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Büchertips:

Berliner Biographien

 




Jan Philipp Spannuth:
Rückerstattung Ost.



Die an sich unlösbare Aufgabe, Wiedergutmachung für den millionenfachen Mord an den Juden zu 
leisten, hat zwei Namen: Rückerstattung und Entschädigung. Ersteres lehnte die DDR mit Ausnahme 
der Rückerstattung jüdischen Gemeindeeigentums in der Regel mit dem Hinweis auf nutznießende
israelitische Kapitalisten ab. Entschädigt, - das heißt sozial, gesundheitlich und finanziell versorgt - 
wurden Menschen, wenn Sie in einem formalen Verfahren ihre Anerkennung als Opfer des Faschismus 
erlangten. Die vorwiegend politische, weniger juristische Bewertung, ist das Kennzeichen der Rückerstattung 
Ost, so weit man davon sprechen kann. 

  

Willy Brandt:
Verbrecher und andere Deutsche.
Ein Bericht aus Deutschland 1946



Diesen Text schrieb Willy Brandt 1946 als Korrespondent der norwegischen Zeitung Arbeiderbladet
in Deutschland. Der Titel, der heute überrascht, war ursprünglich gedacht, die Mehrheit der Deutschen 
von den in Nürnberg vor Gericht stehenden Nazi-Verbrechern zu unterscheiden, wurde von den 
politischen Gegnern Brandts aber bereitwillig missverstanden und benutzt, um den Emigranten und 
Antinazi
zu verleumden. Das in Skandinavien viel beachtete Buch, das tatsächlich geeignet war, 
Mitgefühl mit dem deutschen Volk im Jahre eins nach dem Ersten Weltkrieg zu wecken, erscheint hier 
erstmals ungekürzt in deutscher Sprache.

  

Jutta Ditfurth:
Ulrike Meinhof.
Die Biographie



Die ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen und unentwegte Linke, Jutta Ditfurth, schreibt im 30. Jahr 
nach dem Deutschen Herbst und nach sechsjähriger Recherche sicher nicht Die Biographie der Ulrike 
Meinhof. Der zeitliche und emotionale Abstand ist dafür zu gering. Aber Ditfurths Korrekturen am Bild, das
Politik und Medien von der RAF-Gründerin gezeichnet haben, sind essentiell, auch für das Verständnis der 
bundesrepublikanischen Gesellschaft. Aufschlussreich ist ein Satz am Ende des ersten Kapitels, der,  in 
einem, den Ausgangspunkt der Autorin und einen wichtigen Beweggrund der linken Gewalttäter der 70er 
Jahre beschreibt: Nach keinem NS-Mörder, nach keinem Kriegsverbrecher war jemals vergleichbar 
intensiv gefahndet worden
, wie nach Ulrike Meinhof. 
  

Jürgen Lillteicher:
Raub, Recht und Restitution.
Die Rückerstattung jüdischen Eigentums
in der frühen Bundesrepublik



Die Sieger hatten das geschlagene Deutschland 1945 gezwungen, die von ihm im eigenen Land
Verfolgten zu rehabilitieren und zu entschädigen. Das war ein Novum in der Geschichte. Konnte 
diese erzwungene Rückerstattung in einen kollektiven Lernprozess münden, in dessen Verlauf die 
NS-Verfolgungspolitik mehr und mehr als Unrecht erkannt würde? Lag das Unrecht beim NS-Staat 
oder bei dem individuellen Nazi-Profiteur? Wie verhielten sich Beamte oder Richter, die gestern selbst
die Enteignungen verfügt hatten, gegenüber Restitutionsansprüchen? Was sind Judengeschädigte?
Jürgen Lillteicher bietet auf 560 Seiten nicht nur eine Bilanz der Rückerstattung jüdischen Eigentums 
im Nachkriegsdeutschland, sondern öffnet im Spiegel der juristischen Auseinandersetzungen auch den 
Blick auf die politische Geisteshaltung in der jungen Bundesrepublik. 
  

Manfred Speidel (Hg.):
Bruno Taut. 
Ex Oriente Lux.
Die Wirklichkeit einer Idee



Der Orient als Inspirationsquelle und Gegenrichtung zur europäischen Kultur ist Thema dieser 
Sammlung von Schriften, die zwischen 1904 und 1938 entstanden sind.  Auch während seiner
fruchtbaren Architektenjahre in Berlin hat Bruno Taut an der Suche nach einer inneren Idee von
Architektur oder einer höheren Baulust, wie Paul Scheerbarth es nannte, festgehalten. Forschungsziel
war eine nach sozialistischen wie esoterischen Ansätzen weitgehend zweckentbundene, kosmische 
Schönheit vermittelnde Architektur. Die Eindrücke, die Taut auf seinen Reisen in die Sowjetunion und im 
japanischen und türkischen Exil sammelte, wirken wie Splitter auf der Suche nach einem einheitlichen Bild.
Illustriert ist der Band mit Beispielen sakraler Architektur aus aller Welt, die die Tautschen Modelle und 
Visionen inspiriert und beflügelt haben. Einige Aufsätze von Adolf Behne, dem Kunsthistoriker und 
Mitstreiter Tauts und eine sehr instruktive Einleitung hat der Herausgeber dem Band beigefügt. 
  

Dana Menzel:
Der Architekt Adolf Wollenberg.
Leben und Werk



Der Architekt Adolf Wollenberg ist ein Alfred Messel-Schüler. Seine Spezialität wurden Villen mit 
hochherrschaftlichem Aspekt für großbürgerliche Auftraggeber, von denen im Charlottenburger 
Westend und in Grunewald noch einige erhalten sind. Die Villa Harteneck in der Douglasstraße in 
Grunewald mit ihren denkmalgerecht wiederhergestellten und öffentlich zugänglichen Gartenanlagen
gehört zu den eindrucksvollsten Hinterlassenschaften dieses Architekten. Das Buch ist betont einfach
mit schwarzweißem Bildmaterial ausgestattet.

  

Matthias Braun:
Kulturinsel und Machtinstrument.
Die Akademie der Künste, die
Partei und die Staatssicherheit



Vom Dichter Arnold Zweig bis zum Dichter und Theatermann Heiner Müller reicht die Reihe der sieben
Männer an der Spitze der Ostberliner Akademie der Künste zwischen 1950 und 1993. Die Institution und 
ihre Mitglieder waren, wie der Dokumentarfilmer Gerhard Scheumann formulierte, sowohl Rebell als
auch Repräsentant
. Diesem Doppelcharakter wird die vorliegende, bisweilen etwas aktenlastige Studie 
nicht immer gerecht. Wenn etwa Christa Wolf dem Akademie-Präsidenten Konrad Wolf eine ungeheure
Unruhe über die Entwicklung in der DDR
bescheinigt, die der Autor als in den überlieferten Akten nicht
sichtbar
abtut, so ist der Leser vermutlich geneigt, dem lebendigeren Zeitzeugnis der Dichterin zu folgen.
    
