Das letzte Berliner Großkino aus
den 20er Jahren wurde seit 1992 wegen Baufälligkeit des großen Saales nur
noch im Foyer bespielt. Dass es nach fast zehnjährigem Provisorium und
aufwendiger Sanierung mit großem Saal und Studiokino wieder eröffnen konnte,
erscheint heute vielen, angesichts der Kinoschließungen der 90er Jahre, fast
wie ein Wunder. Das Babylon wurde von 1927 bis 1929 auf dem Terrain des
legendären, zwanzig Jahre zuvor abgerissenen Scheunenviertels errichtet und
war Teil der von Hans Poelzig geschaffenen Randbebauung des damaligen
Bülowplatzes. Mit seinen 1299 Plätzen galt es als eines der schönsten
Rangkinos Berlins. Der Architekt und Kinoenthusiast hatte neben zwei
weiteren Kinos auch die Entwürfe für die aufwendigen Filmbauten in Paul
Wegeners Der Golem, wie er in die Welt kam geschaffen. Mit eben
diesem Film und einer um zwei Drittel geschrumpften Plätzezahl beging das
Kino im Mai 2001 seine Wiedereröffnung. Kommunale Betreiber, Denkmalbehörde
und Bezirkspolitiker haben sich für die Erhaltung des Babylon und der
gesamten städtebaulichen Anlage des heutigen Rosa-Luxemburg-Platzes
eingesetzt. Davon hat die Berliner Kinolandschaft profitiert, aber auch die
Stadtlandschaft, der in diesem Teil von Mitte das glatte und
gesichtslose städtebauliche Lifting, für den Bezirk längst sprichwörtlich
geworden, erspart geblieben ist.