Dem Rathenauplatz, einem städtebaulichen Unort am oberen Kurfürstendamm, hat
der Künstler Wolf Vostell zum 750. Geburtstag Berlins mit zwei in ein
Betonmonument eingegossenen Cadillacs ein Zentrum und einen Stein
jahrelangen Anstosses geschaffen. Der einem berühmten Goya-Gemälde
nachgebildete Titel 2 Beton-Cadillacs in Form der nackten Maja lässt ahnen,
auf welche Portion Spott und Selbstbespiegelung sich der Betrachter
einlassen muss. Das 1987 aufgestellte, in vielfacher Weise mit gerade in
Westberlin wirksamen deutsch-amerikanischen Identifikationen spielende
Kunstwerk, kommentiert die Blechlawine, die den Kurfürstendamm an seinem
westlichen Ende in Richtung Stadtautobahn verläßt, bzw., von ihr in die
Prachtstraße einmündet. Es war eine der widerspruchsvollsten, in den 80-er
Jahren auf dem Kuhdamm platzierten Plastiken, der sich unter Federführung
des Kultursenators in einen Skulpturenboulevard wandeln sollte. Aber anders
als Olaf Metzels aus Absperrgittern, Pflastersteinen und einem Einkaufswagen
komponiertes Randaledenkmal, das von der Kreuzung Kurfürstendamm /
Joachimsthaler Straße verschwand, jahrelang eingelagert wurde und sich heute
in Privatbesitz am Osthafen wiederfindet, erwies die Vostell-Skulptur trotz
verschiedener um ihren Abriss bemühter Bürgerinitiativen und Verbände ihre
Standfestigkeit. Jahrzehnte nach ihrer Aufstellung ist die kritische Potenz
der Cadillacs unabweisbar und Vostells Auseinandersetzung mit dem Auto als
Fetisch-Objekt und größter Skulptur im 20. Jahrhundert immer noch produktiv.
Adresse: Rathenauplatz
10711 Berlin Verbindung: S 4 Halensee; Bus 104, M19, M29
Büchertips:
Hans Dickel und Uwe
Fleckner (Hrsg.):
Kunst in der Stadt.
Skulpturen in Berlin