  

Susanne Foellmer:
Valeska Gert.
Fragmente einer Avantgardistin in
Tanz und Schauspiel der 1920er Jahre



Die Ausdruckstänzerin und Schauspielerin Valeska Gert gehört zum irritierendsten und provozierendsten,
was die in dieser Hinsicht nicht gerade arme Zeit vor 1933 zu bieten hatte. Die vorliegende Arbeit sucht
nach Beziehungen oder Verortungen ihrer Kunst in der umgebenden Kulturszene: zum Expressionismus, 
zu Walter Benjamin, zum epischen Theater Bertolt Brechts. Auch Antonin Artaud und das Arme Theater
Jerzy Grotowskis, wie die aktuelle Fotokunst Cindy Shermans bieten solche Beziehungspunkte. Ein mittlerer 
Schatz für sich ist die dem Buch beiliegende CD-ROM mit Tanzfilmfragmenten Gerts.
    
  

Azra Charbonnier:
Carl Heinrich Eduard Knoblauch.
1801 - 1865
Architekt des Bürgertums



Diese Monographie rückt den Architekten ins Bewusstsein, der, selbst kein Jude, dem deutschen 
Judentum mit der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße eines seiner bedeutendsten Bauwerke
schuf. Ein zweites erhaltenes Gebäude, das Jüdische Krankenhaus in der Auguststraße, dokumentiert 
das enge Verhältnis, das Knoblauch zur jüdischen Gemeinde der Stadt unterhielt. Von der großen Zahl 
städtischer Villen, Palais und Mietshäuser, die der erste freischaffende Architekt Berlins baute, ist kaum 
etwas erhalten. Eine biographische Spur führt ins Nicolaiviertel zum Knoblauchhaus, seinem Geburtshaus.
Das eindrucksvolle Werkverzeichnis am Ende des Bandes gibt in Bild und Schrift Auskunft über Knoblauchs
Schaffen auch über Berlin hinaus.

   
  

Gerhard Schulz:
Kleist. Eine Biographie



Eine eigenthümliche Beschaffenheit findet Heinrich von Kleist an sich, die ihn nirgends heimisch werden
und in Gesellschaft anderer einsam bleiben läßt. Ähnlich wie bei dem Zeitgenossen Hölderlin scheinen 
persönliches Geschick und individuelle Lebensumstände dem dichterischen Werk an Dramatik kaum 
nachzustehen. Aus der sorgfältigen Schilderung der fragilen Lebenslage Kleists und ihrer engen, 
vielfach fatalen Verquickung mit den Themen seiner Dichtung bezieht dieses Buch seinen großen Reiz.
   
  

Ernst Schumacher:
Ein bayerischer Kommunist
im doppelten Deutschland.
Aufzeichnungen 1945-1991



Brechtforscher, Theaterkritiker und 1962 radikaler linker Publizist, der wegen seiner Mitgliedschaft in der
verbotenen westdeutschen KPD in die DDR floh - im Leben des Ernst Schumacher war alles etwas anders. 
Dass er seine biographischen Aufzeichnungen vom Zweiten Weltkrieg bis zur Wiedervereinigung Deutschlands 
im Münchener Institut für Zeitgeschichte (IfZ) veröffentlichen konnte, bewertet er als ein Zeichen demokratischer
Offenheit, wie sie im untergegangenen sozialistischen Staat nicht möglich war und als bayerische Liberalität. Ein 
Bayer in Ostberlin? Michael Schwartz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IfZ, hat dieses mehr als 700 Seiten
umfassende Zeitzeugnis herausgegeben, eingeleitet und kommentiert.
   
  

Kerstin Decker:
Paula Modersohn-Becker.
Eine Biographie



Paula Modersohn-Becker und Rainer Maria Rilke wäre ein anderer, möglicher Titel dieser
spannenden biographischen Recherche zweier Schwesterseelen. Berlin, neben ihren Lebenspolen 
Worpswede und Paris nur ein Zwischenspiel, lernt Paula Becker 1896 und 1901, zwischen Mal- und 
Kochkurs kennen. Sie werde fromm in dieser unfrommem Stadt, schreibt sie. Eine Schwäche des
Buches ist vielleicht der vertraulich spöttelnde Ton, mit dem die Biographin die Weggefährten der Künstlerin 
bedenkt, die Rilke, Clara Westhoff, Lou Andreas-Salomé, Otto Modersohn ...
  

Dominique Bourel:
Moses Mendelssohn.
Begründer des modernen Judentums.
Eine Biographie



Für seine 2004 auf Französisch und jetzt auf Deutsch erschienene Biographie Moses Mendelssohns 
wurde Dominique Bourel 2005 mit dem deutsch-französischen Parlamentspreis ausgezeichnet. Fein 
zeichnet er Mendelssohns Lernjahre in Dessau, seinen Umzug ins Berlin Friedrichs II, das Gewebe der 
Beziehungen zu den Denkern seiner Zeit. Über 600 Seiten vermag er es, den Leser mit der Geschichte 
des Sohnes eines einfachen Thoraschreibers zu fesseln, des Mannes, dem Gotthold Ephraim Lessing mit 
seinem „Nathan der Weise“ ein Denkmal setzte. Mendelssohns „Phädon“, dem meistgelesensten Werk der 
deutschen Aufklärung, widmet Bourel ein ganzes Kapitel und „belegt damit die Verwandlung des 'Mosche 
Dessau’ in den deutschen Platon und den Sokrates von Berlin“. Ein Schatz für sich ist der 200-seitige Anhang 
des Buches mit Anmerkungen, Quellen-Nachweis, Bibliographie und Personenindex.

Knud Andresen:
Widerspruch als Lebensprinzip.
Der undogmatische Sozialist 
Heinz Brandt (1909-1986)



Der unbequeme und einzelgängerische Querdenker Heinz Brandt war von seiner Jugend an 
in den großen Organisationen der deutschen Arbeiterbewegung engagiert, der KPD, der SED, 
der SPD und der IG Metall. Er war kein Politiker, sondern ein utopiegläubiger Sozialist mit einer 
dreifach deutschen Biographie: Zuchthaus und KZ im Nationalsozialismus, Gefängnishaft in der 
DDR und Kämpfe mit den Gewerkschaften und in der Anti-AKW-Bewegung in der BRD. Das
Buch erinnert an eine eigenwillige Gestalt und einen außergewöhnlichen Zeitzeugen der deutschen
Geschichte.


Hiltrud Häntzschel:
Marieluise Fleißer.
Eine Biographie



Die Erkenntnis, dass Schriftsteller ihrer eigenen Biographie oder Teilen davon in ihrem Schaffen eine 
Art literarische Zeitzeugenobjektivität geben, ist sicher nicht neu. Auf dieser Spur rekonstruiert und 
entschleiert die Biographin auf spannende Weise das Leben und die Mythen Marieluise Fleißers. Auch 
die Brecht-Anklage der Dichterin, in Zeiten des Brecht-Boykotts in der Bundesrepublik geschrieben, 
wird nach dieser Lesart neu bewertet. Die Autorin legt den Blick auf Werk und Person einer Dichterin frei, 
die, Jahrzehnte verschollen und vergessen, erst Ende der 60er von jungen Künstlern wie Rainer Werner 
Fassbinder oder Franz Xaver Kroetz wieder entdeckt wurde und die sich auch dann durch eigenwillige
Retuschen und Neuinterpretationen ihres Werkes wieder zu entziehen suchte.

Misha Aster:
"Das Reichsorchester".
Die Berliner Philharmoniker
und der Nationalsozialismus.



