Josephine Gabler:
August Gaul.
Das Werkverzeichnis der Skulpturen
August Gaul gilt als der Tier-Skulpteur
Berlins. Er war Meisterschüler des
Bildhauers Reinhold Begas und
Freund und Kegelbruder Heinrich
Zilles,
der einige Fotographien vom Frühwerk des Künstlers hinterlassen
hat. Die Tierplastiken Gauls, so die
Autorin
dieses akribisch erarbeiteten Werkverzeichnisses,
erfahren auch
heute noch im öffentlichen Raum eine
besondere Art der
Wertschätzung: Sie werden zwar gestohlen,
aber
nicht beschmiert.
Obwohl der Künstler
nur selten in den Genuss öffentlicher Aufträge kam, sind die Spuren
seines
Werkes im
Berliner Stadtbild
erhalten. Etwa der Entenbrunnen
vor dem Renaissance-Theater in
der
Hardenbergstraße -
er wurde vom
Volksmund liebevoll
Streichelbrunnen getauft und war ein Geschenk des
Charlottenburger
Stadtrates Max
Cassirer an die Stadt. Andere erhaltene Tierplastiken
Gauls sind die für
das zerstörte
Kaiser-Wilhelm-Denkmal Reinhold Begas' gefertigten Löwen, die heute vor
dem Alfred-Brehm-Haus im
Tierpark Friedrichsfelde stehen oder der
Hirsch, das Schöneberger Wappentier, auf
der Brunnensäule
im
Rudolf-Wilde-Park. Auch mehrere
Grabsteine des Künstlers für die Familie Cassierer auf den
Friedhöfen
Heerstraße und Schönhauser Allee sind erhalten.
Die Autorin stellt dem Werkverzeichnis eine fundierte Einleitung zu
Leben und Werk des Bildhauers voran,
die die wichtigsten künstlerischen und Geschäftskontakte Gauls
vorstellt. Zuförderst wäre Paul Cassirer zu
nennen, sein Galerist, der zusammen mit dem Künstler die umsichtige
Vermarktung seiner Kunstwerke betrieb,
dann dessen Frau Tilla Durieux-Casssirer, die die Plastiken Gauls
sammelte oder Max Liebermann, der den
Künstler schätzte und die Figur eines Fischotters für seinen Brunnen
im Garten der Wannseevilla
von ihm
fertigen ließ. Auch die Arbeit
Gauls für die Architekten Alfred Messel und Fritz Höger war
erfolgreich. Dagegen
blieb er bei Ludwig Hoffmann
unberücksichtigt. Der Stadtbaurat beschäftigte ausschließlich die Münchener
Ignatius Taschner, Georg Wrba
und Josef Rauch, seine Magistrats-Steinhauer.
Dieses erste vollständige, chronologisch geordnete Werkverzeichnis
gibt auch Einblicke in die Gusstätigkeit zu
Gauls Lebenszeit und die Nachlasspolitik seiner Erben.
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