korrespondenz 1925-1940
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Die
innigen Briefe des preußischen Geheimrates an seine junge, mit
sozialistischen Gedanken
sympathisierende, jüdische Frau sind auch Briefe des Historikers
an eine der ersten weiblichen
Fachkolleginnen in Deutschland. Hedwig Hintze emigrierte 1939 in
die Niederlande, schickte ihrem
kranken, in Berlin gebliebenen Mann Lebensmittel und erhielt von
ihm die hier abgedruckten Briefe
und Sonette. Einem Ruf auf eine Professur für Geschichte in New
York konnte sie wegen fehlender
Dokumente nicht folgen. 1942, zwei Jahre nach dem Tod ihres
Mannes, nahm sich die 58-jährige
angesichts der Judendeportationen das Leben.
Bora Cosic: Irenas Zimmer.
Gedichte
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Die
Berliner Örtlichkeit, seit 1992 Exilheimat von Bora Cosic, spielt
eine wichtige Nebenrolle
in seinen kraftvollen Prosa-Gedichten. Sind es die
existentielleren Lebenslagen des südost-
europäischen Raumes, die die Texte des serbo-kroatischen Autors
erfahrungsreicher und
authentischer klingen lassen, als wir es gewohnt sind? Umgekehrt
zur vermeintlich selbstver-
ständlichen Fließrichtung der glückselig machenden Güter hat
sich der Stadt in dem Werk des
Dichters ein südöstlicher Kraftquell erschlossen.
Ulla Plener (Hrsg.): Max Holz: "Ich grüße und
küsse Dich - Rot Front!"
Tagebücher und Briefe,
Moskau 1929 bis 1933
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Es
war nicht unbedingt ein Liebesverhältnis, das den
leidenschaftlichen Rebell gegen die
kapitalistische Ordnung mit der KPD verband. Max Hoelz'
Briefe und Tagebucheintragungen
dokumentieren, dass auch die sowjetischen Parteikader ihre
Schwierigkeiten mit ihm und er
mit ihnen hatte und dass er keine Lust hatte, lebend in die
Hände meiner Freunde zu fallen.
Im Herbst 1933 fand man den Leichnam des mansfeldischen
Revolutionärs in einem sibirischen
Fluß treibend.
Die
Lieder, Balladen oder Gedichte werden in Deutsch und Jiddisch in
hebräischer Schrift
und - um den Klang dieser ausgelöschten Sprache auch deutschen
Lesern nahe zu bringen -
auch in lateinischen Buchstaben abgedruckt. Itzig Manger gilt als
wichtigster jiddischer
Dichter der Zwischenkriegsjahre; seine jiddischen Wortkonzerte
sind einzigartige Dokumente
der verlorenen jüdischen Lebenswelt Osteuropas. Dem Band ist eine
CD beigegeben, auf der
der Dichter seine Verse selber spricht.