Johann Amos Comenius (1592-1670) ist Namens- und Ideengeber des kleinen
Themengartens im Böhmischen Dorf in Neukölln. Die gärtnerischen Schöpfungen
folgen Zitaten aus dem Werk des böhmischen Pädagogen und können als
naturpoetische Annäherungen an die Aufgaben verstanden werden, die sich dem
Menschen in seinen verschiedenen Lebensaltern stellen. Im westlichen Teil
stellen Veilchenbeet, Wiesenteppich, Irrgarten oder Lebensquell solche
Übertragungen für das Grundschulalter dar. Zauberhafte Wasserkompositionen
und rätselvolle Pflanzenbilder sind hier entstanden. An die Gartenlaube mit
der Qualität eines Seelenparadieses schließt sich eine stärker figürlich
bestimmte Partie an. Neben dem Standbild des Gelehrten treten seine
pädagogischen Werkzeuge auf: eine Bühne für die „Schule als Spiel“ und eine
Galerie an der nördlichen Begrenzungsmauer für eine „Welt in Bildern“. In
Reihen gepflanzte Obstbäume kennzeichnen zur Richardstraße hin den letzten
Erziehungszyklus, den Akademiebereich. Zu beiden Seiten des Gartens setzen
sich die Lebenszyklen in den Einrichtungen des böhmischen Dorfes fort. Ihr
Beginn ist der Walnuss-Lebensbaum am Karl-Marx-Platz, ihr Ende der böhmische
Gottesacker in der Kirchhofstraße. Seit der Eröffnung des Gartens, 1995,
haben sich die Baumkronen geschlossen und die Obstbäume und Beerensträucher
tragen Früchte. Der umzäunte Garten ist in die philosophische Idee
hineingewachsen, die „Baumhallen des Lebens“ sind entstanden und die
wissenschaftlichen Gartenbetreuer sind Gärtner und Pädagogen geworden.
Längst haben sich den alten Böhmischen Glaubensflüchtlingen neue
Flüchtlingsgruppen zugesellt. Orient und Okzident, Alte und Junge, Suchende
und Erntende begegnen sich hier. Ein etwas versteckter Klingelknopf am
Gartentor in der Richardstraße gewährt Eintritt in den Garten. Nachts oder
wenn kein Betreuer da ist, bleibt er verschlossen. Einzelne und Gruppen, die
genaueres über Geist und Gestaltung des Comenius-Gartens erfahren wollen,
können telefonisch Gespräche und Führungen vereinbaren.