Auf die schrillbunte Einfahrt folgen die Hofgebäude in der Form eines auf
den Kopf gestellten L: zuerst der lange Schenkel mit Töpferei, Kita,
Tischlerei, Kino, Fahrradwerkstatt und im Winkel der hohe Fabrikschornstein.
Ihm und den Fabrikremisen aus der Gründerzeit verdankt die Anlage ihren
Denkmalstatus. Am kurzen Schenkel liegen Küche, Kantine und das Hostel, das,
ungewöhnlich preiswert, vorwiegend junge Leute aus aller Welt anzieht.
Bekrönt wird es von einem neuen Obergeschoss mit Balkon.
Vor knapp 30 Jahren, als die Bewohner das Gelände der leer stehenden
ehemaligen Chemiefabrik besetzten, hätten sie den Balkon noch weggelassen –
zu bürgerlich. Den Raum zwischen den Gebäuden füllen Bäume in erstaunlicher
Zahl, die offensichtlich in heilender Absicht in die geschundene Erde der
alten Fabrikanlage gepflanzt wurden. Dazwischen stehen Spielgeräte, die es
mit den Kita-Kindern in dem Film Der ewige Gärtner mit Ralph Fiennes
zu gewisser Berühmtheit gebracht haben. Ungezählte Begrünungs-,
Renovierungs- und Bebauungsdurchläufe haben dem Ort Zug um Zug das Gesicht
eines Gartenhofes abgerungen, der zwar nie ganz fertig zu werden scheint,
aber als Spielplatz und Arbeitsstätte, nachbarschaftlicher Treff und
Festlokalität seinen festen Platz in dem Kiez am südlichen Rand Kreuzbergs
gefunden hat.
Kultureller Höhepunkt der Unternehmung ist zweifellos das für seine
Programmgestaltung mehrfach ausgezeichnete Regenbogenkino. Es gehört mit dem
FSK, dem Eiszeit, dem Moviemento und dem Sputnik zu der Handvoll Berliner
Spielstätten, an denen noch Kino nicht Kasse gemacht wird.