Im Berliner Westend am Rande des Grunewaldes erbaute Georg Kolbe 1928/29
zusammen mit dem Schweizer Architekten Ernst Rentsch sein Atelierhaus. Der
Ziegelsteinkubus liegt unter hohen Kiefern und ist mit der Terrasse auf
dem Dach, seinen großen Fenstern und den von Licht durchfluteten Räumen
spürbar vom Bauhaus und südlicheren Wohnideen inspiriert. In dem zweiten,
etwas kleineren Haus, das der Künstler für seine Tochter bauen ließ, lädt
heute in Räumen, die in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt
wurden, das „Cafe K“ zu Kaffee, Tarte und feinen Speisen ein. Zwischen
beiden Häusern und um sie herum dehnt sich ein von den Figuren des
Bildhauers wunderschön animierter Skulpturengarten. Ein Brunnen, 1978 aus
dem Garten des Bankiers Stahl in Berlin-Dahlem hierher versetzt, bildet
mit der Figur der ausgelassen Tanzenden das Herzstück des Skulpturenhofes.
Das Thema des Tanzes hat nahezu dreißig Jahre lang bis Ende der 1920iger
Jahre das Schaffen Kolbes bestimmt und viele seiner lyrischsten Figuren
entstehen lassen. In auffälligem Gegensatz stehen dazu die etwas separiert
in einem Gartenrechteck zur Straße hin aufgereihten Statuen,
überlebensgroße athletische Männer und Mutter-Heroinnen, die den Einfluss
des nationalistischen Zeitgeistes auf Kolbes Arbeit nicht verleugnen
können. Die Einrichtung einer öffentlich zugänglichen Sammelstätte seines
Werkes in seinen Wohn- und Arbeitsräumen hatte der 1947 gestorbene
Künstler testamentarisch verfügt. Das 1950 eröffnete Museum gehört zu den
wenigen Orten der Stadt, an denen die Besucher die Kunstwerke im privaten
Lebensraum des Künstlers erleben können. Im Atelierhaus sind die Werke
Kolbes in einer Dauerausstellung zu sehen. Künstler, deren Werk sich mit
dem Schaffen Kolbes trifft, werden in Wechsel- und Sonderausstellungen im
neuen Anbau und im Souterrain gezeigt.