Vom Propagandaauftrag der reichsbeamteten Philharmoniker und ihres Chefs, Wilhelm Furtwängler, 
vom Gerangel zwischen Goebbels und Göring, die sich beide zu Förderern und Herren der klassischen
Musik berufen fühlten, und von der erstaunlichen Beflissenheit deutscher Musiker, im nationalsozialistischen 
Konzert den Ton zu halten, handelt diese Untersuchung. Dem jungen kanadischen Autor, Opernregisseur 
und Historiker ist es gelungen, sowohl die engere Welt der Philharmoniker wie die Öffentlichkeit für diesen 
zwölf Jahre dauernden Teil in der 125-jährigen Geschichte des noblen Klangkörpers aufzuwecken und zu 
sensibilisieren. Der Soziologe Wolf Lepenies hat dazu ein Vorwort verfasst.

Steffen de Rudder:
Der Architekt Hugh Stubbins.
Amerikanische Moderne der
Fünfziger Jahre in Berlin



Mit Funkturm, Brandenburger Tor und Gedächtniskirche war die Kongreßhalle lange auf jeder Westberliner
Ansichtskarte zu finden und noch vor der Amerika-Gedenk-Bibiliothek und dem gerade frisch renovierten 
Henry-Ford-Bau der FU rangierte sie auf der Geschenkeliste der USA an die Westberliner. Längst nicht mehr
und spätestens nach dem Einsturz des Daches, 1980,  gilt der amerikanische Beitrag zur Interbau, 1957,
als architektonisches Meisterwerk. Dennoch hat die Halle nach mehrfacher Sanierung und als Haus der 
Kulturen der Welt
ihren frostigen Frontstadt-Appeal verloren und steht selbstverständlicher an Ihrem prekären 
Platz im Tiergarten als je zuvor.

Wolfgang Girnus (Hg.):
Sozialistischer Weltbüger und Enzyklopädist.
Mosaiksteine zu Jürgen Kuczynski



Das schmale Bändchen erscheint zum 10. Todestag des Nestors der DDR-Wirtschaftswissenschaften,
der sich selbst durchaus in Reichweite des Nobelpreises wähnte. Freunde, Kollegen und Schüler von
Jürgen Kuczynski haben anlässlich eines Symposiums 2004 versucht zu ergründen, wie und wer der 
populärste Gelehrte der DDR gewesen ist. Die sechs Beiträge sind mit einigen Ergänzungen in diesem
Buch versammelt. 

Thomas Friedrich:
Die missbrauchte Hauptstadt.
Hitler und Berlin



Der vielfach geäußerten Ansicht, Hitlers Verhältnis zu Berlin sei negativ gewesen, stellt der Autor eine
historisch wechselnde, im wesentlichen instrumentelle Haltung Hitlers zu seiner späteren Hauptstadt
entgegen. So habe er die Stadt als Noch-Nicht-Politiker gemocht, ja von ihr geschwärmt, sie im Zuge des
Parteiaufbaus als Finanzressource, Kontaktbörse oder Ort für Verschwörungen betrachtet und sich so
zwischen 1916 und dem Machtantritt sehr variabel, von funktionalen Überlegungen der Zeit bestimmt
zu Berlin verhalten.

Wolfgang Leonhard:
Meine Geschichte der DDR



Mehr als 50 Jahre nach seiner Abrechnung mit Ulbricht und dem Stalinismus in Die Revolution entlässt
ihre Kinder
legt Wolfgang, eigentlich Wolodja, Leonhard seine Geschichte der DDR vor. Der Autor war
Kind kommunistischer Eltern, in Moskau exiliert, Mitglied der Gruppe Ulbricht, Dozent an der SED-Partei-
hochschule und lehrte als Professor bis 1987 mehr als 20 Jahre Geschichte des Kommunismus in den 
USA. Vor dem Hintergrund dieser Biographie ist das letzte Kapitel des Buches und das Bedauern Leonhards
bemerkenswert, dass es in Deutschland keinen Desmond Tutu und keine Wahrheitskommission gegeben 
habe, die das Aburteilen der DDR und das erneute Überrollen des Volkes hätte verhindern können.

   

Jutta Rosenkranz:
Mascha Kaléko.
Biographie



Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre hatte die 1907 in Galizien geborene Dichterin in Berlin ihre paar 
leuchtenden Jahre
. Großstadtpoesie und Kabarett-Texte für Claire Waldoff und andere machten sie 
berühmt; Franz Hessel, der Berlin Flaneur, wurde ihr Förderer. Dann die langen Jahre der Emigration
und obwohl sie schnell in die Herzen der Berliner zurückfand, blieb ihre literarische Gestalt seltsam
verschüttet - daher diese Biographie einer wieder zu entdeckenden Dichterin. 


Walter Heynowski:
Der Film meines Lebens.
Zerschossene Jugend



Der Autor bildete zusammen mit dem 1998 gestorbenen Kollegen Gerhard Scheumann das legendäre
Dokumentarfilm-Duo H & S, das für die DDR-Journalistik Weltruhm erlangte. Ihr berühmtester Film, Der 
lachende Mann
mit den Bekenntnissen eines deutschen Söldners im Kongo, löste in der BRD einen 
Skandal aus und durfte lange weder im Kino noch im Fernsehen gezeigt werden. Das Buch liest sich 
mit seinem schnellen, mitreißenden Reportagestil wie die direkte Übersetzung des dokumentarfilmischen
Handwerks ins Literarische. Die mehr als 300 Seiten schildern die ersten 20 Jahre Heynowskis - bis 1948.
Auf die Fortsetzung darf man gespannt sein. 


Thomas Flierl:
Berlin: Perspektiven durch Kultur
Texte und Projekte



Ein Rechenschaftsbericht oder eine Selbstinszenierung? Die Projekte des Autors und ehemaligen 
Kultursenators sind vorwiegend vergangenheitsorientiert, der Umgang mit Denkmalen, dem Stadtschloss 
und anderem staatlichen Bauerbe. Unter dem Strich dokumentieren die Briefe, Reden, Vorträge, Interviews 
und Fotos dennoch präzise eine stadtpolitische Diskussion und ihre ideologischen Verhaftungen. 


Ulrich Conrads:
Zeit des Labyrinths.
beobachten, nachdenken, feststellen.
1956-2006



Die hier versammelten Aufsätze und Reden stammen aus dem Archiv des Autors, das in der Branden-
burgischen Technischen Universität Cottbus bewahrt wird. Besonders reizvoll sind die von Ulrich Conrads
nachträglich zu den einzelnen Beiträgen verfassten Kommentare, da das Buch sich auf diese Weise wie 
ein bauphilosophischer Spaziergang liest. Die großen Akteure der Architektur des 20. Jahrhunderts und ihre
Werke werden leichthin und nach Bedarf auf die Szene gebeten.


Andreas Kitschke (Hrsg.):
Ludwig Ferdinand Hesse (1795-1876).
Hofarchitekt unter drei preußischen Königen



Ludwig Ferdinand Hesse gehört zum Kreis der älteren Schinkel-Schüler. Er war nie der Favorit der Könige, 
unter denen er arbeitete und sein Werk stand immer im Schatten des glanzvolleren Friedrich August Stüler. 
In Berlin zeugen vor allem die Tierarzneischule an der Luisenstraße und die Löwenbrücke im Tiergarten, in 
Potsdam eine Vielzahl von Bauten und Kleinarchitekturen im Park von Sanssouci und zahlreiche Villen von 
der Hesseschen Architektur. Neben der Baukunst stellt die umfangreiche Monographie auch die Möbel- 
und Ausstattungsentwürfe und das bildkünstlerische Schaffen des Architekten vor.


