Der Schinkelschüler August Soller
errichtete die St.-Michaels-Kirche in den Jahren 1851 bis 1861 als zweiten
katholischen Kirchenbau der Stadt. Das turmlose, sehr italienisch wirkende
Bauwerk, das Theodor Fontane als schönste Kirche Berlins pries, wird von
einer zierlichen Kuppel und einer Figur des Erzengels Michael gekrönt. Diese
von August Kiss geschaffene Figur gibt auch der vor der Kirche liegenden
Wasserfläche, dem Engelbecken, seinen Namen. Starke Zerstörungen im Zweiten
Weltkrieg und die fatale Lage der Kirche während der Teilung der Stadt im
unmittelbaren Grenzbereich haben ihre Spuren hinterlassen. Das rote
Backsteinbauwerk ist in seinem Mittelteil eine Ruine. In das offene,
dachlose Längsschiff wurde in den 80er Jahren provisorisch ein
Gemeindezentrum eingebaut. Sichtbare und fühlbare Wundränder trennen noch
die Elemente dieses ungewöhnlich reichen und großzügigen Stadtraumes, die
Kirche, das Wasser, die Gärten, die Alt-, Neu- und Plattenbauten. Dennoch
wird die besondere städtebauliche Wirkung der St.-Michaels-Kirche wieder
deutlich. Sie liegt genau in der Hauptachse der Gärten im ehemaligen
Luisenstädtischen Kanal auf der Grenze zwischen den Bezirken Kreuzberg und
Mitte. Früher reichte die freie Sicht von hier bis zur Kirche am Südstern,
was sich an klaren Wintertagen noch heute nachvollziehen lässt. Seit 2001
gibt es einen Förderverein St. Michael e.V., der sich für die Erhaltung und
Instandsetzung der Kirche einsetzt und Veranstaltungen wie die
Sommermusik in der Kirche organisiert.