Claudia Kromrei
Albert Gessner: Das städtische Miethaus.
Mit einem Katalog des Gesamtwerks
Gebr. Mann Verlag, 2012
Albert Gessner (1868-1953) war in der Zeit zwischen 1900 und dem
Ersten Weltkrieg einer der bekanntesten und wirtschaftlich
erfolgreichsten Architekten Berlins. Er wurde in einem Atemzug mit
Männern wie Alfred Messel, Paul Mebes oder Hermann Muthesius
genannt, die ihm Vorbild waren und sein Werk maßgeblich beeinflusst
haben.
Auf dem Höhepunkt seines Schaffens entstand 1911/12 auf dem Kladower
Havelufer sein Sommerhaus, das er mitsamt der Innenraumgestaltung
und der Gartenanlage selbst geschaffen hatte und dem er den launigen
Namen Guckegönne gab, der sowohl die fabelhafte Aussicht über die
Havel wie die sächsische Heimat des Architekten anklingen lässt.
Nach 1918 verschwand dieser wichtige Vertreter der deutschen
Architektur- und Wohnreform aus dem Blickfeld der Architekturkritik
und ist heute, obwohl sechzehn seiner Bauten in der Berliner
Denkmalliste vertreten sind, nur noch Fachleuten ein Begriff.
Die entschiedene Opposition, in die Gessner in den zwanziger Jahren
zum Neuen Bauen trat,
– „Hatte ich nicht ehedem jede Wohnung für sich behandelt,
bürgerlich, wohlanständig, mit Besonderheiten? Nun wurde sie
proletarisch und das lag mir nicht“ – hat zu diesem Vergessen
vermutlich mehr beigetragen als seine Nähe zur NSDAP, deren Mitglied
er schon 1932 wurde.
Die 2008 von der Verfasserin vorgelegte Dissertation, die die Reform
und Transformation des städtischen bürgerlichen Miethauses
nachzeichnet, wie sie sich in den Bauwerken Gessners und in seinen
Reflexionen über diesen Haustypus darstellt, erscheint hier in
überarbeiteter Form in der vom Landesdenkmalamt Berlin
herausgegebenen Reihe Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin.
Die Arbeit wird um einen Katalog zum Gesamtwerk des Architekten
ergänzt, der die Innenraumgestaltungen und unrealisierten Entwürfe
und Wettbewerbsbeiträge einschließt und der nahezu die Hälfte des
400-seitigen Werkes umfasst. (ak)
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