Elke-Vera Kotowski, Julius H. Schoeps (Hrsg.):
Magnus Hirschfeld.
Ein Leben im Spannungsfeld von
Wissenschaft, Politik und Gesellschaft



Es geht um den Pionier der Sexualwissenschaft, den jüdischen, homosexuellen Arzt Magnus Hirschfeld.
Der unverbindliche Titel ist vielleicht die einzige Schwäche dieser eindrucksvollen Aufsatzsammlung. Die
neunzehn Beiträge bieten präzise Annäherungen an Hirschfeld und seine Zeit, an die Reform- und 
Emanzipationssehnsüchte der Weimarer Jahre, an bisweilen schrille Lebensentwürfe im Angesicht des
nahenden Nationalsozialismus.


Günter Brakelmann:
Helmuth James von Moltke.
1907-1945. Eine Biographie



Schon die Eltern sind, ungewöhnlich genug für eine schlesische Junkerfamilie, liberale Parteigänger
Stresemanns. Zusammen mit Dr. Peter Graf York von Wartenburg begründete Helmuth James von Moltke
den Widerstandskreis, der später nach dem väterlichen Gut in Kreisau benannt wurde. Der studierte Jurist
mit lebhaftem Interesse für Sozialgeschichte und Sozialismus war ungewöhnlich weltoffen - ein früher 
Europäer und Kosmopolit. Doch selbst in den eigenen Reihen galt er eher als Schöngeist, denn als Mann
der Tat. Pünktlich zum 100. Geburtstag des 1945 in Plötzensee hingerichteten Widerstandsmannes erscheint 
diese neue, große Biographie.


Uwe Schulte-Vahrendorff:
Kolonialheld für Kaiser
und Führer.
General Lettow-Vorbeck



Paul Lettow-Vorbeck, den vielleicht bekanntesten deutschen Kolonialsoldaten, umgab immer der Mythos der 
Ritterlichkeit und der Beliebtheit unter seinen afrikanischen Askaris. Zwei Bundespräsidenten haben diesen
wilhelminischen Geist der Bundeswehr als Leit- und Vorbild empfohlen. Kasernen und Straßen tragen noch 
heute seinen Namen. Der Autor belegt die brutalen Befriedungskampagnen des Generals in Ost- und Südwest-
afrika, seine Beteiligung am Kapp-Putsch, die dienstfertige Haltung gegenüber den Nationalsozialisten und sein
Streiten, noch in den 1950ern, für die Wiedererlangung der Kolonien. Er liefert einen wichtigen Beitrag zur 
Korrektur einer erstaunlich zählebigen Heldenlegende.


Carola Schramm, Jürgen Elsner:
Dichtung und Wahrheit.
Die Legendenbildung um Ernst Busch (2 Bände)
 
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Ein Ausschluss aus der SED in den 50er Jahren und die Enteignung seines Verlages Lied der Zeit sind 
zwei der bekannteren Legenden, die das nicht konfliktfreie Verhältnis Ernst Buschs zu den Herrschenden 
in der DDR illustrieren. Der Versuch der Autoren dieses Legendenhafte herauszuarbeiten, leidet beträchtlich 
unter ihrer gänzlich humorlosen Sprache. Das gilt naturgemäß nicht für den wertvollen zweiten Band, der 
die Dokumente versammelt. Er bietet tiefe und spannend zu lesende Einblicke in den inneren Kreis der Partei- 
und Staatsbürokratie und enthält auch den knappen aber eindrucksvollen Fototeil. Eine CD mit 27 Busch-Liedern 
wird jedem Band beigegeben.  

Götz Aly, Michael Sontheimer:
Fromms.
Wie der jüdische Kondomfabrikant
Julius F. unter die deutschen Räuber fiel.
 
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Das Buch ist mehr als ein Schelmenstreich der Autoren, wie der herrliche Buchtitel suggerieren könnte.
Auch mehr als lohnendes, lehrreiches Material, das als Nebenprodukt bei der Archivarbeit angefallen
wäre. Da die Kondomfabrik keinen Rechtsnachfolger hatte, der, wie im Falle der Volkswagen, Krupp,
Allianz, Daimler-Benz, Deutsche Bank, Degussa, Dresdner Bank, Flick oder Bertelsmann, die Firmenge-
schichte ins rechte Bild gerückt hätte, wäre die Frommssche Unternehmung dem Vergessen anheim
gefallen, wenn Aly und Sontheimer nicht aufgepasst hätten. 

Antje Freiesleben, Johannes Modersohn:
Kritische Würdigung 
der Kritischen Rekonstruktion 


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Unzweifelhaft hat sich Hans Stimman in seinen 15 Jahren als Senatsbaudirektor bleibende Verdienste
um das Berliner Stadtbild erworben. Doch ebenso sicher werden die Baukünstler unter den Architekten
den selbstverliebten Beamten gern gehen sehen, zumal Regula Lüscher Gmür, seine Nachfolgerin,  als 
deutlich mutiger und moderner gilt. Die in dem schmalen Band gesammelten 71 Beiträge von Wegbegleitern
und Widersachern des Hans Stimman
laufen auf eine Huldigung hinaus. Die Stimmen derjenigen, die
unter dem engen Raster Stimmanscher Stadtvisionen gelitten haben, kommen etwas zu kurz.

Frank Hörnigk:
Erwin Geschonneck.
Eine deutsche Biografie


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Die Bildbiografie feiert den 100-jährigen Schauspieler, der in Ostpreußen geborenen wurde, schon früh 
nach Berlin kam und seine jungen Jahre im Arbeitermilieu zwischen Invaliden- und Ackerstraße verbrachte. 
Seine Lebenslauf hat bilderbuchhafte Züge: Arbeitersport, Kommunistische Partei, Agitprop-Theater, auch
während seines 6-jährigen Weges durch deutsche KZ's. Er gehörte zur ersten Generation des Berliner
Ensembles
, aber sein wuchtiges Spiel passte wohl nicht recht zum Brechtschen Theater. 1956, im Todes-
jahr Bertolt Brechts verließ er die Bühne und fand sein eigentliches Metier, den Film. Die Darstellung 
antifaschistischer Charaktere und komische Rollen werden seine Sache. 1995/96 drehte er mit Matulla und 
Busch
unter der Regie seines Sohnes Matti Geschonnek seinen letzten großen Film.
 

Cai Guo-Qiang:
Head on.
Sammlung Deutsche Bank


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Die vorgestellten Kunstwerke - 99 auf eine Glaswand zustürmende und an ihr abprallende Wölfe, die 
Schießpulver-Zeichnung Vortex und das Zwei-Kanal-Video Illusion II - entstanden großenteils in Berlin 
für die Ausstellung in der Deutschen Guggenheim Unter den Linden von Ende August bis Mitte Oktober 
2006. Der Katalog selbst kommt als Chinoiserie daher: in das Cover des großformatigen Bandes ist eine
55-seitige Broschüre, das Foreplay, eingelassen, das Materialien und Vorüberlegungen zum Projekt enthält.
Kunstproduktion à la Deutsche Bank? Beide, die Kunst wie der Katalog, ächzen ein wenig unter den großen
Ambitionen des Geldinstituts.

