Wolfgang
Neskovic
(Hg.)
Der CIA Folterreport
Der offizielle Bericht des
US-Senats
zum Internierungs- und Verhörprogramm der CIA
Westend Verlag, 2015
„Grausam, unmenschlich und entwürdigend“ nennt Dianne Feinstein, die
Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des US-Senats, in ihrem
Vorwort zu diesem Report die Praktiken des zwischen Ende 2001 und
Anfang 2009 angewandten Internierungs- und Verhörprogrammes. Sie
kommt zu dem Schluss, dass die Gefangenen, die sogenannten
verschärften Verhörmethoden unterzogen wurden, „nach jeder
üblichen Bedeutung des Begriffs gefoltert wurden“.
Die CIA brachte mit der Zerstörung von Videoaufnahmen ihrer Verhöre
von Häftlingen im Dezember 2007 die Untersuchungsaktivitäten selbst
in Gang, die im März 2009 zur Gründung des Ausschusses führten.
Der vollständige Untersuchungsbericht, der mehr als das Zehnfache
dieser hier vorliegenden, immerhin schon gut 600 Seiten starken
Zusammenfassung ausmacht, enthält, wieder mit den Worten der
Ausschussvorsitzenden, „umfassende, entsetzliche Einzelheiten“.
Wen die Freizügigkeit und demokratische Gesinnung überrascht, die
sich in dieser Veröffentlichung des CIA Folter Reports ausdrücken,
der möge bedenken, dass die größere Verantwortung für das von der
CIA entfaltete Rache- und Gewaltszenario, weniger bei den
ausführenden Handwerkern als bei den politischen und öffentlichen
Stichwortgebern liegt. Mit dem Bericht ist also nur ein kleiner,
allerdings sehr wichtiger, Schritt getan, zumal das zeitgleich
erschienene Guantanamo-Tagebuch des Mauretaniers Mohamedou
Ould Slahi die hier gemachten Vorwürfe bestätigt und noch erweitert.
Wolfgang Neskovic, ehemaliger Richter am Bundesgerichtshof und als
Mitglied des Untersuchungsausschusses mit dem Fall des in Bremen
geborenen türkischen Staatsbürgers Murat Kurnaz befasst, der ohne
Anklage von 2002 bis 2006 in Guantanamo interniert war, hat den
Report herausgegeben und diskutiert im Vorwort und anhand weiterer
Texte im Anhang, die Chancen für eine strafrechtliche Ahndung, der
in dem Folter Report dokumentierten Menschenrechtsverletzungen. (ak)
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