"Tee trinken und das Getöse der Welt vergessen" wäre ein guter Grund, den
Berliner Teesalon aufzusuchen, der gegenüber der Ruine von Schinkels
Elisabethkirche in der Rosenthaler Vorstadt liegt. Daß es sich bei dem
schmucken Teegeschäft auch um eine Teestube und einen Veranstaltungsort
handelt, ist nicht gleich ersichtlich. Der Gast sitzt umgeben von Regalen
mit Behältnissen, in denen sich 300 Teesorten aus allen Anbaugebieten der
Erde verbergen - dazwischen handgefertigte Raku-Schalen, versilberte
orientalische Teekannen, hauchdünnes Porzellan und untersetzte, chinesische
Miniaturkännchen, die an taoistische Figuren erinnern. Wer genügend Zeit
mitbringt, kann die gewünschte Teesorte vor dem Kauf verkosten und erfährt
etwas über die empfohlene Wassertemperatur, die Ziehzeit und die Zahl der
möglichen Aufgüsse. Die Namen und Beschreibungen der Tees sind voller Poesie
und verführen zum Probieren, etwa den Wolken-Nebel-Tee, die
herbstliche Gottheit der Barmherzigkeit, den Phönix Tanchauyin
oder den raren und kostbaren Silbernadel Tee, den die Chinesen
empfinden wie den "Sonnenaufgang auf einer Bergwiese wenn sich die
Nebelschleier lichten". Eine besondere Spezialität sind Spitzentees aus den
Geheimen Teegärten Chinas, die früher dem Kaiserhaus vorbehalten waren und
von denen auch heute nur wenige in den Handel gelangen. Eine Tee-Reisen
genannte Veranstaltungsreihe, in der man Wissenswertes, Poetisches und
natürlich den Geschmack einer der großen Teeregionen kennen lernt, führt
durch die wichtigsten Anbaugebiete der Welt. Diese Veranstaltungen mit bis
zu sieben Personen finden sonnabendnachmittags statt und müssen frühzeitig
gebucht werden.