1984
entstand in Ostberlin im Eckhaus Luisenstraße 39 / Marienstraße 32 unter
den Händen von Charlotte von Mahlsdorf ein sorgfältig, im Stil des späten
19. Jahrhunderts möbliertes Gedenkzimmer für den japanischen Dichter und
Arzt Mori Ogai. Nur wenige Monate hatte es der damalige Medizinstudent und
Sohn einer alten japanischen Adelsfamilie im Jahr 1887 bei seinen allzu
vertraulichen Wirtsleuten ausgehalten. Das Pensionszimmer, das einzige
erhaltene seiner Berliner Quartiere, wurde Kern der winzigen Gedenkstätte
Mori Ogais. Wie in einer zauberhaften Erzählung wird durch wenige alte
Photographien, Büchervitrinen, eine kleine Bibliothek und Textstellen aus
Werk und Tagebüchern ein Einblick in das Leben des Japaners gewährt. An
der Schwelle zum 20sten Jahrhundert war es ihm möglich, sein Heimatland
mit europäischen Augen wahrzunehmen und gleichzeitig die Lebensformen
Europas an den moralischen und kulturellen Werten seines Landes und
Standes zu messen. Aus diesem spannungsvollen Erlebnis und seiner
Begeisterung für die Dichtung Europas ging das gewaltige literarische
Werk Mori Ogais hervor, darunter eine große Zahl von Übersetzungen europäischer
Klassiker. 1922 erschien in seiner Übersetzung erstmals Goethes Faust in
Japan. Die Mori-Ogai-Gedenkstätte ist Teil der Japanologie der
Humboldt-Universität und für japanische Besucher ein Ort der Verehrung
und überraschender Vertrautheit in der fremden Stadt. Das Gedenkzimmer,
wechselnde Ausstellungen und eine, "Kleine Reihe" genannte
Edition mit studentischen Erstübersetzungen aus unterschiedlichsten
japanischen Literaturformen lohnen den Besuch in diesem kleinen Tempel
japanischer Kultur in Berlin.
Adresse:
Luisenstr. 39 10117 Berlin Tel: +49 030 282 60 97 Fax: +49 030 281 50 68 Verbindung: U 6 Friedrichstraße; S 1, S 2, S 25 Friedrichstraße;
Bus 147, 157 Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-14 Uhr E-Mail:beate.wonde@rz.hu-berlin.de Home Page:www2.hu-berlin.de/japanologie/
Büchertips:
Charlotte von Mahlsdorf:
Ab durch die Mitte
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