Die Friedhofskirche des Heiligen Konstantin und der Heiligen Helena in Tegel
ist das älteste der drei russisch-orthodoxen Gotteshäuser Berlins und das
einzige in Deutschland, das mit einem eigenen Friedhof verbunden ist. Die
Anlage erstreckt sich unweit der Autobahnausfahrt Holzhauser Straße in einem
Gewerbegebiet und schützt sich mit einer aufwendigen Einfriedung gegen die
unwirtliche Umgebung. Das Tor ist von einem schön beschnitzten Dach gedeckt,
das auch die neun Glocken des Friedhofsgeläutes birgt. Jenseits des Eingangs
zeigt sich tatsächlich eine andere, stille Welt. Eine Lindenallee führt zu
der Backsteinkirche die mit ihren fünf blauen Kuppeln märchenhaft durch das
dichte Laub schimmert. Bekrönt werden die Kuppeln von orthodoxen Kreuzen,
die sich, in Erinnerung alter Glaubenskämpfe, über kleinen Halbmonden
erheben. Die Kirche wurde 1894 nach den unentgeltlich gefertigten Plänen des
preußischen Hofbaurates Albert Bohm errichtet. Unter ihrem Ikonenschmuck
ragen zwei restaurierte Bildnisse der Gottesmutter heraus, die Ende des 19.
Jahrhunderts von Klöstern auf dem Heiligen Berg Athos gestiftet wurden. Zar
Alexander III. schickte per Bahn russische Erde nach Berlin, um sie auf dem
Friedhof verteilen zu lassen. Entstanden ist eine baumreiche Anlage, die vor
allem die alten, einfachen Gräber mit schlichten Holzkreuzen prägen.
Unter den bekannteren, auch westeuropäischen Ohren vertrauten, Namen auf den
Grabsteinen sind der Architekt Michail Ossi-powitsch Eisenstein, Vater des
berühmten Filmregisseurs Sergey Michailowitsch Eisenstein, Alexander
Alexandrowitsch Rimski-Korsakow, ein Neffe des gleichnamigen Komponisten und
Michail Iwanowitsch Glinka, der in Berlin gestorbene und in St. Petersburg
begrabene Opernkomponist, an den ein Gedenkstein erinnert.
Adresse: Wittestr. 37 13509 Berlin Tel: +49 030 - 4324 0121 Verbindung: U 6 Borsigwerke; Bus 322 Öffnungszeiten: tgl. 8 Uhr bis Sonnenuntergang
Büchertips:
Karl Schlögel: Berlin
Ostbahnhof Europas. Russen
und Deutsche in ihrem Jahrhundert