Christian David:
kinski. Die Biographie

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Einige der Edgar Wallace-Filme und die Filmprojekte mit Werner Herzog machen Klaus Kinski unvergessen.
Unvergessen auch seine Rezitationskunst: Villon, Rimbaud, Oscar Wilde, Majakowskij, Baudelaire, Brecht
Rilke, Nietzsche, die Klassiker, das Neue Testament - viel Seelenverwandtes. Diese erste Biographie 
erscheint erst 15 Jahre nach dem Tod des mit 65 Jahren gestorbenen Künstlers. Sie erinnert auch an die 
kulturelle Ödnis der 50er Jahre, gegen die keiner so wild und unermüdlich anspielte wie Klaus Kinski. Er
rebellierte, als Rebellion noch nicht angesagt war, eine Herkulesarbeit, für die ihm seine Zeitgenossen 
einigen Dank schulden. 

Oscar A.H. Schmitz:
Das wilde Leben der Boheme.
Tagebücher 1896-1906


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Die Tagebücher reflektieren das nervöse Leben eines begabten Rentiers, der sich unausgesetzt sein
Unabhängigkeit vom väterlichen Erbe zu beweisen suchte. Schmitz (1873-1931) kreuzte, immer um 
eigene Bedeutsamkeit ringend, die Wege berühmter Zeitgenossen, wie Sigmund Freud, Franz Hessel, 
Alfred Kubin, Thomas und Heinrich Mann. Seine literarische Produktion ist beachtlich und folgt dem 
Zeitgeist auf jedes Terrain: Reisen, Mode, Manieren, Lebens- und Liebeskunst und immer wieder 
die europäische Boheme an der Wende zum 20. Jahrhundert. Wichtiger jedoch als alles schreiben blieb dem
 
Lebenskünstler die Selbstverwirklichung auf dem gesellschaftlichen Parkett. Der Leser der feinen Edition 
darf sich für 2007 auf zwei weitere Bände freuen. Der eine begleitet unseren Helden auf seinen Reisen; 
der andere widmet sich seinen Unternehmungen zur psychoanalytischen Erforschung seiner selbst.

Vadim Glowna:
Der Geschichtenerzähler.
Erinnerungen


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Berlin, wo Vadim Glowna seit mehr als 20 Jahren lebt, spielt in diesen Erinnerungen eine Nebenrolle. 
Die Stadt seiner Kindheit und Jugend ist die weit wichtigere Inspirationsquelle des in der deutschen 
Filmlandschaft auffallend eigenwilligen und einzelgängerischen Schauspielers und Regisseurs. Selbst
in den hübschen Geschichten aus aller Welt, aus Paris und Rom, Beirut, Irland, Georgien oder Tunesien 
meint man immer den Hamburger Klang herauszuhören. 

Frank Thiel:
Frank Thiel.
A Berlin Decade.
1995-2005


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Die Fotoarbeiten des Künstlers entstanden in den zehn Jahren, als Großbaustellen der 
bestimmende Wesenszug des Berliner Aufbruchs zu sein schienen. Die überaus eindringlichen
Bilder - Muster und Strukturen, herausgelöst aus dem alltäglichen Prozess städtischen Werdens 
und Vergehens - lassen die Grenzen zu Malerei und Skulptur verschwimmen. Der großartige 
Fotoband wird begleitet von zwei Aufsätzen von David Moos (Utopische Konstruktionen?) und
Robert Hobbs (Die erfasste Zeit) und ist die erste große Monographie des Werkes von Frank Thiel. 

Hilmar Thate:
Neulich, als ich noch Kind war
Autobiographie

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Jede neue Biographie eines ostdeutschen Schauspielers ist sozusagen naturgemäß auch 
politisch-gesellschaftliche Enthüllungsliteratur, egal aus welcher Richtung man sie betrachtet. Der 
große Brechtsänger und Schauspieler Hilmar Thate, der 1980 mit seiner Frau Angelica Domröse
die DDR verließ, schreibt in seinem 75. Lebensjahr über sein halbes Jahrhundert Theater- und
Filmgeschichte. Seine Sprache ist knapp und pointiert, so auch die Skizzen der großen Weg-
gefährten, der George Tabori, Wolf Kaiser, Helene Weigel oder des bewunderten Ernesto Busch.

Regina Stephan (Hg.):
Erich Mendelsohn.
Wesen, Werk, Wirkung

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Der Band vereinigt die Beiträge zweier Erich Mendelsohn-Symposien in Berlin und Manchester.
Experten, Zeitzeugen, Wegegefährten und Nachfahren folgen darin den Spuren Erich Mendelsohns,
seinen Wanderungen zwischen den Kulturen und Kontinenten. Das mit schwarz-weißen Fotos 
ausgestattete, äußerst lesenswerte Buch schließt mit einer ausgewählten Bibliographie, einem 
Personenregister und einer Kurzbiographie des frühen Stararchitekten, der im Laufe seines 66 
Jahre währenden Lebens drei unterschiedliche Staatsbürgerschaften besaß.

Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hg.):
Die Fotografiensammlung des Malers
Eduard Gaertner. Berlin um 1850

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Die 77 Fotos dieser Sammlung bezeugen die Anleihe, die der große Berliner Vedutenmaler
bei dem Ende der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts neu entstehenden fotografischen Medium
und seinen Meistern nahm, hier vor allem Leopold Ahrendts und F. Albert Schwarz. Dienten die 
Fotos auch nicht als Vorlagen, so ist ihre motivische Verwandtschaft mit den Stadtansichten des 
Malers doch augenfällig. Zeughaus und Altes Museum, der Lustgarten, die Neue Wache oder 
verschiedene Denkmäler und Statuen gehörten sowohl zu den meist fotografierten Objekten der 
Zeit, wie auch zu den von Gaertner künstlerisch bearbeiteten Motiven.   


Karin Sagner, u.a. (Hg.):
Die Eroberung der Strasse.
Von Monet bis Grosz

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Der Katalog dokumentiert eine Anfang September 06 in der Frankfurter Schirn zu Ende 
gegangene Ausstellung, in deren Mittelpunkt Paris, Walter Benjamins Hauptstadt des 19.
Jahrhunderts
, und Berlin, die in den Jahren der Weimarer Republik modernste Stadt des 
alten Kontinents stehen. Unter Titeln wie Urbane Inszenierung, Mobilität und Technik
Spektakel, Kommerz, Aufruhr und Boulevard und Straße: Seele und Spiegel der Stadt
gelingt eine eindrucksvolle Schilderung der künstlerischen Aneignung des städtischen
Lebens im 19. und 20. Jahrhundert. Warum diese Ausstellung nicht in Berlin zu sehen war, 
ist kaum nach zu vollziehen. Der sehens- und lesenswerte Band, der mit der englischen 
Übersetzung der Aufsätze schließt, ist eine willkommene Entschädigung. 


