,                       

 

               Home      Bezirksindex      Sachindex      Personenindex                    Berlin Bibliothek     Literarisches Berlin                   Wir über uns  

     
 
 


Berlinführer (mit Brandenburg) -  Kunst und Architektur -  Belletristik -  Zeitgeschichte

 
d



 

R E Z E N S I O N E N

Eva-Maria Barkhofen (Hg.)

Baukunst im Archiv

Die Sammlung der Akademie der Künste
Dom Publishers / Akademie der Künste, 2016

Das Baukunstarchiv ist eine Schatzkammer der Bauentwürfe und Baugedanken, zumal derer, die unrealisiert geblieben und nur auf Papier vorhanden sind. Von Richard Ermisch, etwa, stammt aus dem Jahr 1923 das Schaubild einer Kirche der Weltreligionen, eine Idee, die heute wieder aufgenommen und in Berlin Mitte als House of One verwirklicht werden soll. Unter die besonderen Fundstücke zählen auch die Aquarelle und Gouachen des 1940 von den Nazis ermordeten Architekten und Malers Paul Goesch, Adolf Behnes weitgestreute Korrespondenz mit den Größen der Architektur- und Kunstwelt oder Bruno Tauts Zeichnung von 1920 für die Publikation  Auflösung der Städte mit dem Schriftzug „Lasst sie zusammenfallen die gebauten Gemeinheiten! Steinhäuser machen Steinherzen“  
Kern des Baukunstarchivs ist das unter Hans Scharoun, dem 1956 gewählten Präsidenten der West-Berliner Akademie, in Gang gekommene Projekt einer Dokumentation der Baukunst des 20. Jahrhunderts. Zu seinem eigenen Archiv und denen von Hugo Häring, Wassili Luckhardt, Max Taut und anderer, gelangten später auch die Bestände der nach 1933 ins Ausland geflohenen Architekten, wie Bruno Taut, Alfons Anker oder Julius Posener sowie die einzelner DDR-Architekten. Derzeit sind 71 Einzelarchive und weitere 80, personen- oder sachstichwortartig erfasste, Sammlungen im Bestand des Baukunstarchivs. Insgesamt umfasst das Material 350 000  Zeichnungen und Pläne,  
  100 000 Fotografien, 450 Modelle und einen Kilometer Schriftgut.  
 
Die frühesten Archivdokumente, Zeichnungen von David Gilly, seines Sohnes Friedrich Gilly und ein Blatt von Heinrich Gentz datieren vom Ende des 18. Jahrhunderts. Nach 1799, der Auslagerung der Architektenausbildung an die Königliche Bauakademie, wurden bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs keine Architekturdokumente mehr gesammelt.
  

Die im Baukunstarchiv erfassten Architekten, Bauingenieure, Architekturhistoriker, Designer und Fotografen werden in alphabetischer Ordnung aufgeführt und jeweils mit ihrer Vita, den formalen Daten zu Art und Größe des Bestandes und einer Auswahl der vorhandenen Dokumente vorgestellt. Der Schutzumschlag dieser aufwendigen, mit reichem Bildmaterial und einem Personenindex ausgestatteten Publikation lässt sich zu einem 52 x 89 cm großen Poster auseinanderfalten, das das Bild „Utopischer Architekturentwurf, um 1919-21“ zeigt, eine von Hans Scharoun aquarellierte, leuchtend farbige, kristalline Struktur, wie sie in den 20er Jahren thematisch und formal ähnlich von verschiedenen expressionistischen Baukünstlern imaginiert wurde.  (ak)
  

Nächste Rezension