Gustav Regler:
Das Ohr des Malchus.
Gustav Regler-Werkausgabe, Band 10
Es gibt Menschen, deren Biographien mit ihrem
Wechsel von Schauplätzen und Lebenshaltungen
leicht
zwei Leben füllen könnten. Einige ehemalige Kommunisten gehören
dazu, Gustav Regler ganz bestimmt.
Der 1898 Geborene nimmt am Ersten
Weltkrieg teil, promoviert über Die Ironie im Werk Goethes,
heiratet
und wird geschieden, trifft in Worpswede seine
Lebensgefährtin Marie Luise Vogeler, wohnt mit ihr im Roten Block
der Berlin-Wilmersdorfer Künstlerkolonie, tritt in die KPD ein,
flieht nach Paris, ... nimmt am
1. Allunionskongreß der
Sowjetschriftsteller in Moskau und am 1. Internationalen
Schriftstellerkongreß
zur Verteidigung der Kultur in Paris teil,
reist wieder in die Sowjetunion, kämpft in
der XII. Internationalen
Brigade im Spanischen Bürgerkrieg, wird schwer verwundet, spricht
auf dem
2. Internationalen Schriftstellerkongreß in Madrid, sammelt
in den USA für die Spanische Republik, wird in
Paris und Le Vernet
interniert,
löst sich von der KP, wird entlassen, heiratet Mieke
Vogeler, Einreise nach
Mexiko, öffentlicher Bruch mit
der KP, Tod
des Sohnes Dieter, Tod seiner Frau, dritte Heirat mit Margaret Paul,
Besuch Europas, Aufenthalte
in Paris, London, Rom, Florenz,
Worpswede und Wilhelmshaven, Rückkehr nach
Mexiko, archäologische
Reisen, Aufenthalt in den USA, Reise nach Algerien, er erhält den erstmals vergebenen
Kunstpreis des
Saarlandes für
Literatur, reist nach Griechenland, in den Libanon, nach Indien ...
1963 stirbt der seit November 1934 auf der Ausbürgerungsliste des
Deutschen Reiches als Nr. 19 geführte
Journalist und Schriftsteller auf einer Studienreise in Neu Dehli.
Seine Romane,
Erzählungen, Essays,
Kampfschriften, Tagebücher und Gedichte werden
bei Abschluss dieser Werkausgabe 15 Bände füllen. Das 1958 erstmals publizierte Ohr des Malchus ist die Summe
und der Endpunkt eines langen autobiografischen
Prozesses, der schon
1941 begann. Der Titel zielt auf ein Jesuswort - Stecke dein
Schwert an seinen Ort!
denn wer das Schwert nimmt, der soll durch das Schwert umkommen
- und weist damit nicht nur auf Reglers
Lebensthema sondern gibt
auch eine treffende Überschrift für seinen ganzen Lebenszeitraum,
die ideologisch
und militärisch zerklüftete erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Das
großartige und weitgehend unbestechliche
Zeitzeugnis (Bonn ist kein Himmel, der das Recht hätte, sich
über
einen reuigen Sünder zu freuen) kommt
mit Anhang - Zeittafel, Nachtrag des Autors, Erläuterungen und
zwei
Nachworte der Herausgeber - auf knapp
850 Seiten. |
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