Das Krematorium in Treptow ist, neben seiner alltäglichen Bestimmung, ein
Mekka für Freunde und Studenten zeitgenössischer Architektur aus aller Welt
geworden. Es entstand in den Jahren 1996 bis 1998 nach Plänen des Büros Axel
Schultes und Charlotte Frank, die auch – das sollte die Neugier nicht
mindern – das Kanzleramt entworfen haben. Mehr als das Gebäude selbst
fasziniert der umbaute Raum, das Innere, die hohe Halle, die Vergleiche mit
Stone-henge, dem ägyptischen Karnak oder der Moschee von Cordoba
herausgefordert hat. Neunundzwanzig marmorglatte Betonsäulen wachsen wie
Bäume, unregelmäßig im Raum verteilt, aus dem Boden und gliedern die
rechteckige Totenhalle. Ihre Häupter werden, wo sie die Decke durchstoßen,
von kreisrunden Kapitellen aus Tageslicht gekrönt. In der Mitte des
gewaltigen Säulenhains ruht ein spiegelglattes, rundes Wasserbecken.
Das Zusammenwirken von konzeptueller Klarheit, Material und Licht ist
verblüffend und lässt mit den motivischen Anleihen aus den Kulturen der Welt
ein einzigartiges Raumerlebnis entstehen. Die Architekten sind mit diesem
Bauwerk unter den wenigen zeitgenössischen Baumeistern, die sich an die
Interpretation des Sakralen wagen – mit Erfolg, wie andächtige und staunende
Besucher und Nutzer des Gebäudes bezeugen können.
Adresse: Kiefholzstr. 221
12437 Berlin Tel: +49 030 - 639581-0 Verbindung: S 6, S 8, S 9, S 10, S 45, S 46 Baumschulenweg; Bus 166 Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-15 Uhr
Büchertips:
Falk Jaeger: Architektur für das neue
Jahrtausend. Baukunst der neunziger Jahre in Berlin
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Heinrich Wefing: Kulisse der Macht.
Das Berliner Kanzleramt