Lothar Fischer:
Anita Berber.
Göttin der Nacht 

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Es ist äußerst schwer, an der Ende der goldenen 20er im Alter von 29 Jahren gestorbenen 
Tänzerin unter der zur Schau getragenen Ruchlosigkeit die tatsächliche Persönlichkeit zu
entdecken. Lothar Fischer, der mit seiner Monographie von 1984 über die Künstlerin auch 
den Film Tänze des Lasters von Rosa von Praunheim angestoßen hat, könnte es am ehesten.
Mit Martha Dix, Dinah Nelken, Gret Palucca oder Leni Riefenstahl kannte er viele Zeitzeugen, 
die die Berber noch erlebt hatten. Eine Rebellin, eine frühe Punk-Lady, die ihr wildes Leben
selbst choreographierte? 


Helmut Lethen:
Der Sound der Väter.
Gottfried Benn und seine Zeit 

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Keine Biographie wollte Lethen schreiben, sondern 12 durch Kalenderstrecken verbundene 
Kapitel oder Ruheplätze schildern, die die unheimlichen Nachbarschaften Gottfried Benns
in Szene setzen. Etwa solche mit Ernst Jünger und Carl Schmitt, die wie Benn vom National-
sozialismus fasziniert waren und nach dem Krieg kaum zu irgendwelchen Gesten der Reue 
fanden. Andere Kapitel beleuchten physiologische oder psychoanalytische Kontexte oder den 
Zugang des Arztes und Dichters zur Ethnologie. Unter den Arbeiten, die zum 50. Todestag 
erschienen sind, ist dies sicher eine der spannendsten biographischen Annäherungen.


Christoph Wagner (Hg.):
Das Bauhaus und die Esoterik.
Johannes Itten, Wassily Kandinsky,
Paul Klee

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Das Bauhaus, das üblicher Weise mit Rationalität und Funktionalismus assoziiert wird, hatte 
vor allem in seinen frühen Jahren starke Affinitäten zu esoterischen Zeitströmungen. Konzepte
der Lebensreform, Freimaurerei, Zahlen- und Farbenmystik, Theosophie und Anthroposophie, 
aber auch der Katholizismus waren wichtige Ideengeber, die über die drei in diesem Katalogband 
vorrangig behandelten Meister hinaus, die Produktion und Kommunikation von Künstlern wie 
Lothar Schreyer, Joost Schmidt, Karl Peter Röhl und Georg Muche inspirierten. Alle Genannten 
werden in ausführlichen Essays und dem, die Hälfte des Bandes einnehmenden Bildteil vorgestellt. 
Sie beleuchten damit einen wichtigen Aspekt der Genese des Bauhauses, der bisher eher auf 
Fußnoten und Randnotizen beschränkt war.



B. K. Tragelehn:
Roter Stern in den Wolken.
Aufsätze, Reden Gedichte,
Gespräche und ein Theaterstück

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Der schön gemachte Band mit Texten aus fünf Jahrzehnten und vielen Fotos ist eine gelungene
Hommage an den Regisseur, Schriftsteller und Übersetzer. Tragelehn war Meisterschüler bei 
Berthold Brecht und arbeitete eng mit Heiner Müller zusammen. Weil seine Stücke häufiger 
verboten und abgesetzt als gespielt wurden, war er auch Grenzgänger zwischen Ost und West. 
1989 kehrte er in die DDR zurück. Die schien ihm im Abendlicht ein paar Augenblicke schön 
aber letztlich unrettbar, ein Sumpf. Zum 70. Geburtstag ist das Buch ein Geschenk - nicht nur
für den Dichter.


Clemens Burrichter, Detlef Nakath, Gerd-Rüdiger Stephan (Hg.):
Deutsche Zeitgeschichte
von 1945 bis 2000

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An dem gut 1300 Seiten starken Handbuch und der mitgelieferten CD-ROM haben 40 ost-
deutsche, westdeutsche und ausländische Wissenschaftler und Publizisten gearbeitet. Nach 
dem einleitenden historischen Überblick bietet das Werk 60 Jahre nach Ende des Zweiten 
Weltkrieges und 15 Jahre nach der staatlichen Einheit eine Zusammenschau der kontroversen 
gesellschaftlichen Entwicklungen in beiden deutschen Staaten. Der umfangreichste Teil des
Bandes widmet sich dem Effekt, den das unterschiedliche Staats- und Gesellschaftsverständnis
auf die Ausbildung der jeweiligen Politikfelder hatte. 


Gunnar Decker:
Gottfried Benn.
Genie und Barbar

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Der in Intelligenz und Radikalität nur schwer zu ertragende Arzt und Dichter hatte seine 
Berliner Refugien oder Höhlen in der Belle-Alliance-Straße 12 und in der Bozener Straße 20. 
Die kurze und heftige Liaison Benns mit dem Nationalsozialismus, dessen Programm er schon 
kurze Zeit später als Auslese nach unten oder Darwinismus rückwärts geißelte, hinterließ 
einen Makel, den der Dichter Zeit seines Lebens nicht mehr los wurde. Dem Biographen liegt 
dieses Leben zwischen Genie und Barbar – entsprechend mitreißend ist sein Bericht.


Laird M. Easton:
Der Rote Graf
Harry Graf Kessler und seine Zeit

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Er war der Kosmopolit des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts. Sein Talent, mit vielfältigen 
Beziehungen wurzelgleich die Welten von Kunst, Theater, Literatur und Politik zu durchdringen, 
machen seine akribisch verfassten Tagebücher zu einem kulturhistorischen Ereignis ersten 
Ranges. Nach seinem Tod, 1937, geriet der mit dem Geist des Nationalsozialismus völlig 
unkompatible Kessler vor allem in Deutschland rasch in Vergessenheit. Längst ist er wieder 
entdeckt und seine Tagebücher neu aufgelegt. Die Biographie ist die vorläufige Annäherung an 
eine Gestalt, die mit unvergleichlicher geistiger Präsenz Spiegel und Gedächtnis einer ganzen 
Epoche geworden ist.


Guntolf Herzberg:
Anpassung und Aufbegehren

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Der Band referiert ein überaus spannendes Kapitel DDR-Geschichte: das halbe Jahr, 
das auf die Geheimrede Chruschtschows im Februar 1956 über den Personenkult folgte, 
und das von  Wissenschaftlern, Schriftstellern und Künstlern als Tauwetter - Periode 
gefeiert und genutzt wurde. Ende 1956 kam die Gegenoffensive der SED. Mit öffentlichen 
Angriffen, Parteiverfahren, Entlassungen, Haft und auch mit erzwungener Flucht wurde 
die Intelligenz der DDR diszipliniert. Ab Mitte 1958 herrschte wieder Ruhe im Land.

Ernst Schumacher:
Mein Brecht. Erinnerungen

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Ernst Schumacher, der 1953 über das Frühwerk von Brecht bei Hans Mayer in
Leipzig promovierte und erst nach dem Mauerbau von München nach Ostberlin 
übersiedelte, legt mit diesem umfänglichen Band die wichtigste Würdigung zum 
50. Todesjahr des Dichters vor. Schade nur, dass die sich im Titel ankündigende
Selbstbezogenheit tatsächlich den ganzen Text durchzieht. Dennoch sind die mehr 
als 500-seitigen Erinnerungen des Theaterkritikers ein bedeutender Brechtfundus
und wie nebenher eine wertvolle Quelle zur frühen Nachkriegsgeschichte der beiden
Deutschlands.

