Auf dem Koppenplatz wurde 1996
die Bronze-Skulptur Der verlassene Raum des Künstlers Karl
Biedermann aufgestellt. Er war als Sieger aus einem Denkmal-Wettbewerb zum 50. Jahrestag der Pogromnacht hervor
gegangen, der 1988 noch vom Ostberliner Magistrat ausgeschrieben worden war. Ein lederbezogener Tisch und zwei
passende Stühle, einer davon umgeworfen, sind täuschend echt gearbeitet und nur wenig, aber
doch beunruhigend größer als wirkliche Möbel. Erst aus der Nähe ist das
bronzene Material der Plastik erkennbar. Die gröbere Bodenplatte stellt einen
Parkettfußboden dar, den ein Fries mit Versen aus einer 1947 erschienenen Gedichtsammlung der Nobelpreisträgerin Nelly Sachs
einrahmt:
"... O die Wohnungen des Todes, / Einladend hergerichtet / Für den Wirt des Hauses, der sonst Gast war - / O ihr Finger, / Die Eingangsschwelle legend / Wie ein Messer zwischen Leben und Tod - // O ihr Schornsteine, / O ihr Finger, / Und Israels Leib im Rauch durch die Luft! Nelly
Sachs (10. Dezember 1891 Berlin - 12. Mai 1970 Stockholm)". Im Hinterhof des Hauses Koppenplatz 6 gibt es weitere
Kunstspuren, die auf die Vernichtung jüdischer Menschen aufmerksam machen.
Die Worte "Vergessen ist Verbannung. Erinnerung ist Erlösung" des jüdischen
Mystikers Baal Schem Tow sind an einer Brandwand angebracht, deren ganze
Fläche als Seite eines Buchhaltungsjournals gestaltet wurde. Sie führt, stammbaumartig, die Namen der ermordeten jüdischen
Hausbesitzerin und ihrer Angehörigen auf. Unter ihnen ist auch eine Nichte, die dem
Massenmord entgangen ist und von der die Inhaber der Galerie sphn das
Haus gekauft haben. Sie selbst realisierten das Erinnerungswerk. Es kann
während der Öffnungszeiten der Galerie betrachtet werden.
Adresse: Koppenplatz
10115 Berlin Verbindung: U8, Bus 240 Rosenthaler Platz
Büchertips:
Andreas Kraft:
"nur eine Stimme, ein Seufzer" Die Identität der Dichterin Nelly Sachs
und der Holocaust