Durch Ehrenhof und Foyer des stattlichen Dreiflügelbaus der ehemaligen Tierarzneischule in der Luisenstraße
gelangt man in einen rückwärtigen Park. Hier verbirgt sich das Anatomische Theater, ein 1790 errichtetes, frühklassizistisches Meisterwerk, das Carl Gotthard
Langhans dem 200 Jahre älteren Teatro Anatomico in Padua nachempfunden hat.
Der villenartige, zweigeschossige Bau mit flacher Kuppel ist das älteste
erhaltene akademische Lehrgebäude Berlins und berühmt für seinen kreisrunden Hörsaal.
Die dicht gestellten, filigran verzierten Bankreihen, die steil bis unter
die Kuppel steigen, gewähren den allseitigen Blick auf den versenkbaren
Seziertisch, der unten, im Zentrum des amphitheaterartigen Raumes steht. In
DDR-Zeiten und noch zu Zeiten der Wende konnten Besucher sich das
despektierlich Trichinentempel genannte Gebäude mit dem schönsten Hörsaal Berlins von Mitarbeitern des Instituts für Fleischhygiene zeigen lassen. Solch
beschauliche Fremdenführerei hat sich die Hauptstadt leider abgewöhnt. Wie
die historischen Bauten der Tierärztlichen Hochschule mit ihren reizvollen,
bröckelnden Fassaden hat auch der von Peter Joseph Lenné geschaffene Gartenpark
einiges von seiner ursprünglichen Pracht eingebüßt, erfreut sich aber - vielleicht
gerade deshalb - unter Studenten großer Beliebtheit.
Adresse: Luisenstr. 56
10117 Berlin Verbindung: U 6 Oranienburger Tor; Bus 147, 157
Büchertips:
Sabine Bohle-Heintzenberg:
Architektur und Schönheit. Die Schinkel-Schule in Berlin und Brandenburg.