Monika Marose:
Unter der Tarnkappe.
Felix Hartlaub. Eine Biographie

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Felix Hartlaub gehört zu der Generation verschollener Künstler, deren Leben und
Werk mühsam aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs herausgelesen werden
muss. Eher zufällig verbrachte er als Historiograph die letzten Kriegsjahre im engsten
Kreis der militärischen und politischen Führung des Dritten Reiches. In dieser Zeit 
entstanden unter der Tarnkappe des rangniederen Soldaten Protokolle des Krieges,
die erst Jahre nach dem Verschwinden Hartlaubs veröffentlicht wurden. Hier liegt
die erste sorgfältige Biographie des Autors vor.


Mark R. Cohen:
Unter Kreuz und Halbmond.
Die Juden im Mittelalter

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Das Urteil ist eindeutig: die Juden waren in der islamischen Welt zwar abhängig und 
untergeordnet, genossen dabei jedoch Sicherheit und bisweilen großen Einfluss. Das 
christliche Mittelalter dagegen begegnete seinen jüdischen Minderheiten dezidiert 
feindlich. Die wertvolle Untersuchung fördert wichtiges historisches Material für die 
Diskussion um die Toleranzfähigkeit der Kulturen zutage.


Manuela Runge, Bernd Lukasch:
Erfinderleben. Die Brüder
Otto und Gustav Lilienthal

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Eng verschränkt waren die Lebenswege der Lilienthalbrüder. Dem Gleichklang ihrer
technischen und sozialen Utopien stehen der Widerstreit von Wagemut und pedantischen
Qualitäten entgegen, der Ikarusgestalt des ersten erfolgreichen Fliegers der Erfinder des
Modellbaukastens - eine überaus spannende Doppelbiographie.

Hannes Heer:
"Hitler war's". Die Befreiung
der Deutschen von ihrer Vergangenheit

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Hitler - und allenfalls ein kleiner Kreis von Hauptkriegsverbrechern - war's. Diese 
Schutzbehauptung vieler Deutscher nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg ist, wie
der Autor zeigt, bis heute populär geblieben. Joachim C. Fest, Bernd Eichinger oder 
Guido Knopp betreiben auf breiter Medienfront die Ausgestaltung dieses Mythos. Heers
Verdienst ist es, die wichtige Gegenrede zu moderieren: Dietrich Bonhoeffer, das Wo wart 
ihr?
oder Was habt ihr gemacht? der 68er, Christa Wolf, Ingeborg Drewitz, Peter Härtling 
und andere Schriftstellerstimmen der 70er und 80er, die Zweifel an dem rechtschaffenen 
Deutschen Kriegshandwerk ...

Marc Petit:
Die verlorene Gleichung.
Auf den Spuren von Wolfgang
und Alfred Döblin

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Das Doppelporträt des Dichters und seines Sohnes, des Mathematikers, hat zum Ziel, 
die Biographien zweier Menschen zusammen zu führen, die sich im Leben nicht viel zu 
sagen hatten. Der spannend und mit großer Empathie geschriebene Archivbericht über 
die mit allen Unglücken geschlagene Familie Döblin enthält auch eine hinreißende, aus
Texten Alfred Döblins komponierte Ode an Berlin, nach dem er sich zeit seines Lebens
zurückgesehnt hat.  

Wolf Jobst Siedler:
Wider den Strich gedacht

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Das Buch versteht sich als Ehrung zum 80. Geburtstag des großen Berliner Publizisten und
Verlegers, des eleganten Konservativen, der in jeder Art von Zeitgeistigkeit seine Haupt-
gegnerschaft zu finden scheint. Den versammelten Artikeln - der jüngste stammt von 2000, 
der älteste von 1951-, die in Zeitungen wie der Welt, der FAZ, der Süddeutschen oder dem 
Tagespiegel erstveröffentlicht wurden, sind Briefe angefügt, die Siedler an Heinrich Böll, Martin 
Buber, Günther Grass, Albert Speer, Jean Tinguely oder Carl Zuckmayer geschrieben, bzw.
von ihnen bekommen hat.  

Hanns Brodnitz:
Kino intim.
Eine vergessene Biographie

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Diese Autobiographie des einzigen bedeutenden Kinomanagers Berlins vor der NS-Zeit lag 
im Februar 1933 druckfertig im Erich Reiss Verlag. Dann geriet sie in Vergessenheit. Hanns
Brodnitz, von dem es hieß, er habe für jede Filmpremiere sein Kino halb umbauen lassen und
der sich mühte, die Aufführung der Remarque-Verfilmung von Im Westen nichts Neues gegen
die SA-Horden durchzusetzen, wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Heute 
liegt dieses Fundstück unverändert vor, so wie es sein Autor vor 72 Jahren verfasst hat - ein
kleines Wunder.
.    

Barbara Hahn:
Hannah Arendt - Leidenschaften,
Menschen und Bücher

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Das um wechselnd deutsche und englische Zitate komponierte schmale Bändchen offenbart 
erst auf den zweiten Blick seine Lesbarkeit. Die Autorin folgt vornehmlich  dem Denktagebuch 
der großen Philosophin und eröffnet - weit entfernt von einer Einführung weil zu komplex - 
Einblicke in die Denkräume Hannah Arendts und den besonderen Umgang, den sie mit ihr 
vertrauten Menschen pflegte.
.    

Myra Warhaftig:
Deutsche jüdische Architekten
vor und nach 1933 - Das Lexikon

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Die Autorin hat in 20-jähriger Arbeit an die 500 Portraits deutscher jüdischer Architekten
zusammengetragen und sie ausdrücklich den Vergessenen, Verfolgten und Ermordeten 
unter ihnen gewidmet. So ist der mit schwarz-weißen Personen- und Werkfotos versehene 
Band vor allem der biographischen und beruflichen Rehabilitation dieser Baumeister verpflichtet 
und - in vielen Daten noch unvollständig - ein erster, wichtiger Schritt in diese lange verdrängte 
Region der Architekturgeschichte. 
    

Hans-Jürgen Döscher:
Seilschaften. Die verdrängte
Vergangenheit des Auswärtigen Amts

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Joschka Fischers Weigerung, einem verstorbenen Botschafter mit NS-Vergangenheit 
das seit Jahrzehnten übliche ehrende Gedenken auszudrücken und der Ausspruch 
Konrad Adenauers - man schütte kein dreckiges Wasser aus, wenn man kein reines 
habe - beleuchten mit unterschiedlichem Akzent die Realität einer NS-freundlichen Personal-
politik im Auswärtigen Amt. Diese verdienstvolle Untersuchung unterstellt, anders als der 
launige Kommentar des Altkanzlers glauben machen will, dass die Beschäftigung NS-
belasteter Mitarbeiter im Auswärtigen Amt nicht den knappen Personalressourcen 
geschuldet war, sondern mit System betrieben wurde. 
    

Sabine Dramm:
V-Mann Gottes und der Abwehr?
Dietrich Bonhoeffer und der Widerstand

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Diese zweite biographische Arbeit zu Dietrich Bonhoeffer innerhalb kurzer Zeit kratzt
nachdrücklich am ungefüg gewordenen Widerstands-Mythos des Kirchenmannes. Als 
national-konservativ und Mann des Wortes eher als der Tat, der fast zufällig in den 
Widerstandskreis um Hans Oster und Hans von Dohnanyi gerät, beschreibt die Autorin 
den Theologen. Nicht an seiner Diffamierung sondern an der Wiedergewinnung seiner 
realen historischen Gestalt ist ihr gelegen. 


