Das 1932 gebaute Haus entstand im Umkreis der Entwürfe zu einer Serie von Hofhäusern, an denen Mies van der Rohe zwischen 1931 und 1938 arbeitete. In der Nachbarschaft der üppigen Villen am Obersee riskierte der Architekt mit seiner sparsamen Formensprache weitgehend unbeachtet zu bleiben. Tatsächlich entdeckt die flachgedeckten, eingeschossigen Backsteinkörper nur, wer auf dieses Fundstück vorbereitet ist. Von der,
der Straße abgewandten Seite, also vom Hof, vom Garten oder vom See aus enthüllt sich der Reiz des bescheidenen Hauses. Die Außenwände sind ganz in Glasflächen aufgelöst, so dass der Blick nicht durch Mauern begrenzt wird. Wer von einem Zimmer durch den dazwischen liegenden Hof hindurch ins andere Zimmer schaut, nimmt alles, innen wie außen, als ununterbrochene Flucht von Räumen wahr. Man bekommt eine Ahnung davon, wie lange Mies an dieser Durchsichtigkeit, an dem Ineinanderfließen von Innen- und Außenraum, dem ungetrennten Erlebnis von Wohnung, Garten und See gefeilt haben mag. Karl Lemke, der Bauherr, bewohnte das Haus mit seiner Frau von 1933 bis 1945. Nach Kriegsende wurde das Gebäude nacheinander als Lager und Garage von der sowjetischen Armee und als Versorgungsstelle vom Ministerium für Staatssicherheit missbraucht. Die Schäden und baulichen Veränderungen dieser Zeit wurden 2000 - 02 in einer aufwendigen Sanierung behoben. Auch der Hof- und Gartenraum, den Herta Hammbacher für den Bornimer Betrieb des Pflanzenzüchters und Schriftstellers Karl Foerster gestaltete, ist wiederhergestellt worden. Der im Innenwinkel zwischen den beiden Baukörpern neugepflanzte, schmächtige Wallnussbaum ersetzt einen ausgewachsenen Vorgänger, um den herum das Haus einst errichtet worden war. Seit 1990 ist das Mies van der Rohe Haus ein Kulturinstitut des Bezirks und das einzige von Mies gebaute Privathaus, das öffentlich zugänglich ist. Seine Ausstellungen präsentieren Künstler, die mit ihren Werken Interpretationen zur Geschichte des Hauses und zur Architektur des Neuen Bauens beisteuern können.
Mit dem Jahr 2010 kann der Besucher an jedem ersten Sonntag im Monat um
11.30 Uhr an einer mies - verstehen genanntenHausführung
teilnehmen. Die unter Architekturenthusiasten auch international bekannte und viel besuchte Adresse, bedarf der Klärung. Einst gehörte das Haus zu Weißensee, wechselte in den 80ern zum neu gegründeten Bezirk Hohenschönhausen und ist seit der Fusion von
Lichtenberg und Hohenschönhausen, 2001, Teil des Bezirks Lichtenberg. Das
Mies van der Rohe Haus erreicht man vom Alexanderplatz aus mit der Straßenbahn in einer guten halben Stunde.
Der Besuch des Hauses und seiner Ausstellungen - nicht der Führung - ist kostenlos.