Gisela Schirmer:
DDR und documenta

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Der sparsam schwarzweiß bebilderte Band liefert eine intime Beschreibung der
Annäherungsprozesse zwischen DDR- und westdeutscher Kunst. Sie begannen
mit dem 10. Darmstädter Gespräch, 1968, und kamen knapp zehn Jahre später mit
der 6. documenta richtig in Gang. Neben Willi Sitte, Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer
oder Bernhard Heisig, die in starkem Maße die Staatskunst der DDR repräsentierten,
gerieten zunehmend Außenseiter wie A.R. Penck oder Gerhard Altenbourg ins westliche
Blickfeld.


Brigitte Maria Mayer, Heiner Müller:
Der Tod ist ein Irrtum

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Der prachtvolle Band enthält Bilder, Texte und Autographen - durchweg sehr 
persönlich-privates Material aus den letzten fünf Lebensjahren Heiner Müllers.
Es ist die Zeit, in der er Präsident der Ostberliner Akademie der Künste und
Intendant des Berliner Ensembles war und in der er die Fotografin Brigitte Maria
Mayer kennen lernt und heiratet. Ein Erinnerungsband zum zehnten Todestag,
der inhaltlich etwas karg bleibt.


Ferdinand Schlingensiepen:
Dietrich Bonhoeffer.
1906-1945. Eine Biographie

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Der Theologe war eine der konsequentesten und kompromisslosesten Gestalten des
deutschen Widerstandes und verdient, vom Staub und dem lastenden Vorbildcharakter
befreit zu werden, den pflichtschuldige Routine in deutschen Schulen, Gedenkstätten 
und Kirchen auf ihn gehäuft haben. Den schwierigen Menschen und Geliebten, den
widerständigen Kirchenmann, der auf die Religion pfiff und verantwortungsbewusster 
Zeitgenosse sein wollte, gilt es zu entdecken. Dafür ist diese zweite Biographie nach 
dem monumentalen Werk des Bonhoeffer-Gefährten Eberhard Bethges hilfreich.

Astrit Schmidt-Burkhardt:
Stammbäume der Kunst.
Zur Genealogie der Avantgarde

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Die hier diskutierten Beispiele der kunsthistorischen Systematisierung wie der 
individuellen Selbstinszenierung reichen vom frühen 19. Jahrhundert bis zu Künstlern 
wie Anselm Kiefer oder Gerhard Merz, die unter dem vieldeutigen Titel Deutsche 
Gedenkstätten
vorgestellt werden. Die Autorin hat ihrem Werk eine beeindruckende 
Sammlung von bildlichem Anschauungsmaterial, figürliche und abstrakte Stammbäume, 
Cluster, Diagramme, graphische Beziehungsmuster, die durchweg selbst Kunstwerke 
sind, beigegeben. Auch der umfangreiche Anmerkungsapparat ist, ganz dem Verständnis 
der Untersuchung dienend, ausgesprochen lehrreich und erhellend. 

Kerstin Dörhöfer:
Pionierinnen in der Architektur
Eine Baugeschichte der Moderne

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Emilie Winkelmann, die erste deutsche Architektin, versteckte ihren Vornamen hinter 
dem Kürzel E.; eine jüngere Kollegin, Paula Maria Canthal, ersetzte ihn kurzerhand 
durch das männliche Paul. Viele Stifterinnen einer weiblichen Tradition in der 
Architektur hatten ihr Wirken an die Arbeit ihrer Ehemänner oder männlichen Kollegen 
gebunden, wie Marlene Poelzig, die Frau von Hans Poelzig oder Lilly Reich als enge 
Mitarbeiterin von Mies van der Rohe. Der Fokus dieser Untersuchung, die nur ein erster 
Schritt in das komplexe Thema einer weiblichen Architekturszene ist, liegt auf Berlin und
den Architekturarbeiten von Frauen, die zwischen 1907 und 1949 entstanden sind.

Felicitas von Aretin:
Die Enkel des 20. Juli 1944

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Als Historikerin mit Widerstandserfahrungen sowohl in der mütterlichen wie in
der väterlichen Familie scheint die Autorin für ihr Unternehmen bestens gerüstet zu
sein. Die Auswahl der Enkel vom sozialdemokratischen bis hin zum militärischen 
Widerstand
, weil es über kommunistische Widerstandskämpfer keine Datei gäbe (!?),
lässt allerdings befürchten, dass die familiäre Betroffenheit dem Handwerk der 
Historikerin im Wege stehen könnte.

Tom Tykwer, Michael Ballhaus:
Das Fliegende Auge.
Michael Ballhaus

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Vierzig Jahre Filmgeschichte verbinden sich mit dem Namen Michael Ballhaus. In  
Deutschland lieh er vor allem Rainer Werner Fassbinder sein  Kameraauge; in den USA
wurde Martin Scorsese sein wichtigster Regiepartner. Zahlreiche Arbeitsfotos 
illustrieren das Gespräch, dass der Regisseur Tom Tykwer mit dem legendären
Kameramann führt.

Margit Kern, Thomas Kirchner, Hubertus Kohle (Hrsg):
Geschichte und Ästhetik
Festschrift für Werner Busch
zum 60. Geburtstag

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Mehr als vierzig Autoren haben ihren Anteil an dieser prachtvollen Festschrift. Was 
man für ein angestaubtes wissenschaftliches Ritual halten könnte, kommt beachtlich 
frisch daher. Dreimal Philipp Otto Runge, dreimal Caspar David Friedrich, auch Daniel 
Chodowiecki und Schinkel, Jason Pollock und Arnulf Rainer sind bedacht. Böcklins 
Mythen
, Autobahnbau und Autodesign und Aspekte der Kabbala im Werk von Max 
Weinberg
- die Tour de force durch die Vielfalt kunstgeschichtlicher Themen macht 
Spaß und ist zudem angenehm sachdienlich illustriert.

Sonja Hilzinger:
Das Leben fängt heute an.
Inge Müller. Biographie

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Die mit 41 Jahren, 1965, aus dem Leben gegangene Lyrikerin konnte zu Lebzeiten
kaum aus dem Schatten heraustreten, den die gewaltige Gestalt ihres Mannes 
und Dichterkollegen Heiner Müller warf. Der biographische Bericht wirkt in seinem 
großen Erklärungseifer etwas vergeblich; bedeutend dagegen sind die Einblicke in die 
Literaturszene der frühen DDR, die diese dramatische Lebensgeschichte gewährt.


Jörg Probst:
Adolph von Menzel.
Die Skizzenbücher

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Zum 100. Todestag des Malers erscheint dieser erste Versuch, sich seines mehrere 
tausend Blätter zählenden Skizzenschatzes anzunehmen. Zeitgenossen haben Menzels 
akribische Alles-Zeichnerei mit Herablassung wahrgenommen, sie gar krankhaft genannt.
Der Autor stellt charakteristische Motivgruppen zusammen und assoziiert sie mit den skurilen 
Lebensgewohnheiten des Meisters und der Wissenslandschaft des Biedermeier. Das 
sprachlich gelungene Hineinhorchen in die Skizzen und die Umstände ihrer Entstehung macht 
neugierig auf mehr von diesen im Besitz der Berliner Nationalgalerie befindlichen Zeichnungen.  

 

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